Wasserfontänen im Schulhof ->4<-

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Zwar wusste Amelie noch immer nicht, was seit dem Erwachen mit ihren Augen wirklich los war, doch sie hielt ihre neue Fähigkeit teils gar nicht so schlecht und steuerte nun gelassener auf die Schule zu.

Dieser Schultag versprach spannend zu werden, denn nach nur einer Stunde Biologie sollte es mit dem Bus zum Planetarium gehen. Sogleich läutete es.

Schnell huschte Amelie ins Schulgebäude. Kaum in ihrer Klasse angekommen, begann auch schon der Unterricht.

Ihr Lehrer, Klaus Hauser, ein netter bereits älterer grauhaariger Mann, machte seinen Unterricht so gut, sodass alle Kinder immer von seinen Worten nahezu magisch angezogen wurden. Der sympathische, wenn auch etwas vergessliche Lehrer begann sogleich das Tagesthema „Elefanten" zu ergreifen.

Doch Amelie hörte heute nur halb zu, was sehr ungewöhnlich aber auch verständlich war. Noch immer wusste sie nicht, was gestern Nacht wirklich passiert war.

War der Meteorit womöglich daran schuld war, dass sie plötzlich Dinge auf den ersten Blick zerstören konnte?

„Amelie, kannst du bitte deine Sonnenbrillen ablegen? Es scheint hier drinnen keine Sonne!", bat Herr Hauser sie mit eindrücklicher Stimme.

Das angesprochene Mädchen blickte auf und war zumindest froh, dass es keine Frage über Elefanten war. Dennoch biss es sich nervös auf die Lippen.

Vorsichtig setzte schließlich Amelie die schützende Brille ab und legte sie vor sich auf den Tisch. Ihr Herz hämmerte wie wild gegen ihre Brust.

Fieberhaft versuchte sie so unauffällig wie möglich die Augen geschlossen zu halten, um keinen Schaden durch ihren Blick anrichten zu können.

Nach einer Weile stupste sie ihr Sitznachbar Matthias an der Schulter an.

„Hey, nicht einschlafen!", flüsterte er zu ihr.

Amelie hob vorsichtig die Augenlider und versuchte panisch, so schnell wie möglich von Ort zu Ort zu schauen. Sie hoffte, dadurch kein Unheil anzurichten, wenn ihre Augen sich nicht auf eine Sache konzentrieren konnten. Die Schülerin betete dafür, dass dies funktionieren würde.

Doch recht bald wurde es sehr anstrengend für sie, den Blick immer so rasch wechseln zu müssen. Fieberhaft überlegte Amelie, wie sie den Schultag überstehen konnte, ohne ein Unheil mit ihren Augen anzurichten.

Schließlich erfasste ihr Blick durch das große Fenster den kleinen Teich hinter dem Schulhof, der derzeit keine Menschen in der Nähe hatte. Die war der perfekte Ort, den Amelies Augen für einige Zeit anstarren konnten!

Entspannt lenkte sie ihren gefährlichen Blick auf die Wasseroberfläche, die von nun an stoßweise Wasserfontänen von sich gab.

Es läutete und die Stunde war endlich aus.

Erleichtert setzte sich Amelie ihre gut getönten Brillen wieder auf. Ihre beste Freundin Nicole gesellte sich sogleich zu ihr. Das Mädchen war recht klein und hatte blonde halblange Haare.

„Warum trägst du denn die Sonnenbrille aus dem alten Theaterstück?", fragte gleich die Freundin mit neugierigem Gesichtsausdruck.

„Ach, das erzähle ich dir etwas später!", meinte Amelie achselzuckend.

Beide folgten der Klasse, die hinter Herrn Hauser raus vor die Schule ging, wo bereits ein eigener Bus für die Exkursion wartete. Auf keinen Fall wollte das Mädchen in der Nähe der Mitschüler sein neues großes Geheimnis preisgeben.

Amelie wollte auf einen besseren Zeitpunkt hoffen.


VORSICHT, EXPLOSIV!Where stories live. Discover now