Die beste Entscheidung

16 1 0
                                    

Ich schlafe gut in der folgenden Nacht und erwache am nächsten Morgen erst mit dem Klingeln des Weckers.

Während ich das nervige Piepsen abstelle und mich eigentlich gerade auf den anstehenden Tag mental einstellen möchte, schweifen meine Gedanken zum vorangegangenen Tag ab.

Herr F. und seine Symmetrie.

Prothese.

Ich!

Nein! Nein!

Plötzlich spreche ich es laut aus: "NEIN!"

Ich werde mich nicht verbiegen lassen! Schon gar nicht von ihm!

Damit ist binnen weniger Sekunden eine Entscheidung getroffen, ohne, dass ich das beabsichtigt hatte. Doch mir wird klar, wie notwendig sie ist.

Was ist das für ein Unsinn? Eine Prothese?!

Nicht wegen diesem Objekt als solches. Aber meine Motive erscheinen mir in diesem Moment nicht mehr glaubhaft genug.

Ich komme zurecht mit meinem Alltag und kann es deshalb vor mir selbst nicht rechtfertigen, meinem Körper auf diese Art und Weise zu vermitteln, dass ich ihn nicht respektiere und nur aufgrund einer einzigen Person - welche mir noch nicht einmal nahesteht - künstlich etwas daran zu ändern.

Nein, das kann kein Grund sein. Ich kaufe mir doch auch keine Gummibärchen wenn ich Lust auf Schokolade habe, nur, weil die unbekannte Nachbarin im dritten Stock des übernächsten Hauseingangs gerne Gummibärchen isst!

An diesem Tag beschließe ich sehr viel mehr als nur die Lösung des Prothesen- bzw. Gummibärchen-Problems. Dieser Moment am frühen Morgen in meinem Bett ist tatsächlich wegweisend. In mir wächst die Überzeugung, dass ich mich gegenüber meinem Deutschlehrer nicht so einfach aufgeben darf. Und vor allem, dass ich an dieser Schule mein Abitur schreiben werde, und zwar sehr gut, und es ihm dadurch zeigen werde.

Eine 1 soll vor das Komma und er keine Belastung mehr für mich sein!

Tja, soweit die Theorie...

Neben den BahngleisenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt