Die Rückkehr - Teil 3

44 6 0
                                    

Direkt nach dem Eintreten in den kurzen Flur, welcher gleichzeitig eine Art Vorraum abgibt, werde ich von dem extrem intensiven Kaffeegeruch umhüllt, welcher seit Jahren hier festhängt und wohl nie wieder vollständig zu beseitigen sein wird. Gemeinsam mit dem Eigengeruch der sich hier befindlichen Zimmern ist das wirklich keine vorteilhafte Mischung.

Ein paar wenige Stimmen sind zu hören, allerdings keine mir bekannte. Vielleicht habe ich ja doch mal Glück!

A. öffnet die Türe des Sekretariats und tritt ein, ich tue es ihr gleich. Mein Kopf vollzieht instinktiv eine 90-Grad-Drehung nach rechts und mein Blick scannt den dort befindlichen Schreibtisch ab. Leer! Er ist nicht besetzt! Ein innerer Jubel bricht in mir aus und ich bemühe mich, mir meine Freude nicht allzu sehr anmerken zu lassen...

Wir geben die Flyer ab und etwas erleichtert mache ich mich mit A. anschließend auf den Weg zurück in die Aula.

Dort angelangt warten bereits die anderen, die heute mit uns unseren Stand bei der Messe betreuen werden. Kurze Begrüßung, dann Absprache zum Aufbau. Unser Stand soll direkt in die Mitte. Moment, was?! Direkt in die Mitte? Na super, das kann ja was geben! Der Tag wird immer noch besser...

Zum Glück erblicke ich in dem Moment S., eine weitere Freundin und frühere Mitschülerin von mir. Auch sie weiß von meiner besonderen Ausgangslage für den heutigen Tag und begrüßt mich sofort bestens gelaunt. Ich bin unheimlich froh, das heute nicht alleine durchstehen zu müssen.

Nach einem kurzen Gespräch machen wir uns an die Arbeit und bauen unseren Stand, wie vorgesehen, zentral, inmitten der anderen auf. Schon jetzt fühle ich mich hier eingeengt, dabei ist die Anzahl der Schüler noch recht überschaubar!

Gerade als wir fertig sind, kommt auch schon der erste Schwung lauter Kinder. Ich bekomme von dem ganzen Trubel, der dabei automatisch entsteht, jedoch überhaupt nichts mit, bis einer meiner Mitstreiter meint, ich solle doch endlich auch mal etwas machen und nicht nur herumstehen. Für einen kurzen Moment bin ich irritiert aber schnell begreife ich, dass seine Aussage durchaus berechtigt ist: Ich stehe eingepfercht zwischen Stellwänden, Tischen und Taschen, den Blick abgewandt ins Nirgendwo und sehe überhaupt nicht so aus, als wollte ich hier Menschen für etwas begeistern.

Also mache ich mich - mit dem peinlichen Gefühl ertappt worden zu sein - auf den Weg, schnappe mir einen Stapel Flyer und kurz darauf mein erstes "Opfer". Zum Glück habe ich kein Problem damit auf andere Menschen zuzugehen, das erleichtert mir diese Situation zumindest in der Hinsicht.

Trotzdem setzt mir die Gesamtsituation zu. Meine Stimme versagt immer wieder und ich merke selbst, wie unkonzentriert ich bin. Es steht nicht nur eine Person mir gegenüber, bei der sich im Laufe des Vormittags der Kopf geradezu zu einem Fragezeichen zu verformen scheint, da meine Erläuterungsversuche heute wirklich hoffnungslos sind.

So angespannt kenne ich mich selbst kaum und mein knallroter Kopf ist für das Selbstvertrauen auch nicht unbedingt förderlich.

A. fragt mich irgendwann, ob es mir sehr schlecht oder sehr sehr schlecht gehe. Ich weiß es nicht, habe keine Ahnung, was ich ihr sagen soll. Also antworte ich nicht. Sie fragt nochmal, ich beschließe sie zu ignorieren und schäme mich zugleich dafür. Als sie einen dritten Versuch startet, fasel ich etwas zusammen, behaupte es gehe mir in Ordnung. Ich weiß nicht, wem ich etwas vormachen will, sie kennt mich in der Hinsicht ohnehin bestens. Aber sie fragt nicht weiter nach und dafür bin ich ihr wirklich dankbar.

Kurz vor Schluss gehen A. und auch S. und wenig später bauen wir Verbleibenden unseren Stand ab.

Ist ja doch alles gut gegangen, denke ich mir etwas verfrüht...

Neben den BahngleisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt