Sofort saß Cecil aufrecht im Bett und lauschte, doch nach diesem furchtbaren Knall blieb es ruhig.
Darauf bedacht kein Geräusch zu verursachen stellte Tyson das Schälchen mit der Milchcreme auf den Nachttisch und drückte ebenfalls den Rücken durch.
„Was war das?", flüsterte Cecil leise. „Kam das von nebenan? Von den Roberts?"
Tysons Kaumuskulatur spannte sich an.
„Das klang wie ein Schuss...", murmelte er und stieg eilig aus dem Bett.
„Ein Schuss?", fragte Cecil verwirrt. „Aber wo soll denn ein Schuss herkommen? Zivilpersonen sind Schusswaffen per Gesetz verboten!"
„Ich weiß.", Tyson schnappte sich seine Hose vom Boden und wühlte in den Taschen. „Aber glaube mir, Cecil, das hält einige trotzdem nicht auf."
Er bekam sein Mobiltelefon zu fassen und wählte die Nummer.
„Aber das kam von nebenan! Shirin hat doch keine Waffe im Haus!"
„Ich weiß es nicht, aber sicher ist sicher."
Er hielt sich das kleine Gerät ans Ohr. Es klingelte, dann meldete sich auch für Cecil gut hörbar eine Frauenstimme. Erst wollte sie aufatmen – sie mussten sich verhört haben, da Shirin an ihr Telefonging – doch dann sprach Tyson: „Ja, guten Abend, Richter Tyson Tremblay hier. Bei unseren Nachbarn – den Roberts – ist ein Schuss gefallen. Sie müssen umgehend einen Streifenwagen und den Notarzt schicken!"
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, als er ihre Adresse durchgab und sie sprang auf, zog sich eilig ihre Unterhose wieder an.
Während die Telefonistin ihren Mann weiter mit Fragen bombardierte, huschte Cecil in Richtung Treppe.
„Brian? Brian, hierher mein Junge!", rief sie ihrem Hund entgegen.
Der Husky begann zu bellen.
Es klingelte.
Cecils Herz machte einen Satz und sie schrie erschrocken auf.
Wie versteinert blieb sie auf der Hälfte der Treppe stehen und hielt das Geländer mit beiden Händen fest umklammert.
„Baby, nicht bewegen!", Tyson kam aus dem Schlafzimmer geeilt und sah ebenso schockiert wie sie in ihre angstgeweiteten Augen – nach wie vor mit dem Telefon am Ohr. Er huschte den Korridor entlang zu dem Fenster, das über ihrer Haustür war, und späte – flüsternd – aus dem Fenster.
„Ich kann nichts erkennen.", sagte er dann etwas lauter, damit auch Cecil ihn hören konnte.
Seine Frau wandte sich wieder ab und schlich leise auf Zehenspitzen ins Erdgeschoss.
„Brian!", wisperte sie und schielte um die Ecke zur Haustür, vor der ihr Hund mit aufgestelltem Schwanz stand und noch immer das Holz anbellte.
Kurz sah er sich nach ihr um und gab noch einmal laut.
„Brian! Komm hier her mein Süßer!", flüsterte sie und ging in die Hocke. Sofort wandte sich der Hund ihr zu und lief sichtlich aufgeregt auf sie zu. „So ist fein! So ein Süßer! Lauf hoch zu Herrchen, komm!", sie stand gerade wieder auf und wollte ihn die Stufen hinauf schieben, da knallte es erneut Ohrenbetäubend.
Glas splitterte.
Cecil schrie entsetzt auf.
Der Vorhang des Fensters neben der Tür bewegte sich und es klirrte, als ein Ellenbogen die Scheibe soweit kaputt schlug, dass die zugehörige Hand durchgreifen konnte.
Diverse Hunde der Nachbarschaft heulten und bellten auf.
Die Hand betätigte die Türklinke von Innen und gleich darauf schwang der Eingang auf.
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mein geliebter Mann
RomanceEine Eheschließung aus Liebe? Völlig Absurd! In einer funktionierenden Gesellschaft gibt es hierfür keinen Platz - Bildung und Arbeit stehen an erster Stelle, ebenso wie bestmögliche, genetische Kombinationen, um die menschliche Spezies in der Evolu...