7.Kapitel

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Eigentlich hatte ich gedacht jetzt würde alles besser werden. Wir hatten einen Erwachsenen an unserer Seite, der uns half. Naja, Tim war aber eher wie ein Freund nicht wie eine Aufsichtsperson. Wir hatten ein Foto, auf dem man den Täter eindeutig sah. Damit war doch alles klar, oder nicht?

Natürlich war es nicht so einfach. Wir versuchten das Beste draus zu machen. Wir gingen zur Polizei und erklärten denen die Lage. Doch wer glaubt schon zwei Teenagern und einem der auch nicht gerade erfahren aussieht. Niemand! Jeder dachte wir seien verwirrt und ich sei noch nicht mit dem Tod meiner Schwester klargekommen. Ein Polizist fragte mich ernsthaft ob ich es nicht mal mit einer Therapie versuchen wollte.

Daraufhin beließen wir es dabei. Wir hatten eingesehen dass wir handfeste Beweise brauchten. Das wir wussten wer der Mann war der meine Schwester umgebracht und Tim vor vierzehn Jahren angeschossen hatte, das genügte nicht. Ein Muttermal das aussah wie eine Mondsichel war für die Polizei nichts Ungewöhnliches. So etwas hätte jeder zehnte Deutsche, meinten sie. Aber ich hatte noch nie bei jemanden eines gesehen Außer bei ihm.

Also standen wir wieder am Anfang. Nirgendwo tauchte etwas über den Mann auf und wir mussten es wieder Zufall überlassen. Aber das wollten wir nicht! Wir konnten doch jetzt auf einmal nicht aufgeben. Dieser Mann musste gefasst werden bevor noch mehr geschah.

Vielleicht würde jetzt sofort nichts geschehen. Wir alle würden die Sache vergessen, unser eigenes Leben führen, Familie haben. Und dann in fünf oder zehn Jahren dann war es so weit. Dann würde er plötzlich aus dem Nichts auftauchen und wieder für Angst und Schrecken sorgen. Wie lange sollte das noch so weitergehen? Der Mann war noch nicht so alt. Sollte man hier in dieser Gegend die nächsten fünfzig Jahre in Angst leben. Müsste jeder seine Kinder vor ihm schützten, würde man sich nicht trauen alleine raus zu gehen, weil er noch auf freiem Fuß war. Oder würden alle friedlich sein, weil man die Bevölkerung nicht warnte. Ich wusste es nicht.

Doch eines wusste ich. Ich würde diesen Typen finden. Zusammen mit Marco und Tim. Damit ich eine Nacht mal wieder ruhig schlafen konnte. Egal ob das erst in zehn Jahren sein würde. Der Typ würde nicht ungeschoren davonkommen. Das schwor ich mir. Also überlegte ich mir was wir tun konnten. Und nicht nur ich tat das. Auch Marco und Tim waren jeden Tag damit beschäftigt darüber zu grübeln wie man ihn fassen könnte. Aber dafür brauchten wir erst mal mehr Informationen. Und nach einer Woche wusste ich endlich wie wir daran kommen würden.

eine Woche später

Ich traf mich um sieben mit Tim und Marco im Park. Die beiden erschienen pünktlich und keiner wusste was ich mir überlegt hatte. „Hey, schön das ihr da seid“, begrüßte ich die beiden. Die beiden lächelten nur und umarmten mich.

„Jetzt rück schon raus“, fragte Tim dann, „was hat du ausgetüftelt?“ Ich schaute ihn an: „ Eigentlich nichts Besonderes. Aber ich habe mir überlegt wie wir an mehr Informationen über unseren Mann herausfinden können.“, antwortete ich. „Und?!“, Marco sah mich neugierig an.

„Also. Ich habe mir gedacht, er war ja in der JVA und dort auch einige Zeit. Es fällt doch auf wenn ein Gefangener so ein Muttermal hat. Deshalb werden wir in die JVA gehen und uns dort ein wenig umhören. Vielleicht dürfen wir auch mit ein paar Insassen reden. Der stellvertretende Direktor ist der Bruder eines Arbeitskollegen eines Kunden meiner Mutter. Möglich das er uns weiterhelfen kann. Und ansonsten gibt es bestimmt auch noch andere Möglichkeiten. Ich hab uns für Donnerstag angemeldet. Wir können direkt nach der Schule vorbeischauen.“

Die Jungs starrten mich an. Sie waren total baff. „Und das erzählst du uns jetzt erst? Warum hast du am Telefon nichts gesagt. Wir wär’s mit einer SMS gewesen?“ Ich grinste sie nur an. Das mochte ich an den beiden. Ich konnte sie einfach gut überraschen. Aber das mit der JVA war ja auch eine super Idee gewesen, finde ich. Dort gab es ganz sicher ein Verzeichnis über die ehemaligen Insassen. Das mussten wir als erstes sehen. Dann könnten wir mit dem stellvertretenden Direktor reden. Ich hoffe er würde dann auch da sein. Er könnte uns dann bestimmt noch ein paar wichtige Hinweise geben. Vorausgesetzt er war da. Ansonsten mussten wir halt den Direktor fragen. Aber ich hatte gehört, dass er ein ziemlicher Stinkstiefel sei.

Anderseits, was sollten uns diese Leute schon erzählen. Sie könnten uns sein Aussehen beschreiben, ja, aber wir hatten ja ein Foto. Dann könnten sie uns Auffälligkeiten erzählen, aber war ein Muttermal nicht auffällig genug? Ich glaube, mittlerweile war ich selber nicht so ganz von meinem Einfall überzeugt.

Die Jungs hingegen strahlten mich an als hätte ich gerade eine Goldmine gefunden. Es war ja auch mal eine Sache die uns weiterhelfen konnte. Zurzeit hatten wir nichts Besonderes getan und wir mussten uns auch auf die Schule konzentrieren. Da kam es schon Recht das wir jetzt wieder eine Aufgabe hatten. Auch wenn ich mir nicht so ganz sicher war was sie ändern sollte. Aber eventuell hatten wir ja Glück und wir stießen zufällig auf irgendetwas Interessantes. Was das sein sollte wusste ich nicht, aber wir würden ja sehn.

Tim und Marco jedenfalls waren Feuer und Flamme und setzen sich sofort zusammen um an einem Plan zu arbeiten wie wir vorgehen sollten. Ich war mir nicht sicher ob es was brachte, aber sie surften im Internet was wir alles brauchten damit wir in das Gefängnis reinkamen. (Personalausweis) Und was wir sonst noch so benötigten. Sie tüftelten lange an einer Kamera die Tim in seiner Hemdtasche tragen sollte(ich mein die durfte ja auch nicht auffallen wenn wir mit diesen Piepsgeräten überprüft wurden).

Irgendwie war mir nicht wohl dabei, das war ja schon fast kriminell und eigentlich machten wir das doch nur um einen Kriminellen zu fassen, oder? Ich hielt mich jedenfalls da raus und überlies die Sache den Jungs. Sie überlegten sich Fragen, mit denen sie Den Direktor und die anderen bombardieren konnten. Das Tolle daran war das ich die dann schön auswendig lernen konnte weil die Jungs ja mit anderen Dingen beschäftigt waren!Ich glaub in der Schule waren wir gar nicht wirklich anwesend, wir grübelten die ganze Zeit vor uns hin, was an diesem Plan wir noch verbessern konnten.

Mittwoch kam dann noch die Aufregung dazu. Wir gingen freiwillig in ein Gefängnis. Das muss man sich mal vorstellen! Manchmal dachte ich mir echt warum wir den Mann nicht einfach in Ruhe ließen. Doch im nächsten Moment kam dann auch schon die Vorfreude auf unseren Besuch. Ein echtes Gefängnis. Das hatten noch nicht viele meiner Bekannten von innen gesehen. Außer mein Onkel.

Er war als Jugendlicher in eine Gang abgerutscht die dann einen Bankraub verübte. Die Bande verschwand spurlos und mein Onkel wurde gefasst. Deshalb saß er ein paar Jahre. Er hat mir immer gepredigt dass ich aufpassen solle, ich glaub ihm war das sehr peinlich und er wollte nicht das das jemandem in unserer Familie nochmal geschah. Ich glaub das hatten wir alle gut im Griff. Doch ich glaube wenn er wüsste was wir hier machten, er würde mir den Kopf abreißen!

Doch jetzt war es Mittwochabend. Ich lag in meinem Bett und konnte nicht einschlafen. Wie auch? Morgen war es so weit. Morgen könnten wir Infos bekommen um Nadjas Mörder zu finden. Nadja, meine Schwester, sie fehlte mir wirklich total. Manchmal war sie echt die nervige Kleine gewesen, doch in so Momenten wie jetzt hätte ich sie gerne bei mir.

Der Mann mit dem MondsichelmuttermalWo Geschichten leben. Entdecke jetzt