Die böse Königin

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"Wie kannst du bei dem Zeug den Überblick behalten?", fragte Emma frustriert, während sie in einer Schublade wühlte.

"Na ja, ich hatte genug Zeit, um mir hier alles anzusehen. Aber pass auf, was du berührst. Man weiß nie, was einen plötzlich in einen Frosch verwandeln kann", erwiderte Belle, die in Rumpelstilzchens Büchern nach einer Antwort suchte.

Emma und ihre Familie hatten sich in Golds Laden getroffen, um herauszufinden, was mit Regina los war. Emma war sich hundertprozentig sicher, dass es etwas mit dunkler Magie zu tun hatte und es nicht Reginas Schuld war. Denn so wie sie geklungen hatte, verhielt sie sich nicht absichtlich so... unausstehlich.

"Oder in eine böse Königin", murmelte Emma und betrachtete ein merkwürdig aussehendes Fläschchen, ehe sie weiter suchte.

Es war ziemlich sicher, dass Rumpelstilzchen etwas damit zu tun hatte. Doch was hatte er davon? Bloß eine Rivalin, die ihm seine Macht streitig machen konnte.

Wobei... Regina hatte erwähnt, dass sie Gold als Ablenkung dienen sollte. Vielleicht war genau dieser Fluch die Ablenkung. Wenn das stimmte, mussten sie nicht nur Regina so schnell wie möglich retten, sondern auch Rumpelstilzchen aufhalten.

Seufzend ging Snow auf Emma zu. "Habt ihr schon etwas?"

"Nur echt seltsames Zeug." Emma hielt eine ziemlich unheimliche Puppe in der Hand. Wofür zur Hölle brauchte Rumpelstilzchen das ganze Zeug nur?

"Warum fragen wir Gold nicht einfach?", schlug David vor.

"Und noch einen Handel eingehen? Er wird uns bestimmt nicht aus reiner Nächstenliebe helfen", erwiderte Snow.

David ging die Regale entlang. "Vielleicht hat es auch gar nichts mit Magie zu tun und Regina hatte einfach nur einen schlechten Tag."

Ernsthaft? "Hätte sie 'nur einen schlechten Tag' gehabt, dann hätten wir höchstens ihren Sarkasmus zu spüren bekommen", gab Emma zu bedenken. "Außerdem, warum sollte sie alles, was sie sich aufgebaut hat aufs Spiel setzten?"

"Na ja, Robin ist gestorben und nicht wieder zurückgekommen so wie Hook. Vielleicht ist das ihre Art mit Trauer umzugehen."

"Dad, das ist Monate her und Regina und ich..." Emma hatte ihren Eltern noch nichts erzählt von ihren Dates. Sie wusste, wie ihre Eltern bei dem Thema waren. Wie typische Eltern halt. Schwierig.

"Ich glaube, du hast einfach nur keine Lust Golds Gerümpel zu durchsuchen", vermutete Snow und drückte ihrem Mann einen Kuss auf die Wange.

Emma seufzte frustriert. "Wir brauchen hier wirklich Hilfe. Wir müssen uns schließlich beeilen, bevor Regina komplett zur bösen Königin mutiert ist und die ganze Stadt abfackelt. Oder Schlimmeres."

"Wir schaffen das schon." Henry kam aus dem Hinterzimmer des Ladens angetrottet.

Seinen beispiellosen Optimismus hatte er definitiv von seiner Grandma.

"Wir könnten doch auch die blaue Fee fragen! Oder du benutzt deine Fähigkeiten als Autor", schlug Emma vor.

"Mum, du weißt, ich darf die Geschichte nicht einfach verändern. Ich werde die Macht nicht missbrauchen."

Emma stöhnte frustriert. Sie hatte weniger Angst, dass Regina Amok laufen könnte, sondern eher davor,  dass sie Regina verlieren würde. Und das noch bevor Emma und Regina überhaupt zusammenkommen konnten.

Emma war sich sicher, dass Regina sie töten würde, wenn sie die Chance dazu hatte. Emma hatte ihren Fluch gebrochen, ist Henrys Mutter geworden und hatte Reginas Glück oft im Weg gestanden. Schließlich war sie diejenige gewesen, die Marian zurückgebracht hatte. Als böse Königin hätte Regina genug Gründe, um sie umbringen zu wollen. Und was das betraf, konnte Regina doch sehr zielstrebig sein.

Plötzlich erschien mitten im Raum eine violette Rauchwolke und Regina erschien.

Emma konnte im ersten Augenblick nicht fassen, was sie sah. Regina trug eines ihrer extravaganten bodenlangen schwarzen Kleider mit hohem Kragen, und eine kompliziert aussehende Hochsteckfrisur. Das Kleid war wie immer oben herum sehr eng geschnitten und der Ausschnitt war tief. Ihr Makeup war stark und dunkel und wurde durch ihr boshaftes Grinsen unterstützt.

Emmas erster Gedanke war, dass Regina unheimlich sexy aussah. Sie verwarf den Gedanken allerdings mit einem schlechten Gewissen.

Es war doch gerade mal einen Tag her, seit Emma sie zum letzten Mal gesehen hatte! Wie hatte Regina so schnell zur bösen Königin werden können?

"Hier seid ihr also." Regina klatschte ihre Hände freudig zusammen. Sie wirkte beinahe wie ein aufgeregter Welpe. Nur in bissig.

Alle schienen unter einer Art Schockstarre zu stehen. Emma war wohl nicht die einzige, die sprachlos war.

"Nett, dass ihr fragt! Ich bin hier, um meinen Sohn mitzunehmen." Reginas Augen fixierten Henry.

"Nur über meine Leiche." Snow stellte sich schützend vor ihren Enkel.

"Das lässt sich einrichten", erwiderte Regina und ein Feuerball erschien in ihrer Hand.

"Regina." Emma wusste nicht, was sie eigentlich sagen wollte. Es schien dennoch zu funktionieren.

Regina schloss ihre Hand und der Feuerball verschwand. Sie machte einen Schritt auf Emma zu.

"Sieh mal an, Emma. Zu dir komme ich auch noch, keine Sorge." Ihr Lächeln verschwand. "Aber jetzt will ich meinen Sohn."

"Ich werde nicht mit dir kommen", erwiderte Henry entschlossen. Emma kam nicht umhin, stolz auf ihn zu sein.

"Ach nein? Du hast gar keine andere Wahl."

Henry und Regina verschwanden in einer Rauchwolke.

Once Upon A Time There Was A Queen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt