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Genervt stütze ich mein Gesicht auf meiner Handfläche ab. Woher soll ich denn die Antworten wissen?

Ich grübele nun schon seit einer halben Stunde an der Physik-Klausur. Doch je länger ich darauf starre umso ratloser werde ich.

Mein Blick fliegt automatisch zu Mrs. Hemmings. Sie scheint beschäftigt, weshalb ich einen Fetzen meines Schmierblattes abrupfe und eine kleine Notiz an meine beste Freundin neben mir schreibe.

Vorsichtig und mit dem Blick zu Mrs. Hemmings schiebe ich den Zettel unter der Trennwand hindurch und hoffe das Isa mein Gekritzel lesen kann.

Schon nach kurzer Zeit kommt ein Zettel zurück. Ich schaue hoch zu ihr und sehe wie sie grinsend einfach weiter schreibt und in ihrem Taschenrechner herum tippt.

Du musst in der Formelsammlung die drei Formeln nachgucken und einfach nur das gegebene einsetzen, du Dussel :D

Nicht wirklich viel schlauer als vorher beschließe ich einfach mal in der Formelsammlung zu stöbern.

Ich finde etwas was irgendwie so aussieht, als könnte man es verwenden und schmiere es auf das Blatt und setzte einfach mal irgendwelche Zahlen, die in der Aufgabe stehen ein.

Zu meiner Verwunderung kommt so gar ein halbwegs realistisches Ergebnis heraus. Mit einem dicken Grinsen mache ich mich mit etwas mehr Elan an die zweite Aufgabe.

„Bringt bitte noch euren letzten Gedanken zu Ende." Kommt es von vorne.

„Mist!" murmele ich.

„Hier", flüstert Bella neben mir und schiebt mir ihr Blatt ein wenig zu. Ich schaue kurz zu Mrs. Hemings, die ihre Tageszeitung sorgfältig zusammen faltet und vergewissere mich, dass sie mir keine Aufmerksamkeit schenkt.

„Danke", forme ich mich mit den Lippen und beginne die zweite Aufgabe, welche zufällig auch die meisten Punkte bringt, abzuschreiben. Zwischendrin ließ ich ein paar Zwischenschritte, die mir zu kompliziert erschienen weg und notierte ein wenig von den anderen Aufgaben.

Ich danke Gott für das Talent, unter Druck schnell abschreiben zu können.

„So Schluss jetzt", meint sie und ich lasse schnaubend meinen Stift fallen.

Ich schmeiße einfach alle meine Stifte in meine Federmappe, stecke die restlichen Zettel in meine Tasche und laufe nach vorne um abzugeben.

Vor der Tür warte ich auf Isa. „Hast du überhaupt etwas verstanden von dem, was die Hemmings von uns wollte?" grinst sie.

„Nop", meine ich schlicht und betone das ‚p' besonders gleichgültig. „Was haben wir jetzt?" frage ich sie und krame in meiner Tasche nach dem Apfel, den ich mir heute gerade noch schnappen konnte.

„Mathe", meint Isa und läuft schon mal zum Treppenhaus.

Ich stöhne auf und versuche mich währenddessen nicht an meinem Apfel zu verschlucken. „Zwei Stunden Hemmings am Stück, wer hat denn den Scheißplan gemacht?"

„Drei Stunden, Schätzchen. Wir haben in der sechsten Stunde nochmal Chemie-Vertretung." Bevor ich so dusselig wie ich bin vor die Tür laufe hält Isa sie für mich auf.

„Schade eigentlich. Der neue Lehrer ist ziemlich knackig." Ich wackele mit den Augenbrauen und bleibe stehen.

„Oh mein Gott, Isa siehst du das!" quieke ich aufgeregt und zeige mit meiner Hand in der ich den halb aufgegessenen Apfel halte auf das schwarze Brett.

„Was denn?" seufzt sie.

„Schau doch mal!"

„Der Mathewettbewerb?" Skeptisch hebt sie ihre Augenbrauen und schaut mich an.

„Nein, du dumme Nuss! Zwei Leute haben sich die Nummer unter meinem Flyer für die Band abgerissen!"

„Na und?"

„Das heißt, dass es eine 50/50 Chance gibt, dass sich wer meldet. Und stell dir mal vor, es meldet sich ein Drummer! Dann können wir schon ein bisschen spielen", schwärme ich.

