Kapitel 7

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Die einzelnen Stunden zogen sich wie Kaugummi und immer wieder blickten mich die Schüler an, als sollte ich sofort wieder verschwinden. In der ersten und zweiten Stunde hatten wir Biologie bei Mr. Wellington. Aber in einigen Minuten würden auch diese vorbei sein. Ich wartete nur darauf, aus diesem Kurs zu gehen und mich nach weiteren 4 quälenden Stunden auf den Heimweg zu machen, da mir die Anwesenheit des Jungen neben mir gehörig gegen den Strich ging. Obwohl er sehr vertraut roch und es mir vorkam, als hätte ich diesen Geruch schon einmal irgendwo aufgeschnappt.

"Du treibst dich vermutlich gerne in fremden Territorien herum, oder?" meinte der Junge neben mir nur und kritzelte weiter einige kleine Gestalten auf die rechte Seite seines Heftes.
Fremde Territorien? "Wüsste nicht, was dich das angeht." meinte ich nur patzig und konzentrierte mich wieder auf Mr. Wellington, der vorne irgendetwas von Synapsen und Nervenzellen schwafelte. "Schon eine ganze Menge, denke ich. Immerhin bist du auf unserem Territorium." Genervt verdrehte ich die Augen. "Pass auf, ich habe keine Ahnung, was du meinst. Ich bin mit meinen Eltern her gezogen und die bezahlen dafür, dass wir hier leben können. Wenn ich in deinen Augen hier nicht erwünscht bin, tut es mir leid für dich, aber damit musst du dann wohl leben." meinte ich nur.

"Jake, würdest du mir bitte den Unterschied zwischen zeitlicher und räumlicher Summation erklären?" fragte Mr. Wellington plötzlich. Er hatte anscheinend bemerkt, dass mich der Junge neben mir dauernd ablenkte. Jake hieß er also. Er sah unseren Lehrer verwirrt an und ich musste mein schmunzeln unterdrücken, um ihn nicht auf meine Schadenfreude aufmerksam zu machen. "Tut mir leid, ich habe nicht aufgepasst." meinte er nur und zuckte entschuldigend aber auch etwas gleichgültig mit den Schultern. "War mir klar. Aber auf unsere neue Schülerin kannst du dich anscheinend konzentrieren, oder wie sehe ich das?" Er schüttelte mit dem Kopf und seufzte, dabei ließ er sich in den Stuhl sinken und starrte auf seinen Bleistift, den er in seinen Fingerspitzen drehte. Einige andere Schüler aus meiner neuen Klasse kicherten leise, aber Jake schien es ebenso zu hören wie ich, da er sie mit bösem Blick anstarrte. Verwundert sah ich ihn an.

"Jetzt weiß ich auch, woher dein Cousin das hat." meinte Mr. Wellington und wandte sich wieder der elektronischen Tafel zu. "Was soll das denn heißen?" rief Akay plötzlich in den Raum und damit wurde mir zum ersten Mal bewusst, dass die beiden verwandt sein mussten. Auch vom Körperbau her sahen die beiden sich ähnlich aber sie hatten in meiner Gegenwart nicht miteinander gesprochen, daher war mir das vermutlich nicht aufgefallen. Aber jetzt erinnerte ich mich wieder wo ich diesen vertrauten Geruch aufgeschnappt hatte, auch wenn sie sich leicht unterschieden. Aber wie hätte mir das auch auffallen können? Schließlich war ich erst seit 2 Schulstunden in diesem Raum.

"Schon traurig, wenn man seine eigenen Artgenossen nicht erkennt." murmelte Jake neben mir plötzlich und lachte verächtlich aber leise, um nicht erneut auf sich aufmerksam zu machen. Verwirrt sah ich ihn an. Was meinte er damit denn schon wieder? Doch ich hatte keine Zeit ihn zu fragen, da er plötzlich aufstand und ging als die Schulglocke läutete. Seufzend packte ich meine Sachen in den Rucksack und verließ den Raum.

"Jennifer, warte mal." Ich drehte mich um und blickte in zwei braune Augen, die mich erwartungsvoll anstarrten. Ein leichtes Unwohlsein überkam mich als ich so angestarrt wurde und erst dann nahm ich war, dass es Akay war. "Soll ich dich vielleicht zum nächsten Raum begleiten? Wir haben jetzt Religion in unserem Klassenraum." meinte er nur und ich nickte unsicher.

Ich lief einfach, ohne ein Wort zu sagen, neben Akay her und sah mich nebenbei im Gebäude um. Wir mussten einige Treppen hinauflaufen, die Wände waren in einem dunkelgrau, nur die Fußbodenleiste war gelb und stach somit zwischen den hellgrauen Fliesen hervor.

"Du bist also Jakes Cousin?" fragte ich und hatte somit sofort Akays Aufmerksamkeit. Er kratzte sich kurz am Hinterkopf und nickte verlegen. "Ja, er spielt sich immer so auf aber eigentlich will er mich und meine Familie nur beschützen." meinte er kurz und ich zog ungläubig die Augenbrauen hoch. "Er ist eigentlich echt nett. Das wirst du noch merken, wenn ihr euch besser kennen lernt." meinte er und lächelte. Dabei blitzten seine hellweißen Zähne auf und ich lächelte. "Sehr süß, wie du davon ausgehst, dass ich ihn besser kennen lernen will." meinte ich und schmunzelte etwas. "Oh doch, ich denke schon, dass du ihn besser kennen lernen wirst, ob du willst oder nicht." er lachte ebenfalls. Warum war er sich dessen nur so sicher?

White Wolf IWo Geschichten leben. Entdecke jetzt