Prolog

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Joels Sicht

„Ihr könnt mich mal kreuzweise. Wann versteht ihr endlich, dass ich nicht mit euch in Kontakt bleiben will? Muss ich wirklich noch mal aufzählen, was ihr alles falsch gemacht habt?" fassungslos sah ich meine Erzeuger an und konnte wirklich nicht glauben, dass sie mich jetzt sogar schon auf der Straße aufsuchten und versuchten einen auf heile Welt zu machen.

„Joel bitte, du bist doch unser einziger Sohn. Dreh uns bitte nicht auch noch den Rücken zu"

„Saphira war auch eure einzige Tochter und bei ihr ist es euch auch nicht sonderlich schwer gefallen, sie einfach zu ersetzen. Also wieso zum Teufel adoptiert ihr nicht einfach einen Jungen und benennt ihn nach mir?" ironisch lächelte ich meine Erzeuger an, die vor mir standen und nicht wirklich wussten, was sie darauf erwidern sollten.

Fünf Jahre war nun die Verhandlung her und in diesen fünf Jahren hatte ich es so gut wie vermieden sie auch nur zu Gesicht zu bekommen.

Wie es mein Rabenvater geschafft hatte wegen guter Führung früher frei zu kommen wusste ich ehrlich gesagt nicht, doch passierte es seit diesem Tag nicht gerade selten, dass die beiden versuchten mit Saphira und mir in Kontakt zu treten.

Mein Vater hatte zwar Saphira gegenüber ein Kontaktverbot, doch ließ ihn das nicht davon abhalten mich aufzusuchen.

Erinnert mich daran, dass ich Vincent darum bitte, dass er ein solches Kontaktverbot auch für mich einklagt, denn sonst kann ich mich nicht mehr lange zurück halten diesem Monster nicht endlich eine rein zu hauen.

Ich war zwar prinzipiell immer gegen Gewalt, doch bei diesem Menschen fiel es sogar einem ruhigen Viktor schwer nicht die Kontrolle zu verlieren.

„Joel, bitte, wir wollen-"

„Was ihr wollt ist mir aber scheiß egal, es interessiert keinen ok? Wann versteht ihr endlich, dass ich euch nicht verzeihen werde, was ihr meiner Schwester angetan habt? Das ihr mich glauben lassen habt, sie wäre freiwillig gegangen und hätte mich alleine zurück gelassen? Ihr habt nicht nur einmal versucht mir meine Schwester wegzunehmen, ein weiteres Mal werde ich es nicht zu lassen, also verschwindet endlich"

Mir war es egal, dass wahrscheinlich alle hier auf dem Markplatz mich brüllen hörten.

Ich wollte nur endlich, dass sie verschwinden und nie wieder kommen.


Tatsächlich schienen meine Erzeuger dann auch endlich mal zu begreifen, dass ich mich heute nicht mehr auf einen Kaffee mit ihnen einlassen würde und kehrten mit betroffener Miene um.

Wenn sie dachten, dass das außer Schadenfreude irgendetwas bei mir bewirkte, dann lagen sie falsch.

Ihre falschen Spiele konnten sie bei anderen versuchen, aber nicht bei mir.

Immer noch wütend machte ich mich auch wieder auf den Weg nach Hause und trat bissig ein paar kleine Kieselsteine weg.

Zu spät bemerkte ich wie mein Fuß eine Bierdose erwischte und ich sie mit viel Kraft weit weg schoss.

Valentin wäre bestimmt stolz auf mich gewesen.


Erst als ich jemanden kurz darauf aufstöhnen hörte, wurde mir bewusst, dass mein wütendes Wegtreten nicht unbemerkt bleiben würde.

Mit geweiteten Augen sah ich zu dem Jungen, der sich die Stirn hielt und etwas benommen auf dem Boden hockend durch die Gegend sah, wahrscheinlich nicht wirklich wissend, was gerade passiert ist.

„Oh Gott, es tut mir so leid" mit diesen Worten erreichte ich den Jungen, der mich immer noch etwas benebelt ansah.

„Was ist gerade passiert?" fragte er mich auch direkt und das kurze Holpern meines Herzens bei dem Klang seiner Stimme ignorierend antwortete ich ihm.

Augenblick zielgerichtet ins HerzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt