Das Klopfen an meiner Tür rettete mich aus meinen Gedanken.
"Ey, bist du noch wach?", hallte Bastis Stimme dumpf aus dem Flur.
Ruckartig setzte ich mich auf, was dazu führte, dass ein unfassbarer Schmerz meinen Kopf durchzog. "Was willst du?", versuchte ich so normal wie möglich rauszubringen und bereute sofort wieder, dass ich überhaupt geantwortet hatte. Er könnte genauso gut gedacht haben, dass ich schon schlafe und ich könnte mich alleine weiter bedauern.
"Willst du vielleicht mal aufmachen?"
Stöhnend stieg ich vom Bett, dieses mal bewegte ich mich langsamer, da mein Kopf ohnehin schon schmerzte.
Ich fuhr mir noch einmal mit der Hand durchs Gesicht und hoffte einfach, dass ich nicht so scheiße aussah, wie ich mich fühlte.
Diese Hoffnung starb allerdings, als ich die Tür öffnete und in Bastis Gesicht schaute.
"Was ist los?" Er schloss die Tür hinter sich. "Was ist passiert?", fragte er dann weiter, als ich keine Anstalten machte zu antworten.
Ich ließ mich wieder aufs Bett fallen und betete inständig, dass ich nicht anfangen würde zu heulen wie ein Kleinkind. Und das auch noch vor meinem Bruder, der sich sowieso schon immer viel zu viele falsche Sorgen machte und die berechtigten einfach ignorierte.
Basti setzte sich neben mich und nahm meine Hand. "Hör mal," Ich schaute ihn an. "du weißt, du kannst mir alles erzählen und ich werde dir helfen, wo ich kann." Seine Stimme war aufeinmal so sanft und ruhig. Ganz im Gegensatz zu seiner Stimme normalerweise, die immer eher kaputt und aggressiv klang.
Ich nickte und konnte es einfach nicht mehr aushalten. Die Tränen liefen wieder. Basti nahm mich in den Arm. Das war das Schöne an ihm. Ich konnte mich einfach auf ihn verlassen, wenn mal etwas war.
"Also, was ist los?", fragte er nach einer Weile wieder.
Was sollte ich ihm denn jetzt bitte sagen? Dass ich mich in einen seiner besten Freunde verliebt habe? Dass ich mit ihm geschlafen habe und er mich dann abgeschoben hat? Ich glaube, das würde für niemanden gut ausgehen.
Er entfernte sich wieder ein Stück von mir und sah mich durchdringlich an.
"Ich kann das einfach alles nicht mehr", heulte ich ihn voll und ließ mich auf den Rücken fallen, vergrub mein Gesicht in meinen Händen. "Ich will nicht mehr zur Schule, Basti." Schule war immer eine gute Ausrede. Vorallem, da er wusste, dass es bei mir gerade nicht so gut lief. Sowohl im Bezug auf den Unterricht als auch im Bezug auf Menschen. Ich war einfach nicht sehr beliebt und dass ich Krug mit Nachnamen hieß, half auch nicht gerade.
"Ich versteh auch gar nicht, wieso du überhaupt unbedingt dein Abi machen willst." Da hatten wir schon einige Male drüber geredet. Er war ja der Meinung, dass ich einfach abbrechen und eine Ausbildung anfangen solle. Dann würde ich auch endlich Geld verdienen. Aber ich weiß einfach nicht, was ich überhaupt werden will. Das sollte man in der 13. Klasse vielleicht schon mal wissen. "Ich meine, du bist offensichtlich nicht glücklich dabei. Wen willst du damit beeindrucken?"
Ich schloss meine Augen und schüttelte den Kopf.
"Niemand aus unserer Familie hat Abi. Und du hast schon dein Fachabi sicher. Wo ist dann also das Problem? Ich meine, okey, Lukas hat das Abitur. Der kann aber auch alles. Steven hat das Fachabi. Und was bringt es denen jetzt? Ich hab meinen Realschulabschluss und wünschte mir ich hätte einfach früher mit der Musik angefangen. Und guck dir mal Tim an." Ein Stich in mein Herz. "Der hat noch nicht einmal einen Hauptschulabschluss. Und der Wichser ist jetzt auch reich." Kann er bitte einfach aufhören über ihn zu reden? "Also versteh ich nicht, wieso du das noch machst."
Ich streckte die Arme über meinen Kopf. "Wegen der Zeit", antwortete ich trocken.
Ich konnte Bastis verwirrten Blick auf mir spüren, also sprach ich weiter. "Was soll ich denn stattdessen machen?"
Ich öffnete die Augen. Er sah nachdenklich an die Decke. "Wie wärs, wenn du erst mal weiter mit uns auf Tour gehst und dann sehen wir weiter?"
Ich setzte mich auf und wischte mir die Tränen von den Wangen. "Meinst du das ernst?"
Er nickte. "Ja, ich denke Lukas würde sich auch freuen, wenn du länger bleibst." Er sah mich wieder an und lächelte und ich zwang mich, es ihm gleichzutun. "Wir können ja morgen zusammen drüber reden", meinte er nach ein paar Minuten, in denen wir nur schwiegen.
Ich nickte. Er drückte mir einen Kuss auf den Kopf, wünschte mir noch eine gute Nacht und verließ dann wieder das Zimmer.
Das hatte mich jetzt zwar ein bisschen von ihm abgelenkt, sobald Basti jedoch die Tür geschlossen hatte, kam mir Timi wieder in den Sinn und sorgte für eine schlaflose Nacht.
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Noch eine unreale Liebesgeschichte
FanfictionEs ist kompliziert. Erfunden, aber kompliziert.