„Du bist schon ein komisches Mensch", lacht sie.

Die Pausenglocke unterbricht mein Geschwärme und ich begebe mich grummelnd zu meiner Lieblingsstunde.

*

„Och nö", seufzt Isa neben mir und schaut auf ihre Mathearbeit.

„Was denn, nur ne zwei?" frage ich sarkastisch und bemale weiter gelangweilt mein Hausaufgabenheft.

„Zwei Minus", seufzt sie.

„Mali, Mali, Mali." Kopf schüttelnd legt Mrs. Hemmings meine Klausur vor mich hin und widmet sich wieder strahlend unserem Klassenstreber.

Ich schlage die Arbeit auf und jede Menge rote Farbe begrüßt mich. Ich glaube ich schaue erst gar nicht nach der Note.

„Und?" fragt Isabelle gespannt

„Mir egal, schau du." Ich schiebe ihr mein Meisterwerk zu und schaue aus dem Fenster, da der Donner, der eben durch die Stadt gehallt hatte, meine Aufmerksamkeit auf sich gezogen hatte.

„Respekt Mali. Immer hin keine 6", lacht sie. „Ich sollte echt mal mit dir lernen."

„Das sehe ich genauso Ms. Hale. Ms. Harris, ich möchte das sie nach der Stunde hier bleiben."

„Mhm", mache ich nur.

„Rechnen Sie mal bitte die Aufgaben auf Seite 43 durch."

Widerwillig hole ich meinen Block und den Taschenrechner aus meiner Tasche und schlage das Buch auf.

Da ich so wieso nichts verstehe, warte ich einfach auf Lucy zu meiner rechten. Sie ist zwar kein Einserkandidat aber doch ziemlich gut in Mathe.

Bevor ich aber zum abschreiben komme ist die Stunde um.

„Die Aufgaben machen Sie übers Wochenende bitte fertig. Ms. Harris." Kurz bevor ich in der Schülermenge verschwinden kann ruft sie meinen Namen und hält mich somit davon ab.

„Ich möchte mit Ihnen reden."

Widerwillig drehe ich mich um und stelle mich vor den Lehrerpult.

„Sie wissen sicherlich selbst, dass ihre Leistung stark nachgelassen hat. Deswegen würde ich Ihnen Nachhilfe sehr zu Herzen legen."

„Ich weiß nicht. Die nächste Nachhilfe ist in der Stadt und da komme ich bestimmt nicht regelmäßig genug hin. Meine Mutter muss schließlich auch arbeiten", sage ich und lehne mich an den Tisch hinter mir.

„Das weiß ich. Und deswegen habe ich Ihnen einen Schüler organisiert, der am Sonntag um 15 Uhr bei Ihnen sein wird. Er ist herausragend in Mathematik, Chemie, Biologie und Physik." ‚Was ein Streber', schießt es sofort in meinen Kopf. Polunder-Boy. Automatisch muss ich über meinen neuen Spitznamen lachen.

„Ich weiß nicht, was daran so lustig ist Mali, aber ich lege Ihnen zu Herzen, dass sie das Angebot annehmen. Denken Sie an ihren Abschluss."

„Vielen Dank", meine ich nur und gehe ohne ein weiteres Wort aus dem Klassenzimmer. Das ‚Auf Wiedersehen' was sie mir zuruft ignoriere ich galant.

Kurz vor der Freiheit bemerke ich das außerordentlich gute Wetter. Dicke Tropfen prasseln auf den Boden.

Stöhnend suche ich nach meinem Regenschirm, bis mir einfällt, dass ich ihn letzte Woche kaputt gemacht habe.

Ich binde meine Haare schnell zu einem lockeren Zopf, damit sie mir bei dem Wind nicht im Gesicht herum fliegen.

Die Tür geht auf und der kalte Wind klatscht in mein Gesicht, was ich darauf hin sofort verziehe.

Kurz bevor ich zu Hause bin taucht ein Lockenkopf neben mir auf.

„Hey, Mali richtig?"

Ich schaue ihn verwirrt an und nicke. „Was willst du?"

„Ich bin Ashton und das ist mein Kumpel Luke." Ich drehe mich zur Seite und erst jetzt fällt mir der große blonde Junge auf.

„Wir haben gehört du suchst einen Drummer und einen Gitarristen?"

Little Bit Nerdy L.H. AUWo Geschichten leben. Entdecke jetzt