•VERDRÄNGUNG ALLER PROBLEME•

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Lucas wacht neben mir auf. Er nimmt den Arm von meiner Taille und stützt sich auf seinen Oberarm. „Was ist denn los?" Völlig verschlafen schaut er mich an. Dabei reibt er sich mit der anderen Hand über sein perfektes Gesicht.

„Es ist nichts" Ich sehe zu ihm. „Mein Dad hat mich angerufen. Er hat mir eine Standpauke verpasst, da ich ihm keine Nachricht über meinen Aufenthalt hinterlassen habe. Er ist komplett ausgeflippt."

Ich senke meinen Kopf. "Er hat mich noch nie angeschrien."

Lucas löst sich aus seiner Position und rückt näher zu mir heran.

"Lass uns erst einmal den Morgen begrüßen." Er mich in seine Arme und wiegt mich hin und her. Ich kuschle mich an ihn ran. Sein Atem geht regelmäßig und seine Brust hebt und senkt sich gleichmäßig.

„Wenn es dich beruhigt, kann ich dich nachher nach Hause fahren. Wollen wir erst einmal frühstücken? Ich verhungere gleich." Ich kann sein Lächeln förmlich vor mir sehen.

Ich stehe auf und ziehe das Shirt von ihm, soweit es geht, runter. Lucas schmunzelt über mein Verhalten. Er nimmt meine Hand in seine und gemeinsam laufen wir die Treppe hinunter, wo die anderen noch schlafen.

Das ändert sich als, wir durch das Wohnzimmer in die Küche laufen. Durch unsere Schritte werden die meisten munter.

„Was ist denn los? Ich dachte wir können noch schlafen." Jacob sieht Lucas an.

„Violet muss nach Hause. Ihr Dad hat sie zurückbeordert." Er geht in die Küche.

Ich bleibe kurz stehen und sehe Jacob an. „Tut mir leid."

„Ach mach dir nichts draus." Er winkt es ab.

In der Küche helfe ich Lucas beim Zubereiten der Waffeln. Er stellt sich geschickt an. Eine weitere Seite, welche ich noch nicht kannte. Nach 10 Minuten ist das Frühstück fertig und wir decken gemeinsam den Tisch.

Mit Gemurmel begibt sich der Rest der Gruppe ebenfalls an den Tisch. Sie alle sehen noch sehr müde und blass aus. Olivia sieht mit verwischtem Make-up anders aus. Die Anforderung perfekt zu sein, verblasst. Auch Emma und Aria sehen nicht besser aus. Ich will gar nicht sehen, wie ich gerade aussehe.

Während des Frühstücks reden wir kaum. Jeder ist in seiner eigenen kleinen Blase gefangen und versucht den mühsamen Schlaf aufzuholen, welcher so unerreichbar ist. Nachdem klanglosem Essen hole ich meine Sachen und warte auf Lucas.

„Wir sehen uns in der Schule." Jayden kommt zu mir und drückt mich kurz an sich. Die anderen murmeln noch etwas und legen sich zurück auf den Boden.

Auch die Fahrt zurück verläuft schweigend. Ich will mir gar nicht vorstellen, wie wütend mein Dad sein wird. Es gibt nicht vieles, was ihn in Rage bringt.

Wir biegen in meine Straße ein. Aus der Ferne sehe ich meinen Dad, wie er vor der Haustür auf mich wartet. „Ich wasche deine Sachen und gebe sie dir die nächsten Tage zurück", sage ich.

„Nein. Die kannst du behalten. Kannst mich ja dann anrufen und berichten wie es gelaufen ist." Er drückt mir einen Kuss auf die Lippen und lässt mich aussteigen.

Ich laufe zu meinem Dad, welcher alles andere als erfreut aussieht. „Rein mit dir. Sofort."

Genervt gehe ich in unser Haus. Er folgt mir und schließt die Tür hinter sich. Dann dreht er sich zu mir um. „Was ist dir eigentlich bei dieser Aktion durch den Kopf gegangen?"

„Ich hab einfach die Zeit genossen. Wir hatten so viel Spaß und uns ist nichts passiert", verteidige ich mich.

„Was soll dieser neue Look? Deine schönen Haare."

Ich fahre mir provokativ durch meine verwuschelte Frisur. „Es ist mal was Neues."

Er verschränkt die Arme vor der Brust. „Ich bin enttäuscht von dir, Violet. Als Strafe bekommst du eine Woche lang Hausarrest. Ich werde dich in die Schule fahren und auch wieder abholen. Haben wir uns da verstanden?"

Ich rolle mit den Augen. „Wirklich? Hausarrest?"

„Damit brauchst du nicht anzufangen. Ab mit dir auf dein Zimmer." Er geht an mir vorbei in die Küche.

Ich gehe in mein Zimmer und wische die Schminke des gestrigen Abends ab. Danach schreibe ich Lucas. Erschöpft lege ich mich auf mein Bett und starre an die Decke. Der Schlafmangel der letzten Nacht überkommt mich und lässt mich in die Traumwelt zurück gleiten.

Am nächsten Tag schleiche ich auf leisen Sohlen die Treppe herunter zur Tür. Ich will mit dem Schulbus fahren. Ich hoffe inständig, dass mein Dad noch schläft. Leider habe ich heute kein Glück.

„Wo willst du denn hin? Haben wir nicht was vergessen?" Ich blicke auf und sehe, wie mein Dad vor der Tür steht.

„Nein. Nicht das ich wüsste." Ich drücke mich an ihn vorbei.

„Ich glaube du weißt was ich meine. Ab ins Auto."

Auf der Autofahrt schaut mich mein Dad ab und zu an. Aus Protest schaue ich stur aus dem Fenster und ignoriere seine Versuche mich in eine Konversation zu ziehen.

„Ich finde deine Haarfarbe schrecklich. Was soll das weiß? Du bist doch keine alte Frau."

„Mir gefällt es."

„Wie du meinst." Er atmet schwer aus und merkt, dass ich nicht in der Stimmung für ein Gespräch bin.

An der Schule angekommen steige ich schnell aus. Ich will unter allen Umständen vermeiden, dass mein Team mich so sieht. Doch leider sind sie anwesend und schenken mir einen mitleidigen Blick.

„Ich weiß. Ihr müsst nichts sagen."

Ich würdige meinen Dad keinen Blick und gehe, mit Lucas an der Hand, ins Gebäude.

„Das dein Dad das wirklich durchzieht hätte ich nicht gedacht."

„Wem sagst du das. So kenne ich ihn gar nicht." Ich seufze auf.

„Das wird schon alles wieder", Lucas drückt meine Hand.

„Was ich dir noch mitteilen wollte. Nächsten Samstag findet bei mir eine Party statt. Du könntest dich raus schleichen." Olivia streicht ihre Haare über die Schulter.

„Das ist eine fabelhafte Idee. Haltet einen Platz für mich frei."

Ich gehe zum Klassenzimmer und verabschiede mich von ihnen. Heute ist definitiv kein guter Tag. In Geometrie bekomme ich eine schlechte Note nach der anderen. Das gleiche passiert mir in Französisch und Sprachwissenschaften. Doch das schlimmste kommt noch. Mein Dad wartet nach meinem Training an seinem Auto auf mich.

„Wie war die Schule?", fragt er als wir in unsere Einfahrt parken.

So wie immer." Ich steige aus dem Wagen.

„Violet, jetzt warte doch. Ich möchte doch nur mit dir reden." Er läuft mir hastig hinterher.

„Ich möchte aber nicht dir reden. Weißt du eigentlich, wie peinlich es ist, wenn du mich zur Schule fährst? Ich habe einen Ruf zu verlieren. Zudem finde ich das Ganze zu übertrieben." Ich schmeiße meine Sachen achtlos aufs Bett.

„Einen Ruf? Welchen Ruf denn? Den der beliebten Surferin? Das bist doch nicht du. Wo ist die alte Violet hin?" Ich drehe mich zu ihm. „Ich mache mir nur Sorgen um dich. Ich will nicht, dass du eine Dummheit begehst."

Ich schnaube auf. „Ich zähle zu den populärsten Schülern der Schule. Ich habe neue Freunde gefunden. Das ist alles. Zu dem mache ich keine Dummheiten und du musst mich nicht ständig wie ein kleines Kind behandeln."

Als würde ich eine Dummheit begehen. Ich bin alt genug, um meine eigenen Entscheidungen zu treffen.

Zwischen Surfboards & CheerleadingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt