Es ist wie ein Schlag- ein ziemlich heftiger Schlag. Mitten ins Gesicht trifft es mich, fast wie eine Ohrfeige. Ich, Cane Armstrong, sollte mit gerade einmal 16 Jahren eine Halbgöttin davon abhalten Eos anzugreifen? Ich bin zwar nicht schwach und auch kein Feigling, aber trotzdem bin ich eben nur ein Mensch. Einer von vielen Menschen und gerade ich wurde vom Orakel ausgewählt, diese unbezwingbare Aufgabe zu meistern. Das ist doch nicht möglich. Wie soll ich es schaffen jemand so mächtiges vom Plan abzubringen? Warum wurde nicht jemand ausgewählt, der mehr Erfahrung mit so etwas hat? Warum gerade ich?
Mit vor Schreck weit aufgerissenen Augen sitze ich auf meinem Sofa.
Eine halbe Stunde vergeht... eine Stunde... zwei Stunden...
Als es draußen schon zu dämmern beginnt, kann ich mich endlich dazu aufraffen aufzustehen. Leicht schlürfend laufe ich in die Küche um etwas zu essen. Doch auch dort habe ich keine Ruhe vor der Prophezeiung. Ich höre gerade noch wie ein Nachrichtensprecher im Radio verkündet: "… Unsere königliche Hoheit befiehlt Cane Armstrong sich schnellst möglich im Palast zu melden und fordert auch alle anderen Bürger von Eos auf, ihn ausfindig zu machen und seinen Aufenthaltsort dem König bekanntzugeben. Es geht um unser aller Wohl.“
Mir wird schwindelig als ich über seine Worte nachdenke. Es stimmt. Es geht um unser aller Wohl. Das Schicksal von Eos liegt in meinen Händen. Wenn ich es nicht schaffe, diese Halbgöttin aufzuhalten, müssen die Bewohner von Eos sterben. Ich bin der Hoffnungsträger der Bürger. Ich trage die Verantwortung für die Zukunft unseres Planeten. Ich alleine und keiner kann sie mir abnehmen.
Die Küche verschwimmt vor meinen Augen und ich spüre gerade noch wie ich mit dem Kopf auf den harten Boden knalle. Dann wird mir schwarz vor Augen.
~°~
Als ich aufwache, blicke ich in sieben besorgte Augenpaare. Zuerst bin ich völlig orientierungslos, doch dann erkenne ich das rote Sofa wieder, auf das mich jemand gelegt haben muss, während ich bewusstlos war. Ich bin zuhause. Doch meine Hoffnungen, dass das alles nur ein böser Traum war werden sogleich zunichte gemacht, als ich die sieben Personen über mir genauer ansehe. Sie tragen alle grüne Uniformen - die Uniformen der Garde des Königs.
Ich setze mich abrupt auf. "Was tun sie hier? Wie kommen sie in meine Wohnung? Was wollen sie nur von mir?" schreie ich die Männer an.
"Ich bin Offizier Krämer. Bitte beruhigen sie sich!", antwortet der größte der Männer mit beschwichtigender Stimme. "Wir haben einen Hinweis erhalten, nachdem sie hier wohnen sollten und sind diesem nachgegangen. Als wir hier angekommen sind und niemand die Tür geöffnet hat haben wir uns eben Zutritt beschafft und haben sie auf dem Fußboden liegend vorgefunden."
Durch die monotone Stimme des Mannes bekomme ich Kopfschmerzen und mein Ärger steigt noch mehr an. Mir steigen Tränen der Wut, aber auch der Verzweiflung in die Augen. Wie können die Männer es wagen einfach meine Tür aufzubrechen? Nur weil sie direkt dem König unterstehen, denken sie sie wären etwas besseres und könnten tun was sie wollen und ich bin machtlos gegen sie...
"Fühlen sie sich nicht gut, Herr Armstrong?" fragt mich ein Anderer besorgt, als er meinen Gesichtsausdruck und meine Tränen bemerkt.
"Doch. Ausgezeichnet!" zische ich zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor... So gut man sich eben fühlen kann wenn man mit fast hundertprozentiger Wahrscheinlichkeit weiß, dass man bald sterben wird - von einer Halbgöttin getötet.
Nun mischt sich Offizier Krämer wieder ein: "Wunderbar, dann können sie uns ja jetzt zum Palast begleiten. Es liegt noch viel Arbeit vor ihnen - Psychologie-Unterricht, Kampfunterricht... "
Mir wird bei dieser Aussicht schon wieder schlecht, aber er lässt es nicht auf sich beruhen: "Wir wollen ja nicht, dass Eos zugrunde geht, nur weil sie ein Versager sind, der schon umkippt wenn er von einer Prophezeiung hört. Dabei wissen sie noch nicht einmal wie schwierig diese Aufgabe wirklich ist."
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Eos - Auf Hass Programmiert
Fantasy"Wir wollen ja nicht, dass Eos zugrunde geht, nur weil Sie ein Versager sind, der schon umkippt wenn er von einer Prophezeiung hört. Dabei wissen Sie noch nicht einmal wie schwierig diese Aufgabe wirklich ist. Cane, ich möchte nun offen und ehrlich...