Kapitel 2

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„… und ich spreche wohl im Namen vom ganzen Volk von Eos, wenn ich mich bei diesem mutigen und tapferen jungen Mann neben mir bedanke.“ Nun wendet er sich an mich: „ Cane, Sie sind der Auserwählte und nur Sie können uns alle retten! In ihren Händen liegen Millionen von Menschenleben. Wir alle hier, glauben an Sie und wissen, dass Sie es schaffen werden.“

Ich bekomme kaum noch Luft. Die Interviews mit den aufdringlichen Reportern waren schon schlimm, Fragen über mein Privatleben und jeder ganz erpicht darauf eine gute Story zu erhaschen. Wie es mir dabei geht spielt keine Rolle, dass ich verwirrt und geschockt bin und ich diese Mission gar nicht machen will, scheint hier niemand zu interessieren.  Sie feiern mich als Held, obwohl ich keine Ahnung vom kämpfen habe. Doch die Krönung auf das Ganze ist diese Live- Übertragung der Rede des Königs!! Ich stehe die ganze Zeit wie angewurzelt neben ihm, total nervös und mit jedem Wort, dass den Mund des Königs verlässt, wächst meine Angst.

~°~

Mir wird gestattet mich ein wenig auszuruhen, während der König noch letzte Interviews geben muss. Ein Diener führt mich quer durch den riesigen Palast. Alles ist mit Gold verziert, Vorhänge aus schwerem und prunkvollem Samt, antike Vasen und viele Ölgemälde entdeckte ich in den vielen Gängen. Ich kann so schnell gar nicht alle Eindrücke aufnehmen, geschweige denn verarbeiten. Zudem beschäftigte mich, dass der König mich um ein Gespräch „unter vier Augen“ gebeten hatte. Was er wohl mit mir besprechen will. Allein bei dem Gedanken wird mir schon wieder übel. Plötzlich stoß ich mit dem Diener zusammen. Mir ist nicht aufgefallen, dass er vor einer Tür stehen geblieben ist, zu sehr bin ich mal wieder in meine Gedanken vertieft gewesen. „ Ent.. Entschuldigung“ stammle ich schnell, doch er  verdreht nur die Augen und öffnet die Tür. Ich betrete das Zimmer und mir klappt der Mund auf. Es ist doppelt, nein dreifach so groß wie meine eigene Wohnung. In der Mitte steht ein riesiges Himmelbett aus massivem Holz und an der gegenüberliegenden Wand hängt einer dieser modernsten und neusten Flachbildschirme. Lange, dunkle Vorhänge säumen die fünf hohen Fenster. Eines führt auf einen kleinen Balkon. Man hat eine wunderbare Sicht über die Hauptstadt Malis. Ich lasse mich in das bequeme Bett fallen und will kurz die Augen schließen, als ich eine weitere Tür entdecke. Sie führt in ein Bad mit freistehender Badewanne und goldenem Wasserhähnen. Ein Räuspern erinnert mich, dass ich nicht allein bin, sondern der unfreundliche Diener immer noch hier ist. Doch zu meiner Überraschung steht ein anderer Diener an der Tür. Er trägt kanariengelbe Strümpfe und hat ein breites Grinsen im Gesicht. „Gefällt Ihnen ihr Zimmer? Oder wollen Sie ein anderes?“ fragt er mich mit einer ungewöhnlich hohen Stimme. Ich nickt hastig. Hat er sie noch alle? Das Zimmer ist fantastisch! Doch als ich seinen verwirrten Blick sehe wird mir bewusst, dass mein Nicken keine eindeutige Antwort gewesen ist. „Nein, nein. Mir gefällt das Zimmer sehr gut. Danke.“ „In Ordnung. Wenn sie irgendwelche Wünsche haben, wenden Sie sich bitte an mich. Ich bin ihr persönlicher Diener, Sir.“ Ich bin sprachlos mein eigener Diener. „ Oh, ehm danke. Ich bin Cane und wer sind Sie?“ „Sir, das ist mir bewusst, “ grinst er „Mein Name ist Sali und es freut mich sehr Sie kennenzulernen. Aber Sie sollten sich nun besser umkleiden, denn der König erwartet Sie in einer Viertelstunde im Rittersaal.“ Das hatte ich ja ganz vergessen. Für einen kurzen Moment habe ich tatsächlich vergessen warum ich überhaupt hier bin. „Ja, natürlich... “ murmle ich.

