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"Wo ist eigentlich Ethan ?", fragte Byra, nachdem sich der Großteil unseres Grüpchens nach einem weiteren Lachanfall beruhigt hatte.

Was ? Es gab noch mehr von der Sorte? Vielleicht sollte ich froh sein, dass dieser Ethan nicht da ist. Wenn der genau so gut aussah, wie der Rest der Jungs würde ich bei seiner Anwesenheit wahrscheinlich sabbern oder einfach umkippen. Mal ehrlich, es sollte verboten werden so gut auszusehen und dann mussten die natürlich auch noch alle miteinander befreundet sein.

"Der wollte sich mit irgendeiner Allison treffen, keine Ahnung.", gab Mason mit einem vielsagendem Grinsen bekannt, worauf ein uhhh der restlichen Gruppe folgte.

Ich verdrehte die Augen. Wie 11-jährige pubertierende Jungs. Während die Jungs sich nun zu uns setzten und sich über Allison und andere Mädels, die wahscheinlich in unsere Stufe gingen unterhielten, klärte mich Byra weiter über Lionsville und unser Internat auf. Nach einiger Zeit bestellten wir uns dann neben unseren Getränken noch Pizzen und ich musste feststellen, dass die Jungs, besonders Noah und Mason eigentlich echt ganz nett waren. Von Byron war ich allerdings noch immer nicht besonders überzeugt. Als es schon lange dunkel war machten wir uns schließlich auf den Rückweg zum Internat.

***

Ich drückte gegen die große Eingangstür, die zu meiner Überraschung allerdings nicht nachgab. Ich ging nach kurzem Überlegen davon aus, dass ich wahrscheinlich mal wieder dumm war und veruchte jetzt an der schweren Tür zu ziehen, aber diese bewegte sich immer noch kein Stück. Hinter mir begannen inzwischen einige Leute zu lachen, besonders laut natürlich Byron, welchen ich kurz böse anfunkelte.

"Die Türen sind schon lange zu. Nach 11:30 Uhr wird hier abgeschlossen", erklärte Benjamin.

Ich zog mein Handy aus meiner Hosentasche und blickte auf den Bildschirm. Vier große Nullen leuchteten mir entgegen und ich fluchte leise. Wann war es bitte so spät geworden ?

"Und was machen wir jetzt bitte? Also ich mein wir können ja schlecht draußen schlafen", fragte ich in die Runde.

Mason blickte vielsagend zu einem Fenster rechts von mir.

"Oh nein, das könnt ihr vergessen", erwiderte ich und schüttelte den Kopf.

Ich war so ziemlich die ungelenkigste Person auf dieser Welt und ich würde es nie im Leben hinbekommen mich durch ein verdammtes Fenster im ersten Stock zu quetschen.

"Wie du meinst. Du kannst natürlich auch gerne hier übernachten, dann hab ich heute nacht wenigstens meine Ruhe vor dir.", sagte Byron schulterzuckend und schnipste seine Zigarette zu Boden, wo er sie dann mit seinen schwarzen Oldskool-Vans austrat.

Brya sah mich aufmunternd an, nickte in Richtung Fenster und drehte sich dann um, vermutlich in der Erwartung, dass ich ihr folgen würde. Ich seufzte laut. Hier draußen war es definitiv zu kalt zum Schlafen, also lief ich Byra und den anderen hinterher. Benjamin sprang als erster auf die Mülltonne, die er zuvor unter das Fenster gerollt hatte, stützte sich dann am Fensterrahmen ab und zog sich elegant hoch. Dann machte er einen ebenso eleganten Hopser über die Fensterbank und landete ganz entspannt auf der anderen Seite. Mason sprang hinterher und kurz darauf folgte Noah, der dann Byra hoch half und bei allen sah es so aus als wäre es das leichteste der Welt.

Okay Maddy, dann zeig mal was du kannst - oder eher nicht kannst. Ich nahm Anlauf und sprang auf die Mülltonne, wo ich mein Glechgewicht kurz ausbalancierte und zu meiner eigenen Verwunderung auch stehen blieb. Dann holte ich tief Luft und versuchte mich am Fensterrahmen hochzuziehen, rutschte allerdings mit einer Hand weg und quietschte laut. Kurz darauf spürte ich zwei Hände, gefährlich nah an meinem Hinterteil. Sehr gefährlich nah an meinem Hinterteil. In einer anderen Situation hätte ich wahrscheinlich nach hinten getreten wie eine Verrückte, aber auch wenn ich es niemals zugeben würde, jetzt gerade war ich ziemlich glücklich über diese Hände an meinem Hinterteil, die mich hochdrückten, so dass auch ich es ins Internat schaffte. Mir grinsten Byra, Mason und Benjamin entgehen während Noah und ein weiterer schwarzhaariger Typ (wow, überraschenderweise auch verboten gutaussehend, allerdings war ich zu müde um umzukippen oder zu sabbern), die ihre Lippen hart aufeinander pressten - vermutlich um nicht laut zu lachen. Das musste dann also Ethan sein. Vermutlich hatte er das Fenster für uns geöffnet. Ich wurde aus meinen Gedanken gerissen, als ein weiteres paar Füße hinter mir aufkam. Als ich mich umdrehte blickte mir Byron entgegen, ebenfalls mit einem bescheuerten Grinsen im Gesicht. Erst jetzt checkte ich, dass es wahrscheinlich Byron war, der mir hochgeholfen hatte.

"Gern geschehen", grinste dieser.

Das war dann der Moment in dem ich so rot anlief wie wahrscheinlich noch nie in meinem Leben.

"Ich hatte alles unter Kontrolle", gab ich zugegeben wenig überzeugend zurück.

"Dein Arsch halb in meinem Gesicht hat da was anderes gesagt."

Jetzt fingen alle an zu lachen, selbst Byra und auch wenn ich mit aller Kraft versuchte es zu unterdrücken, musste auch ich ein bisschen lachen.

***

Im Bad befreite ich mich von meinem Make-Up, putzte meine Zähne und schlüpfte in meinen Schlafanzug. Als ich meine Haare durchkämmte, in den Spiegel blickte und den Tag in meinem Kopf wiederholte musste ich lächeln. Ich glaube in Byra hatte ich eine gute Freundin gefunden und ich hoffte sehr, dass sie mich auch wenigstens ein bisschen mochte. Ich antwortete noch schnell auf Laurens Nachricht und wünschte ihr eine gute Nacht. Vielleicht war Byron doch gar nicht so schlimm wie ich dachte, immerhin hatte er mich heute vor einer vermutlichen Gehirnerschütterung und vorallem meinem sozialen Selbstmord gerettet. Ich meine, ich wäre im Erdboden versunken wenn ich von dieser bescheuerten Mülltonne gefallen wäre. Ich öffnete die Tür, schaltete das Licht hinter mir aus und schloss mein Handy an mein Ladekabel an, bevor ich mich ins Bett legte.

Als ich Byron gerade eine gute Nacht wünschen wollte grummelte er aus seiner Ecke: "Ich bleib übrigens dabei, dass du einen geilen Arsch hast. Heute konnte ich mich schließlich nochmal von näherem davon überzeugen."

Ich warf ein Kissen in seine Richtung, und zwar so hart wie ich konnte. Hab ich wirklich noch vor ein paar Minuten gedacht, dass Byron gar nicht so schlimm ist ?

Sharing A Room With A BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt