Lukas wurde tatsächlich krank, weshalb er die Termine für Köln und Leipzig verschieben musste. Also blieben noch zwei mal Berlin und ein mal Hamburg übrig.
Wir fuhren zurück nach Hause. Ich ging wieder zur Schule.
Timi würde nach Berlin kommen und Lukas beim Konzert unterstützen. Noch stand nicht fest, ob er beide Tage auftreten würde oder nur an einem.
Ich für meinen Teil hatte keinen Bock ihn wiederzusehen, weshalb ich mich auch aus dem ersten Konzert raus reden konnte.
Bei dem zweiten Konzert stand Lukas dann vor meiner Tür und zwang mich quasi dazu mitzukommen. Es sei ja das letzte Konzert, das er erst mal in der Nähe spiele, weshalb ich doch noch mal zu gucken solle. Außerdem meinte er, dass ich sonst den Trostpreis Auftritt mit Tim verpasse, weil ich mich in den letzten Städten darüber aufgeregt hatte, dass er nicht da war.
Ich würde ihm so gerne sagen, dass gerade Timi der Grund war, aus dem ich nicht kommen wollte. Aber dann müsste ich ihm erzählen, was zwischen uns passiert ist und das wollte ich auf keinen Fall.
Wenig später saß ich dann im Backstage und starrte auf den großen Bildschirm, der an der Wand hing. Alligatoah spielte grade und lieferte natürlich wieder eine unglaubliche Show.
"Nervös?", hörte ich die weiche Stimme von Tim. Aus dem Augenwinkel konnte ich sehen, wie er mich anstarrte.
Ich schaute ihn an. Er zog an seinem Joint. Warum sah er selbst beim Kiffen so unglaublich heiß aus? "Nein, wieso?"
Er schaute auf meine Beine und legte dann seine Hand auf mein wippendes Knie. "Willst du ziehen?" Er hielt mir seinen Joint hin.
Ich schaute ihn peinlich berührt an und setzte mich dann in den Schneidersitz hin, damit er seine Hand wegnahm, die, sogar durch meine Hose, ein heißes Kribbeln auf meinem Knie hinterließ.
Ich griff nach dem Joint und zog einmal dran, merkte fast sofort, wie mich die Wirkung vom Marihuana ein bisschen erreichte. Ja, ich war sehr angespannt. Immerhin saß ich mit der Liebe meines Lebens und seiner Frau alleine in einem Raum.
Nach meinem zweiten Zug nahm er mir den Joint wieder aus der Hand, nahm einen letzten und drückte diesen dann im Aschenbecher, der auf dem kleinen Glastisch, der vor uns stand, aus.
Die Tür ging auf. Ein Mann steckte seinen Kopf in den Raum, wies Timi daraufhin, dass er gleich auf die Bühne musste und verschwand dann wieder.
Tim stand auf und zog sein Oberteil aus. Ich konnte meine Augen einfach nicht von seinem perfekten, tättowierten Oberkörper nehmen.
Er drehte sich um. Sein Rücken zierte kein einziges Tattoo, obwohl er auf seinem ganzen Körper so viele hatte. Er hatte sogar angefangen seinen Kopf zu tättowieren. Aber seinen Rücken wolle er als letztes machen. Immerhin wolle er die Tattoos auf seiner Haut ja auch sehen können.
Auf dem Sessel, der gegenüber von der Couch stand, auf der wir saßen, lag ein gelber Bademantel, den Tim sich überzog.
Er ging noch mal um den Tisch herum und zog Isabelle zu sich hoch.
Grinsend legte sie ihr Arme um seinen Hals und er zog sie zu einem innigen Kuss näher an sich.
Als ob er nicht weiß, dass er mir damit das Herz bricht...
"Ich glaub, ich kotz gleich", murmelte ich angewidert, als ich meinen Blick wieder auf den Bildschirm richtete.
Die beiden schauten mich an.
"Viel Spaß", lächelte sie ihn noch mal an. Er gab ihr noch einen kurzen Kuss und verschwand dann.
Isabelle ließ sich neben mich auf die Couch fallen. "Er ist so perfekt." Sie lächelte ihm verträumt hinter her.
Wie ich sie hasste. Und das nicht nur, weil sie die Frau von dem Kerl war, den ich haben wollte. Sie hatte so eine ekelhafte Persönlichkeit. Aber irgendwie sah das niemand, außer mir.
"Ja, er ist toll", murmelte ich.
"Ich hoffe, dass du mal einen Mann findest, der dich so liebt, wie Tim mich liebt." Wenn du wüsstest.
Ja, ich wollte ihr gerne erzählen, was zwischen mir und Tim lief. Oder besser gesagt gelaufen ist. Wollte so gerne ihre perfekte kleine Welt zerstören.
Aber ich konnte nicht. Wenn ich das tun würde, würde Timi kein Wort mehr mit mir reden. Ich weiß nicht warum, aber er liebte sie und würde mich mit Sicherheit hassen, wenn ich ihm das kaputt machen würde.
"Was ist da eigentlich zwischen dir und Lukas?"
Verwirrt schaute ich zu ihr. Sie war näher, als es mir lieb war, hatte einen Arm auf der Lehne der Couch und grinste mich an. Dachte sie, das hier wird ein Mädchen Gespräch unter Freundinnen?
"Was soll da sein?", fragte ich sie leicht genervt. Wenn das Gras doch langsam mal richtig wirken würde..
"Komm, du kannst mir doch nicht erzählen, dass da zwischen euch nichts läuft." Sie hüpfte auf der Stelle hoch und runter. Bitch, du bist 32, also hör auf dich wie ein kleines Kind zu benehmen.
Ich schaute sie weiterhin verwirrt an, versuchte mir meine Genervtheit nicht anmerken zu lassen.
"Wie ihr beide mit einander umgeht finde ich ja so süß." Sie grinste mich immer noch an.
Ich schüttelte den Kopf. "Wir sind gut befreundet, mehr ist da nicht", versuchte ich das Thema abzuschließen, doch sie ließ nicht locker.
"Willst du nicht zugeben, dass da was läuft oder ist dir wirklich nicht aufgefallen, dass er was von dir will?" Sie schaute mich druchdringlich an.
"Ich glaube nicht, dass er in dem Sinne auch nur irgendwie Interesse an mir hat." Ich schaute auf meine Hände. Das wurde mir langsam alles echt zu doof. Sie wollte doch nicht ernsthaft mit mir über mein Liebesleben sprechen?
"Also willst du doch was von ihm." Ich guckte sie böse an, woraufhin sie mit einem Lächeln weiter sprach. "Hast du mal gesehen, wie er dich anguckt? Oder mal bemerkt, dass es unglaublich romantisch ist, dass er dich extra aus Brandenburg abholt, nur damit du noch mal bei seinem Konzert dabei bist?"
Ich schüttelte wieder den Kopf und wandte meinen Blick wieder zum Bildschirm, auf dem nun auch Timi zu sehen war.
"Selbst wenn, meine Gefühle sind mega kompliziert und ich glaube nicht, dass Lukas damit klar kommen würde. Und ich möchte jetzt auch bitte nicht mehr darüber reden." Bei dem letzten Satz schaute ich kurz zu Isabelle, die verteidigend ihre Hände hob.
DU LIEST GERADE
Noch eine unreale Liebesgeschichte
FanfictionEs ist kompliziert. Erfunden, aber kompliziert.