•ÜBERNACHTUNG MIT FOLGEN•

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Die Worte von Noah schallen mir immer noch in meinen Ohren. Die ganze Nacht über kann ich nur daran denken. Das kann nicht so weiter gehen. Ich kann meine Gedanken nicht daran verschwenden. Ich muss ihn vergessen. Um etwas Schlaf zu bekommen, höre ich Musik. Erst nach ein paar Stunden kann ich einschlafen. Doch dann klingelt der Wecker.

Ich schaue auf mein Handy und sehe, dass es schon sechs Uhr ist. Es lohnt sich nicht mehr weiter zu schlafen. Ich stehe auf und dusche ausgiebig. Währenddessen springen die Gedanken in meinem Kopf hin und her. Ich muss etwas ändern. Etwas komplett was keiner von mir denken würde. Etwas Dramatisches. Ich werde meine Haare färben.

Nachdem ich mich für die Schule fertig gemacht habe, nehme ich heute das Auto meines Dads. Er hat heute einen freien Tag und braucht das Auto nicht. Es gibt nur ein Problem. Ich saß lang nicht mehr vor einem Lenkrad. Mit zitternden Händen starte ich den Wagen. Er heult leise auf. Mit Bedenken fahre ich langsam aus der Einfährt raus.

Da noch genügend Zeit ist, ehe die erste Stunde beginnt, beschließe ich einen Umweg zu fahren. Der Friseur ist mein Ziel. Ich fahre die Straße der Stadt entlang und suche nach einem.

Kurze Zeit später sitze ich beim Friseur. Dann lasse ich mich von den Angestellten verwöhnen. Nach einer dreiviertel Stunde ist die Verwandlung vollbracht. Meine Haare gehen mir jetzt bis zur Schulter und die braunen Haare glänzen nun in einem weiß.

Vor dem Spiegel stecke ich die vordere Partie meiner Haare hoch und fahre noch einmal durch die neue Haarpracht, ehe ich mich verabschiede und das Geschäft verlasse.

Durch einen Stau auf dem Highway komme ich zu spät zum Unterricht, doch das ist mir jetzt egal. Ich habe keine Schuld an dem Stau. Zudem sind es nur zehn Minuten, die verstrichen sind. In der Schule jogge ich zum Psychologie Kurs. Der Lehrer schaut mich nur kurz an, sagt jedoch nichts. Mit einem kleinen Lächeln setzte ich mich an meinem Platz.

„Wir schreiben jetzt einen Test. Schön, dass sie uns mit ihrer Anwesenheit beehrt." Er reicht mir die Fragen. Nach 20 Minuten ist Abgabe Zeit. Innerhalb dieser kurzen Zeit, beantworte ich alle Multiple-Choice Fragen. Der Test behandelte die Instanzen der Persönlichkeit nach Freud. Ein Thema, welches mir geradezu in den Schoß gefallen ist.

In der Pause gehe ich zu meiner neuen Clique hinüber. Aria schreit auf, als sie mich sieht. „Ich fasse es nicht. Du siehst Hammer aus. Unglaublich." Sie nimmt eine Strähne und betrachtet sie genauer.

„Ich brauchte eine Veränderung."

Oliva klopft mir auf Schulter. „Da hat unser Gespräch Wurzeln getragen."

„Ich hab die erste halbe Stunde des Unterrichtes verpasst, doch das war es mir Wert", sage ich und zucke mit den Schultern.

„Clever. Ich lege meine Termine ebenfalls auf die Vormittage", sagt sie und steht auf. „Komm mit. Wir müssen uns auf das Spiel heute Nachmittag vorbereiten."

Unser Team spielt heute gegen die Westcoast Hawks. Da das Spiel am Nachmittag ist, fallen bei allen Schülern die letzten Unterrichtsstunden aus. Natürlich wird das von allen bejubelt.

Gemeinsam gehen wir zur Turnhalle, wo wir eine Generalprobe durchlaufen, damit heute alles funktioniert. Dann ist es soweit. Ein neues Spiel. Eine neue Choreographie. Kurze Zeit später rennen wir auf das Spielfeld.

Mit jubeln und Beifall werden wir wieder begrüßt. Wir rennen eine Runde und winken den Zuschauern zu. Nach unserer kleinen Choreografie betreten unseren ‚Goodwin Lions' das Spielfeld. Lucas zwinkert mir zu, als er an mir vorbeirennt. Wieder spüre ich Schmetterlinge in meinem Bauch. Ich kann nicht anders, als ihn anzustarren. In der Sportuniform sieht er noch schärfer aus als sonst.

Wir drehen uns zum Publikum um und ermutigen die Zuschauer dazu, unsere Jungs anzufeuern. In der Menge sehe ich Noah, April und Alyssa, welche unser Treiben mit schweigen dulden. Wenn es ihnen nicht gefällt, können sie gern gehen. Ich habe sie nicht gebeten zu kommen.

Ich konzentriere mich auf das Spiel. Am Anfang steht unsere Mannschaft noch gut da, doch werden von den Gegnern mit der Zeit eingeholt. In der Halbzeit steht es 14-16. Mit unserer Performance versuchen wir sie noch einmal zu motivieren, damit sie alles aus sich herausholen.

In der zweiten Halbzeit geht es heiß her. Wenn wir einen Touchdown erreichen, würden wir gewinnen. Ich schaue zu Lucas. In den letzten Minuten reißen sich unsere Jungs noch einmal zusammen. Mit vereinten Kräften kämpfen sie und Lucas beendet das Spiel mit einem einen Touchdown. Das Spiel wird abgepfiffen. Wir haben erneut gewonnen.

Begeistert renne ich zu Lucas und falle ihm um den Hals. Mit Küssen überhäufe ich sein Gesicht.

„Ich liebe dich", flüstert er in mein Ohr und küsst mich leidenschaftlich. Ich lasse es zu und schmelze in den Kuss hinein. Schweratmend lösen wir uns voneinander.

Er geht zu seiner Mannschaft, welche mit grölendem Beifall von den Zuschauern begrüßt werden. Nach 20 Minuten ist das Spektakel zu Ende und jeder kehrt nach Hause zurück.

„Treffen bei mir zu Hause?", ruft Lucas in die Runde. Die Jungs bejubeln den Vorschlag und joggen zu ihren Autos. Lucas ergreift meine Hand und zieht mich mit sich.

Vor seinem Haus steigen wir aus. Schon von außen kann ich erkennen, dass seine Mutter viel Geld besitzt. Die Kanzlei macht sich anscheinend bezahlt.

Er wirft mich über seine Schulter und geht mit mir ins Haus, wo er mich mit sich zusammen auf die Couch legt. Die anderen gesellen sich dazu. Eng aneinandergedrängt, versucht Jayden sein Handy herauszuholen.

„Pizza?", ruft er in die Runde.

Nach kurzer Zeit sitzen wir alle auf dem Boden und essen unsere Pizzen. Genüsslich beiße ich von meiner Pizza Hawaii ab.

Während wir auf die Pizza gewartet haben, sind die Jungs in den Keller gegangen und haben Kästen von Bier geholt.

Nun sind sie alle etwas angetrunken und taumeln leicht durch das Haus. Sie benehmen sich wie Kleinkinder.

„Das wird bestimmt ein lustiger Abend", murmle ich zu Emma.

„Ach nimm es nicht so ernst. Die kriegen sich in einer Stunde wieder ein. Das passiert ständig."

So komme ich sicherlich nicht nach Hause. Mein Dad wird ausrasten, wenn er erfährt wo ich bin. Mein Akku ist leer und ich lade ihn zurzeit auf. Zudem habe ich jetzt nicht sonderlich Lust ihm eine Nachricht zu schreiben. Er würde mir eine Standpauke halten und mich sofort abholen.

„Du kannst auch hier schlafen, wenn du willst", sagt Aiden und fährt mir beruhigend über meine Haare. „Ich konnte dir noch nicht sagen, wie sehr mir deine neue Frisur gefällt."

„Wo soll ich da schlafen?" Ich gähne und schaue müde zu Lucas.

„Natürlich bei mir. Wo sonst. Ich gebe dir noch ein paar Sachen, die du anziehen kannst." Er wirft mich erneut über die Schulter und geht die Treppen hinunter. Die Jungs haben sich mit ein paar Decken auf den Boden gelegt, während die Mädchen es sich auf den Sofas gemütlich gemacht haben.

Nachdem ich ein viel zu großes Shirt von Lucas anhabe, zieht er mich in sein Bett, wo er seine starken Arme um mich schlingt. „Schlaf gut, Babe."

Am nächsten Morgen werde ich schon wieder von meinem Handy geweckt. Mit Müh und Not kann ich mich aus den Armen von Lucas befreien.

„Hallo?", murmle ich in den Hörer.

„Violet? Bist das du? Oh Gott, dir geht es gut. Wo bist du nur? Ich mache mir solche Sorgen. Keine Nachricht oder ein Zettel, wo du bist." Mein Dad klingt aufgebracht.

„Sorry Dad, ich habe bei Lucas übernachtet. Wir haben gestern noch etwas den Sieg der Mannschaft gefeiert." Die andere Leitung ist ruhig. Die Ruhe vor dem Sturm.

„Bitte was?! Ich kann es nicht glauben! Das bist doch nicht du Violet. Meine Liebe, das wird Konsequenzen haben. Komm sofort nachhause!" Wütend legt er auf.

Ich wusste, dass das auf mich zu kommt. Und es ist eingetroffen. Ich bin ein Teenager. Er muss lernen langsam loszulassen und mich mein Ding zu machen. Wieso kann er nicht leichter durchs Leben gehen?

Zwischen Surfboards & CheerleadingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt