Kapitel 15-Wie sich ein Wolf wieder einkriegt, na endlich!

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„So, zeigst du mir jetzt deinen Lieblingsort im Wald oder was?", fragte ich neckend, nach dem Alec mich nach einer kurzen, aber lustigen Verfolgungsjagd gefangen hatte. Zu meiner Verteidigung, ich hatte noch einen riesigen Korb dabei! Sonst hätte er das nie geschafft! Zumindest redete ich mir das ein, auch wenn meine Wölfin da deutlich anderer Meinung war. „Was immer du willst, meine Gefährtin." Mit diesen Worten und einem lächelnden Alec, verließen wir den Hauptweg durch den Wald und liefen querfeldein. Dabei hatte sich Alec meine Hand geschnappt und ließ es geschehen. Gewiss nicht, weil ich das tatsächlich wollte oder so, nein, sondern viel eher, weil ich spürte, dass es ihm gerade ein körperliches Bedürfnis war mich zu berühren.

Als das Gestrüpp enger wurde, ging Alec vor, jedoch ohne meine Hand loszulassen, sodass sein Körper gleichzeitig ein Blocker für die ganzen Äste war, die sich offensichtlich vorgenommen hatten, mich heute zu kratzen. Nach einigen Minuten, die wir ausnahmsweise schweigend verbrachten, hielt Alec plötzlich mitten im Nirgendwo an, sodass ich mit voller Wucht in seinen Rücken knallte. Ich meinte ein kurzes Kichern von ihm gehört zu haben, doch konnte es nicht beschwören, weshalb ich es unkommentiert ließ.

„Was?", fragte ich verwirrt und sah mich um. Oder versuchte es, denn kaum drehte ich meinen Kopf, hing mir auch schon fast der erste Ast im Auge. Sehr elegant. Wie gut, dass Alec vor mir stand. Dieses Gestrüpp hier konnte doch unmöglich sein Lieblingsplatz sein. Alec drehte sich aber nur mit einem geheimnisvollen Lächeln zu mir um, vollführte eine leichte Verbeugung und bedeutete mit seiner freien Hand: „Wenn ich bitten darf meine Gefährtin." Mit diesem Arm schob er das Gestrüpp beiseite und gab die Sicht auf eine kleine Lichtung frei. Ich trat unter seinen Armen hindurch auf die Lichtung, um mir das genauer anzusehen und staunte. Heilige Schei... Wow. Hier war es einfach... wunderschön! Die Lichtung war groß, auch wenn sie bei weitem nicht so groß war, wie jene, wo sich das Rudel meistens aufhielt. Es wuchsen überall Blumen und Gräser und an ihrem Rande befand sich sogar ein kleiner See, der das Bild eines malerischen Ortes sogar noch perfektionierte.

„Wie gefällt es dir?", fragte Alec mit hörbarer Unsicherheit in der Stimme, der mir nachgekommen war und jetzt neben mir stand. „WOW." Mehr brachte ich nicht heraus und es drückte ganz genau meine Gefühle aus. Ich wusste, ich würde mich gewiss nie daran satt sehen können, wie sich die Sonne in diesem See spiegelte oder welche Schatten sie auf die Lichtung warf. Alec lachte glücklich, schnappte sich meinen Arm und zog mich sanft zu einer Stelle nahe des Sees. Als er mich losgelassen hatte, fing er an unser Picknick auszubreiten, sodass eine Hälfte der Decke im Schatten und eine Hälfte in der Sonne lag. Ich hob anerkennend die Augenbrauen, ich hatte wohl einen mitdenkenden Gefährten. Einfach die perfekte Mischung. Also, ich meinte natürlich nur den Ort der Picknickdecke. Leicht rot werdend wandte ich mich von meinem Gefährten und seinen definitiv zu gut definierten Armmuskeln ab, um wieder meine Umgebung staunend zu mustern und auf andere Gedanken zu kommen.

„Wenn du damit fertig bist meinen Lieblingsplatz zu begaffen, dann können wir anfangen." Ich drehte mich zu ihm um und sah wie er, trotz der sarkastischen Worte, lächelnd auf der Picknickdecke saß. Wie gut, dass er nur diesen Teil meines Starrens mitbekommen hatte. „Ok. Wie wäre es aber zuerst mit einem Wettrennen? Von hier bis dort zu der Stelle, an der wir gerade diesen Platz betreten haben", rief ich und deutete hinter mich.

Motiviert sprang er auf und schaute mich mit freudig funkelnden Augen an. Scheiße Elodie, weggucken! „Wenn du mit einer Niederlage klarkommst, meine Gefährtin." Okay, das konnte ich mir nicht sagen lassen! „Wie bitte?", rief ich gespielt empört und grinste dann, als ich herausfordern mein Kinn vorstreckte und ihm wieder in die Augen blickte. „Das werden wir ja noch sehen. Ich will aber kein Gewinsel, wenn der große, ach so böse Prinz unseres Rudels gegen ein kleines, schwaches Mädchen verliert", neckte ich ihn und verwandelte mich. Das bekannte Ziehen breitete sich in meinem Körper aus und ich landete auf meinen vier Pfoten. Ich hatte mich schon einige Tage nicht mehr in meine Wölfin verwandelt und hatte dieses Gefühl unglaublich vermisst. Auch meine Wölfin hatte ihre Freiheit sehnlichst vermisst und hechelte vor lauter Vorfreude in meinem Kopf.

Die Geliebte des WolfesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt