ONE

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Erst heute wurde mir klar das ich vor 18 Jahren die Ermordung meines Vater mit ansehen musste. Mir war zu diesem Zeitpunkt nicht klar welche Folgen dies für mich haben wird. Ich erinnere mich an diesen Tag als wäre es gestern gewesen. Ich war noch so jung, ich wusste nicht was das alles zu bedeuten hatte. In der Hoffnung das mich niemand gesehen hatte, rannte ich zurück in mein Zimmer und versteckte mich unter meiner Bettdecke. Zu meinem Glück dachte meine Mutter wohl wirklich das ich schlafe. Ich wollte mir nicht ausmalen was passiert wäre, hätte sie mich damals auf der Treppe stehen sehen. Wir hatten noch nie ein sonderlich gutes Verhältnis und das ließ sie mich mit jedem Tag spüren, an dem mein Vater nicht mehr bei uns war. Doch natürlich hatte ich als ich älter war angefangen Fragen zu stellen, was ihr überhaupt nicht gefiel. Ihr war es bewusst das ich über alles bescheid wusste und so ließ sie mich eines Tages im Glauben alleine zu sein. Ich war erst 15 und somit noch ein Kind, als ich an diesem Morgen aufwachte herrschte Totenstille im Haus, mit leisen Schritten verließ ich mein Zimmer und schaute raus in den Flur.
Leer.
Mit einer Vorahnung das ich nicht alleine war machte ich mich auf den Weg in die Küche. Dumm und Naiv wie ich war, rief ich durch das ganze Haus.

"Maaamaaa. Bist du da?"

Ich durchsuchte jeden Raum und gab es schließlich auf, sie war fort. Dachte ich zumindest und ließ mich auf einen Stuhl in der Küche fallen. Alles was ich hörte war mein eigener Herzschlag. Doch plötzlich hob mir jemand von hinten den Mund zu. Mein Schrei wurde in der Hand gedämpft und war kaum hörbar. Angst und Panik machte sich in mir breit, sofort dachte ich an Einbrecher. Aber wer stieg schon am helligten Tag in ein Einfamilienhaus ein? Immer wieder versuchte ich um Hilfe zu rufen und mich aus dem Griff zu befreien. Doch ich war zu schwach, ein großer Mann erschien in meinem Blickfeld und ich fing an vor Angst leicht zu zittern. Er hatte eine Art Ausrüstung an, ganz in schwarz. Er gab der Person hinter mir ein Handzeichen und ich wurde losgelassen, sofort sprang ich auf und rannte um mein Leben. Gerade als ich die Treppe hinauf stürmen wollte, kam mir meine Mutter entgegen. Sprachlos starrte ich sie an, was hatte sie vor?

"Sie ist hier." sprach sie kalt und packte mich am Arm, widerwillig wurde ich die Treppenstufen hinunter gezerrt und weg geschubst.

"Was soll das? Wer sind diese Männer und wieso arbeitest du mit ihnen zusammen?" fragte ich sichtlich überfordert und lief langsam rückwärts, bis ich an der Tür angekommen war. Sie waren so von meinem Fragen abgelenkt das ich die Haustür aufreißen und fliehen konnte. Ich rannte einfach los, ohne auch nur noch einmal zurück zu blicken. In diesem Augenblick verstand ich die Welt nicht mehr. Ich wusste nicht wo meine Beine mich hintragen würden, doch eines war mir klar. Ich würde so lange weiter rennen bis ich keine Luft mehr bekommen würde. Bis ich weit genug von ihnen entfernt war.

Schweißgebadet wachte ich auf und atmete erst einmal tief durch, wieder holte mich dieser schreckliche Teil meiner Vergangenheit ein. Es gab einfach kein entkommen. Schnell packte ich meine Decke wieder in den Rucksack und stand auf, ich musste mich beeilen bevor die ersten Leute durch den Park laufen würden. Seit dem ich von Zuhause abgehauen bin, lebte ich auf der Straße. Ich hatte nichts mehr, meine Mutter hatte mir alles genommen. Von einem Magenknurren wurde ich aus meinen Gedanken gerissen und schaute reflexartig auf meinen Bauch. Ich durchsuchte meinen Jackentaschen, in der Hoffnung noch etwas Geld zu finden und tatsächlich. Ich hatte Glück denn es reichte gerade noch für ein trockenes Brötchen. Gerade als ich den Laden wieder verlassen wollte, fiel mir ein Schild am Fenster ins Auge. Mitarbeiter gesucht. Das war meine Chance, sofort kehrte ich um und ging noch einmal an den Tresen auf dem die Kasse stand.

"Entschuldigen sie bitte." sprach ich einen der Mitarbeiter an und er kam auf mich zu. Mit einem freundlichen Lächeln auf den Lippen sprach ich weiter.

"Ich habe gerade das Schild draußen gesehen, das sie jemanden suchen. Ich würde mich gerne vorstellen." sagte ich leicht verunsichert, denn erholt sah ich nicht gerade aus. Er nickte und schien noch zu überlegen, plötzlich wurde mir sehr warm und ich faltete nervös meine Hände zusammen. Doch dann gab er mir endlich eine Antwort.

The secret ProjektWo Geschichten leben. Entdecke jetzt