~°~

„Königliche Majestät“ sage ich voller Ehrfurcht als ich den Saal betrete. Ich sehe mich um. Genau wie Sali auf dem Hinweg beschrieben hat. Dunkles Holz, glänzende Ritterrüstungen, Schwerter an den Wänden neben ausgestopften Tierköpfen und ein großer runder Tisch in der Mitte des Saales. „Cane, mein Junge, setzten Sie sich zu mir!“ ruft der König aus. Er hatte seine Krone, seinen schweren Pelzmantel und seine Uniform gegen ein weißes Hemd und Kaki-Hosen eingetauscht. Es sieht bizarre aus und bringt mich zum schmunzeln.

„Cane, ich möchte nun offen und ehrlich mit Ihnen reden. Ich glaube nicht ,dass Sie diese Mission ausführen können! Sie haben kein jahrelanges Training in der Kampfkunst absolviert, genauso wenig haben Sie Überlebensstrategien trainiert.  Kurz um Sie haben keine Ahnung von der realen Welt und sie würde Sie in weniger als einem Tag töten. Ich habe schon vor Ihnen meine „ Beobachter“ nach Eris ausgesendet. Sie waren alle seit klein auf darauf trainiert ein Kämpfer zu werden. Die, die es nach Eos zurück geschafft haben, haben mir definitiv nichts Schönes erzählt! Ich vertraue Ihnen nun dieses neu erworbene Wissen an, in dem Vertrauen, dass das unser Geheimnis bleibt. Ich kann mich doch auf Sie verlassen?“

Oh mein Gott. Der König glaubt nicht daran, dass ich die Mission schaffen werde! Und besser ausgebildete Menschen sind allein beim Erkundschaften des Planeten gestorben. Ich mach das nicht, ich kann das nicht! Cane, nicht ohnmächtig werden! Nicht schon wieder und nicht vor dem König! „Cane! Ich kann mich doch auf Sie verlassen?!“ fragt der König nachdringlich… Stille…Endlich kann ich mich durchringen und antworten „Ja, natürlich Ihre Majestät.“

„Gut“ sagt er und zieht dabei das u in die Länge. Ich sehe ihm an, dass er mir nicht über den Weg traut. „ Ich habe jetzt nun mal keine andere Wahl. Sie sind der Auserwählte und mein Volk setzt alle Hoffnungen in Sie.“ murmelt er.

„Na gut, also…Meine Botschafter berichteten mir, die atemberaubende Gyde sei unsterblich! Das würde die ganze Sache noch ein wenig erschweren.“ „ Ein bisschen?!!“ schreie ich „ die Mission ist doch sowieso schon unmöglich und jetzt ist sie auch noch UNSTERBLICH! Ist das Ihr Ernst?“ Ich hatte nur eine winzige Information von dem großen Ganzen erfahren und trotzdem reicht es mir jetzt schon. Ich brauche überhaupt nicht mehr zu hören, um zu wissen das ich sehr bald sterben werde. Der König schaut mich geschockt, jedoch mit einem strengen Blick an: „ Jetzt beruhigen Sie sich doch! Wir wissen ja nicht einmal ob es korrekt ist. Natürlich ist das ein Schock für Sie, für uns alle, aber Mr. Armstrong, ich glaube ich habe schon eine Lösung.“ „Ach ja?“frage ich noch sichtlich peinlich berührt, wegen meinem Ausraster. Ich bemerke erst jetzt, dass ich aufgestanden bin, doch das kümmert mich nicht mehr. „Was meinen Sie mit einer Lösung?“

Er atmet tief ein: „ Wir werden ihnen einen Chip einpflanzen. Meine Forscher nennen ihn DAZ. Auf ihm sind alle Informationen über sämtliche Planeten, Namen von Pflanzen, wichtigen historischen Ereignissen, … Auf ihm ist das gesamte Wissen der Menschheit programmiert.“

Krass! Sie wollen eine Art Roboter aus mir machen. Ich lasse mich nach hinten, auf meinen Stuhl plumpsen. Das ist meine einzige Chance. Meine einzige Chance vielleicht lebend aus der Sache heraus zu kommen. Aber werde ich dann immer noch derselbe sein? Werde ich immer noch Cane Armstrong sein? 

Eos - Auf Hass ProgrammiertWo Geschichten leben. Entdecke jetzt