Scheidung?

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Es war schwer für Tyson das Buch wegzulegen, kaum dass er begriffen hatte worum es eigentlich ging.

Entsetzt war er den Zeilen gefolgt.

War diese Geschichte wirklich nur rein fiktiv wie ihre anderen, oder steckte hier mehr dahinter?

Immer wieder schwankte er zwischen diesen beiden Möglichkeiten.

Der Einstieg war nahezu klassisch für solch eine Romanze – eine eher unscheinbare Frau war verliebt in einen Adonis...

Wie das klang! Meinte sie wirklich ihn damit?

Es war ihm einfach nicht möglich einen klaren Gedanken für seine Arbeit zu fassen. Verzweifelt lehnte er sich zurück und drehte sich auf seinem Stuhl zur Fensterfront um. Sein Telefon klingelte und er sah kurz zur Seite. Eine Nachricht von Shirin.

...

Diese Rolle der Nachbarin in der Geschichte...

Er sah wieder aus dem Fenster.

Shirin war unmöglich so gehässig zu Cecil, wie sie es in der Geschichte darstellte. Er kannte seine Freundin nur als fürsorgliche, liebevolle Person, doch in dem Buch hatte sie ihr auf widerliche Art und Weise unter die Nase gerieben, dass sie etwas mit Titus hatte. Nicht direkt, versteht sich. Lediglich Andeutungen waren gefallen. Und dennoch: Immer wieder nutzte diese Frau jede Gelegenheit um die Protagonistin zu reizen, doch niemals durfte Selina die Fassung verlieren.

Beim Barbecue der Nachbarn, bei Benefitsveranstaltungen...

Hatte sie ihr wirklich einmal eiskalt eine von ihm vergessene Unterhose zum Waschen gebracht?

...

Und hatte Cecil tatsächlich geweint, als sie diese in die Waschmaschine warf?

Er hatte sich nie darüber Gedanken gemacht, dass das was er tat falsch war.

Dass er Cecil geheiratet hatte war gesetzlich gewesen. Sie war ihm auserwählt worden und er hatte sich zu fügen. So heiratete er sie. Doch es verband ihn nichts mit ihr. Sie waren mehr wie Mitbewohner. Nicht mehr und nicht weniger.

Shirin dagegen war die Frau nach der er sich sehnte.

Nach ihrer Liebe und Fürsorge, die sie für ihn übrig hatte. Wie sie sich um sie kümmerte...

Was das anging musste Cecils Geschichte doch erfunden sein.

In diesem Buch war sie es, die alles für ihren Mann tat.

Sie spielte die perfekte Ehefrau. Trotz all seiner Verfehlungen sorgte sie für ihn.

Er stellte einen Ellenbogen auf der Armlehne ab und strich sich durch den dichten Vollbart. Nie hatte er wirklich darüber nachgedacht...

Und auch in diesem Moment kam er nicht dazu: Wieder klingelte sein Telefon. Seufzend nahm er es auf und besah sich den Chat.

Shirins Ehemann war spontan zu einer dringenden Konferenz aufgebrochen und würde nicht vor Donnerstagabend wieder zuhause sein.

Er lächelte.

Shirin – sie war so gut. Sie hatte alles für ein Lachsgratin und Reis mit Buttergemüse besorgt und wollte wissen, wann er bei ihr sein konnte.

Diese wunderbare Frau...

Es war einfach unmöglich, dass sie Cecil triezte.

Er begann zu lachen. Sie schickte ihm ein Foto von sich in einem neuen Negligee, das sie wohl soeben erstanden hatte.

mein geliebter MannWo Geschichten leben. Entdecke jetzt