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Als ich erneut erwache, steht ein Teller voll dampfender, herrlich duftender Suppe neben meinem Bett und verströhmt so ein heimisches Gefühl.
"Du solltest definitiv essen. Die letzten zwei Tage ohne Nahrung waren mit Sicherheit nicht gut für dich. Außerdem musst du wieder viel Wasser trinken."
Fudo sitzt auf der Bettkante und lächelt mich sanft an. Eine kleine, fast schon ausgebrannte, Kerze erläuchtet den Raum spährlich.
Ich nehme das hölzerne Tablett an, welches mir mein Prinz reicht und beginne die darauf angerichteten Speisen zu mir zu nehmen.

"Wo genau befinden wir uns eigendlich im Moment?"
Frage ich nach einer Weile, in welcher ich schweigend vor mich hin ass und Fudo mich stumm beobachtet hatte.
"Wir sind einige Meilen hinter der Grenze zu deinem Heimatland. In ein paar Tagen werden wir meinen Geburtsort erreichen. Von dort aus sind es nur noch ein bis zwei Tage, dann erreichen wir endlich das Schloss. Im Moment jedoch befinden wir uns in einer kleinen Gaststätte. Morgen in der Frühe wollen wir wieder aufbrechen. Ruh dich noch ein wenig aus. Auch wenn du nicht so gut mit der Kälte klar kommst kannst du so vielleicht ein paar Meilen mit mir auf dem Pferd zurück legen und so ein wenig von meinem Heimatland und Königreich sehen."

Verwundert starre ich ihn an.
"Du wurdest nicht im Schloss geboren?"
Ist das einzige was mir dazu einfällt. Dabei freue ich mich über die Aussicht auf einen Ritt und das mir unbekannte Land, doch nicht im Schloss oder Palast geboren zu sein erstaunt mich doch sehr.
Der Jüngere lacht leise.

"Nein. Bei uns ist es üblich, nicht im Schloss geboren zu werden.
Du musst wissen, wir können sehr eifersüchtig und beschützerich werden, wenn es um underen Partner oder Nachkommen geht.
Da ist es einfacher, wenn König und Königin einfach für ein paar Tage vor und nach der Geburt verschwinden.
Außerdem bekommen wir an unserem 20. Geburtstag auch underen Geburtsort verraten, da dies jedes mal zur Sicherheit aller Beteiligten wechselt."

Vollkommen fasziniert sehe ich meinen Geliebten an, muss aber mal wieder feststellen, so schön und spannend ich das auch finde, werde ich eben dies niemals miterleben können.
"Jetzt schau doch nicht so traurig. Wir bekommen das schon hin und wer weiß, vielleicht bekommen wir doch noch eine Chankse, dieses Ritual für uns zu durchlaufen."
Ein mattes Lächeln huscht über meine Züge und ich nicke.
"Wenn du meinst."
Ich kratze die letzten Reste der köstlichen Suppe aus der Schale und stelle alles beiseite.

"So, wie ich es dir bereits erzählt habe, werden wir uns Morgen wieder auf den Weg machen. Bitte versuch etwas zu schlafen und dich gut auszuruhen. Nur all zu gerne würde ich dir mein Heimatland zeigen. Unser zukünftiges Königreich."
Fudo strahlt solch einen Stolz und Glück aus, dass ich mir ein, wenn auch nur sehr schlichtes und enfaches, Lächeln nicht verbitten kann.

"Ist gut, aber bitte bleib bei mir. Die Mahlzeit hat mich zwar gewärmt, aber deine Nähe vermisse ich zu sehr. Ich verzehre mich schon fast nach dir."
"Hab keine Angst. Ich werde später wieder kommen. Ich muss mit meinen Leuten erst noch den reslichen Weg besprechen und dann komme ich wieder zu dir. Sei ganz unbesorgt. Ich bin so schnell es geht wieder bei dir."
Mein Geliebter haucht mir einen zarten, fast schon flüchtigen Kuss auf mein Haar und verschwindet aus dem Zimmer.
Mit ihm verschwindet auch das hölzerne Tablett und der letzte Geruch des Essens.

Somit liege ich hier nun.
Eine Hand ruht auf meinem Bauch.
Er fühlt sich har und gespannt an, doch zugleich keineswegs geschwollen oder ungesund.
Ein Fackt, welcher mich verunsichert und immer zu beschäftigt.
In langsamen Kreisen streichel ich meine gedehnte Haut und entspanne mich langsam.
Eine Wolldecke wärmt mich, ebenso die Felle.
Beschützt fühle ich mich nur in Maßen, aber das ist ok, denke ich zumindest.
Fudo wird schon wissen was er tut.
Dies ist schließlich sein Land.
Seine Läute.
Seine Heimat.

Ob sie mich akzeptieren werden?
Schließlich komme ich aus einem anderen Land.
Auch wenn unserer beider Länder eine gute Beziehung zueinander haben, weiß man ja nie was die Leute des Landes selber denken.

Wie sie wohl reagieren werden?

Ihr König mit einem anderen Mann?
Ich werde Fudo niemals einen Thronerben schenken können.
Seine Blutlinie als Könige wird aussterben.
Und das nur wegen mir!

Eine kleine Träne verlässt mein Auge und wimmernd liege ich in der Stille.
Zuhause konnte ich immer die Vögel und das Rauschen der Blätter hören.
Doch hier?
Hier ist es so Still.
Fast schon beängstigend und erdrückend.

"Was tue ich Fudo eigendlich nur an? Ich bin es nicht würdig und man wird mich niemals akzeptieren können. Das ist vollkommen unmöglich!"
Schluchze ich in die Stille hinein.
Weinend rolle ich mich schließlich auf die Seite und schließe meine Augen.
Meinem Körper ist zwar nicht kalt, doch ich fühle mich irgendwie leer und die Gewissheit, Fudo seiner Kinder zu berauben, lässt mich vor kälte erschaudern.

Reich ShidoWo Geschichten leben. Entdecke jetzt