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Mit einem kräftigen Ruck schlug ich die Taxitür zu und rannte los. Warum musste das immer mir passieren ? Innerlich verdrehte ich die Augen und rannte weiter in die Richtung des großen Gebäudes. Natürlich hatte es auf der Hälfte des Wegs auch noch angefangen zu regnen, so dass sich der sonst feste Boden mit den etlichen Regentropfen mischte und Schlammpfützen bildete, die ich - elegant und schlau wie ich war - natürlich nicht umging. Ich fluchte einmal laut als die braunen Spritzer auf meiner hellen Hose sichtbar wurden und zusätzlich meine weißen Converse verfärbten. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel, was scheinbar Wirkung hatte, denn ich kam ohne noch schlammigere Klamotten im Internat an und auch mein Koffer befand sich in der Eingangshalle. Leider aber, wie bereits erwartet, als einziger. Kein Wunder wenn man bedachte, dass die Zimmerverteilung schon mindestens vor einer halben, inzwischen bestimmt sogar einer Dreiviertelstunde beendet wurde.

Ja, ihr habt richtig geraten. Ich hatte mich in einem Internat angemeldet. Manche verstehen das vielleicht nicht und können sich nichts schlimmeres vorstellen, als von ihrer Familie und Freunden getrennt zu sein. Ich dagegen, hatte einen kleinen, großen Freudenstanz abgelegt als ich angenommen wurde. Mein Vater war verstorben, als ich 13 Jahre alt war und meine Mutter hatte angefangen zu trinken. Ich hatte sie in eine Entzugsklinik geschickt, wo sie dann Jared kennenlernte. Meinen heutigen Stiefvater, welcher sie dann auch wieder dazu gebracht hatte zu trinken. Man kann sich also denke ich vorstellen, dass ich kein sonderlich gutes Verhältnis zu ihnen habe. Der Tod meines Vaters war jetzt schon 4 Jahre her und ich habe langsam damit abgeschlossen, aber trotzdem war ich froh von den ständigen Erinnerungen, wie Fotos in unserem Hausflur flüchten zu können.

Meine beste Freundin Lauren war ebenfalls auf diesem Internat angenommen worden, weshalb ich noch keinen kompletten Herzinfakt bekommen habe, wegen der Zimmeraufteilung. Ich hatte sie im Taxi angerufen und ihr gesagt sie solle mir später unsere Zimmernummer schicken, also zog ich mein Handy aus der Hosentasche und klickte auf unseren Chat. "Sorry", war allerdings das einzige was ich lesen konnte. Okay, jetzt könnte der Herzinfakt durchaus eingetroffen sein.

Ich sprintete, so gut es mir mit dem Koffer möglich war die Treppen hoch, nur um festzustellen, dass ich gar nicht wusste wohin ich sollte. Super Maddy, wirklich. Okay, das Sekretariat wäre wohl das Schlauste. Nächste Frage: Wo ist das Sekretariat ? Seufzend schlug ich den nächstbesten Weg ein und nach gefühlten Jahren fand ich es schließlich. Ich klopfte ein paar Mal an die Tür und riss diese dann auf. Hinter der Tür erwartete mich nur ein erwartungsvolles Gesicht. Wow, so viele Ewartungen.

"Miss Maddy Wilsons nehme ich an?", fragte die Frau mit der Brille.

"Ja, entschuldigen Sie bitte die Verspätung, das Taxi stand mindestens eine halbe Stunde im Stau und dann bin ich den Rest irgendwann gelaufen und dann habe ich das Sekretariat nicht gefunden, aber Sie müssen auch zugeben, dass es hier sehr unübersichtlich ist und"

"Jaja, ich verstehe ja schon. Dann macht man sich halt rechtzeitig auf den Weg. Mit sowas hat man zu rechnen.", schnitt sie mir mitten in meinem Redeschwall das Wort ab.

Wow, ich kannte sie noch keine zwei Minuten und schon war die Frau mir unsympatisch.

"Jedenfalls haben sie Zimmer 111. Ihr Mitbewohner sollte schon da sein, im Gegensatz zu Ihnen. Deshalb sind auch beide Schlüssel schon im Zimmer."

Ohne mich weiter zu beachten, richtete sie ihren Blick wieder auf den Computerbildschirm vor ihr. Ich fügte dem Gespräch innerlich ein 'Du mich auch' hinzu und verließ den kleinen Raum. Neue Mission: Finde dein Zimmer.

Es dauerte nicht ganz so lange bis ich das System des Internats herausgefunden hatte und vor einem Zimmer stand, dass eine dicke goldene 111 auf der Holztür aufwies. Ich klopfte ein paar Mal, denn die Tür ließ sich nur von innen oder mit einem Schlüssel öffnen. Als ich die Hoffnung schon fast aufgegeben hatte, öffnete die Tür sich schließlich und ein dunkler Haarschopf bahnte sich in mein Blickfeld. Als die Tür sich weiter öffnete kam ein definitiv sehenswerter nackter Oberkörper zum Vorschein, ebenso wie eine tiefsitzende Jogginghose und ein genauso sehenswertes Gesicht, mit Wangenknochen an denen man locker eine Gurke hätte schneiden können. Für einen kurzen Moment war ich sprachlos, fasste mich dann aber wieder.

"Oh Gott. Sorry! Ich glaube ich habe mich im Zimmer vertan. Ich bin zu spät zur Aufteilung gekommen und mir wurde gesagt ich hätte Zimmer 111."

"Tja, 111 ist mein Zimmer, wobei ich kein Problem damit hätte, wenn du es mit bewohnen würdest. Deine Kurven können sich sehen lassen."

Okay, das war mir eine Nummer zu viel. Und meine lieben Damen und Herren, nein, dass lass ich mir nicht gefallen.

"Jetzt hör mir mal zu mein Lieber. Nur weil ich im Sekretariat wahrscheinlich die falsche Zimmernummer bekommen habe, heißt das nicht, dass ich eine deiner Betthäschen werde. Und danke, ich weiß das ich Kurven habe, aber wahrscheinlich mehr als du je fahren könntest."

Innerlich klopfte ich mir kurz auf die Schulter und applaudierte mir selbst, auch wenn der Spruch im Endeffekt keinen Sinn machte. Bevor er aber eine schlagfertige Antwort geben konnte, was er definitiv tun würde, drehte ich mich schnell um und versuchte möglichst elegant den Weg zum Sekretariat einzuschlagen. Es hätte wahrscheinlich nicht nur elegant sondern auch zielstrebig ausgesehen, wenn ich nicht den Orientierungssinn einer Bratpfanne hätte und nicht wüsste wo sich das Sekretariat befindet.

Sharing A Room With A BadboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt