gute Nacht

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Kopflos riss Tyson die Haustür auf.

Bellend kam ihm Brian entgegen und begrüßte ihn mit wedelndem Schwanz.

Doch er hatte keinerlei sinn dafür. Während der Taxifahrt hatte er in Cecils Buch geblättert. Nur zwei Kapitel später beendete Selina ihr psychisches Leiden.

Seine Augen waren noch immer rot.

Seine Nase drückte furchtbar.

Auch er hatte Tränen vergossen, als die junge Frau im Roman sich das Leben nahm. Zum Glück war der Fahrer nicht weiter auf ihn eingegangen. Es war offensichtlich, dass ihn etwas beschäftigte, so hektisch wie er war.

Alle paar Minuten fragte er den Mann hinter dem Steuer wie lange sie denn noch brauchen würden.

Warum musste aber auch jede Ampel auf Rot stehen, wenn man es eilig hatte?

„Cecil?!", rief er in das Haus hinein und lief noch immer mit Schuhen und Mantel in die Küche. Hier war sie beinahe immer zu finden, wenn er nach Hause kam. Hier oder im Wohnzimmer hinter ihrem Computer, wo sie sich ihre Geschichten ausdachte.

Jede war Fiktion, nur diese eine...

Die Küche war verweist.

Seine Brotbüchse und sein Kaffeebecher standen abgewaschen zum abtropfen bereit...

Ein Zettel lag auf der Arbeitsplatte.

Hallo Tyson, ich weiß ich sollte dir nichts zu Essen kochen, aber du findest eine Kleinigkeit im obersten Fach vom Kühlschrank.

Er wurde blass.

so ähnlich begann auch der Abschiedsbrief von Selina an Titus.

Er zerknüllte das Papier und sah sich um.

Wo war Cecil?

Eilig joggte er hinüber ins Wohnzimmer, dicht gefolgt von seinem Hund.

„Cecil!", rief er in das menschenverlassene Zimmer. Ihr Computer stand auf dem Couchtisch – unbewegt wie am Morgen.

Sie hatte also nicht gearbeitet.

Sie arbeitete immer, selbst wenn sie krank war!

Alle Geräusche in seiner Umgebung verstummten.

Panisch wandte er sich der Wendeltreppe neben der Wohnzimmertür zu und sprang die Stufen hinauf.

Sie würde doch nicht...

Sie hatte doch nicht...

Die Schlafzimmertür stand offen.

Jemand lag im Bett.

Beinahe stolperte er in seiner Hast über die oberste Stufe, dann preschte er bereits durch die Tür.

Sein Herz setzte aus.

Wie ein Steinklumpen fiel es zu Boden und zerbrach klirrend wie Glas.

Cecil lag dort.

Auf dem Rücken.

Die Arme über und neben ihr auf dem weichen Kopfkissen. Das goldene Haar zerzaust um sie herum ausgebreitet.

Die Augen geschlossen, doch der Mund einen Spalt geöffnet.

Tabletten auf dem Nachttisch. Ein Glas Wasser daneben.

Das frisch bezogene Bett war ein Schlag in die Magengrube.

Nein...

Tyson begannen zu zittern.

Was hatte er getan?

mein geliebter MannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt