Am nächsten Morgen schaue ich gespannt aus dem Fenster. Die Wellen bäumen sich auf und brechen an der Küste. Es ist noch Zeit, bis der Unterricht beginnt. Das ist die Gelegenheit. Wenn ich jetzt nicht gehe, dann werde ich verrückt. Ich brauche das. Ich brauche es jetzt. Es ist meine Möglichkeit ich selbst zu sein, ohne mich verstellen zu müssen.
Ich ziehe mir einen Bikini an und schnappe mir im Vorbeigehen mein Surfboard, welches an einer der Wände gelehnt ist. Ich hole tief Luft, ehe ich leise die Tür auf mache. Auf Zehenspitzen schleiche ich durch das Haus. Ich will um jeden Preis vermeiden, dass mein Vater aufwacht. Er würde es mir nur wieder verbieten und mir eine Standpauke halten. Am Ende würde ich noch Hausarrest bekommen.
Leise öffne ich die Terassentür und laufe runter zum Strand, ohne hinter mich zu schauen. Ich nutze jede Sekunde aus. Meine Füße tragen mich bis zum Meer. Kühles Wasser fließt über meine Füße und ich schließe für einen Moment die Augen, um dieses Gefühl der Freiheit zu genießen. Leider hält dieser nur für ein paar Sekunden an, da ich schon eine mir sehr bekannte Stimme hinter mir höre. Sie klingt aufgebracht und wütend. Einen Hauch Enttäuschung liegt darin.
Genervt drehe ich mich um. Nur wenige Meter vor mir steht mein Vater. Die Hände vor der Brust verschränkt. Sein strenger Blick ist auf mich gerichtet. Ich schaue zu Boden. Ein schlechtes Gewissen breitet sich aus. Ich habe die unsichtbare Barriere des Vertrauens gebrochen.
„Violet, was sollte das werden?", fragt er und versucht dabei ruhig zu bleiben.
„Ich wollte ein paar Wellen reiten gehen. Ist doch nicht schlimmes dabei", antworte ich.
"Wie oft habe ich dir erzählt, dass es nicht sicher ist? Deine Freundin hat es doch am eigenen Leib erfahren. Ich will nur, dass dir nichts passiert. Kannst du das nicht verstehen?" Er nimmt mir das Surfboard weg.
"Mir ist, bis jetzt, nie etwas passiert!" Ich werde wütend. „Mom hätte nichts dagegen gehabt. Es ist nur Surfen! Sie hat mich immer unterstützt!", schreie ich. „Deine Mutter ist nicht hier und wird es auch nicht sein!" Er erhebt die Stimme. "Such dir einfach ein neues Hobby. Das kann doch nicht so schwer sein." Er geht mit dem Board davon.
Nun stehe ich da. Ohne Board. Ohne Hobby. Ich weiß nicht was jetzt mit meinem Board passieren wird. Er wird es wohl wegsperren. Verkaufen oder gar zerstören wird er es nicht. Er ist nicht der Typ dafür. Schließlich weiß er wie sehr mir dieses Board und das Hobby am Herzen liegen.
Ich schlurfe hinter ihm her und schließe die Tür hinter mir. Ohne mit ihm zu reden, gehe ich an ihm vorbei in mein Zimmer. Es wird Zeit, dass ich mich für die Schule fertig mache.
Mit mehr Kleidung am Leib setzte ich mich an den Tisch und esse stumm mein Musli. Mein Dad schaut noch interessanter in die Sportabteilung der Zeitung als sonst. Anscheinend hat er ebenfalls auf Stur gestalten. Das habe ich eindeutig von ihm.
Das Hupen eines Autos erlöst mich von der unangenehmen Stille. Ich stehe auf und verabschiede mich kurz und knapp von ihm. Er nickt nur abwesend. Ohne etwas darauf zu sagen, verlasse ich das Haus und gehe auf das Auto zu.
Ich bin momentan zu faul auf den Bus zu warten und mit anderen Menschen mitzufahren. Also habe ich das Angebot von Noah angenommen.
"Na wie gehts?", fragt mich Noah, als ich zu ihm ins Auto steige.
"Ging schon mal besser."
„Was ist passiert? Hattest du Streit mit deinem Vater?"
"Kannst du Hellsehen?", frage ich mürrisch.
Er antwortet nicht darauf. Anscheinend will er mich nicht provozieren. Eine Zeit lang bleibt es still zwischen uns. Er schaut auf die Straße und ich starre ebenfalls vor mich hin. Leider bleibt es nicht lange so.
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Zwischen Surfboards & Cheerleading
Roman pour AdolescentsAls Violet Leaves von Australien nach Malibu zieht, verliebt sie sich in ihren Nachbarn Noah, doch als sie in der Schule zum beliebtesten Mädchen wird, merkt sie nicht, dass alles nur ein abgekartetes Spiel ist, das ihre Freundschaften und ihre wahr...