•VATERGESPRÄCHE•

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Wir liegen auf der Decke und schauen in den klaren Sternenhimmel. Ich kuschle mich an seine Seite. Wir sind uns so nah, dass wir den jeweiligen anderen Herzschlag hören können. Ich könnte die ganze Zeit so verbringen. Einfach nur da liegen und die angenehme Stille genießen. Nur das Rauschen der Wellen ist zu hören.

Doch jeder Moment muss ein Ende haben. Langsam löst er sich von mir und richtet sich auf. Noah sieht zu mir herunter und drückt mir seine Lippen auf meine. Ich muss mich noch daran gewöhnen, dass mich jetzt jemand öfters küsst.

„Wir müssen zusammenpacken", sagt er und hilft mir beim Aufstehen.

Wenn mein Dad das hier mitbekommt, kann ich mir einen Vortrag anhören. Von daher hoffe ich, dass er nichts davon mitbekommt. Ich bin gut darin Dinge für mich zu behalten. Intime Dinge, die nur mich etwas angehen.

Gemeinsam packen wir alles zusammen, ziehen unsere Schuhe an und pusten die Fackeln aus. Eine Fackel lassen wir brennen, damit wir den Weg zurück zum Haus wiederfinden. An meinem Haus gibt er mir erneut einen kurzen Kuss, ehe er sich umdreht und durch die Hintertür in sein Haus reingeht.

Ich stehe da. Allein. Mein Gehirn rattert vor sich hin. Küsst er mich jetzt öfters? Küsst er mich jetzt auch vor April und Alyssa? Oh Gott, was sagen wir denn zu ihnen? Am Besten schlafe ich eine Nacht darüber. Morgen wird schon Klarheit kommen.

Ich öffne leise die Veranda Tür und schaue ob mein Dad noch wach ist. Das Wohnzimmer ist dunkel. Keine Lampe brennt mehr. Die Luft ist rein. Ich husche durch das Zimmer und setzte den Fuß auf die erste Stufe der Treppe, als das Licht angeht. Ich fluche leise. Langsam drehe ich mich um. Mein Dad sitzt am Küchentisch mit seiner Tasse Kaffee und sieht mich an. In seinem Gesicht sehe ich keine Emotionen. Mal wieder komme ich mir vor wie in einem Teenie Drama.

"Hallo Dad", sage ich und schaue auf die Uhr. „Ich wollte dich nicht wecken."

"Violet, komm her." Ich tapse zu ihm und setzte mich auf den Stuhl neben ihm.

"Du brauchst mich nicht anlügen", sagt er ruhig.

"Wie meinst du das?", frage ich und versuche so unschuldig wie möglich zu wirken.

"Ich weiß genau, dass du nicht mit April draußen warst. Sondern mit Noah."

Die Röte steigt mir in die Wangen. "Was? Woher weißt du das?"

"Ich bin zwar nicht deine Mom, die sowas immer weiß, doch ich habe ebenfalls solche Instinkte."

Ich senke den Blick.

"Du kannst mir doch die Wahrheit sagen, mein Schatz. Es ist doch überhaupt nicht schlimm, wenn du dich mit ihm triffst. Er scheint mir ein anständiger Junge zu sein."

"Ist er auch.", flüstere ich zu ihm.

"Ich möchte dich warnen. Du brauchst nicht alles zu machen, okay? Du kannst auch einfach 'Nein' sagen. Ganz einfach."

Ich schaue ihn mit großen Augen an. "DAD! Ich bin schon groß. Du brauchst mir das nicht zu erzählen." Dieses Gespräch will ich nicht mit meinem Dad führen müssen. Nie in meinem Leben.

"Ist ja schon gut!" Er hebt abwehrend die Arme. "Doch du musst mir jetzt zuhören."

Ich sehe ihn verwirrt an. „Was kommt den noch?"

"Du kannst nicht zwei Personen gleichzeitig deine Liebe schenken. Das geht nicht. Dein Herz kann nur einer Person gehören. Du musst dich entscheiden. Auch wenn es schwer sein mag. Höre auf das was dein Herz dir sagt." Er steht auf und lehnt sich an die Küchentheke. „Wenn du deine Entscheidung getroffen hast, musst du dem anderen die Wahrheit sagen. Damit er sich keine Hoffnungen weiterhin macht und du ihm weiter sein Herz brichst. Das möchtest du auch nicht. Du liebst dann eine Person und das mit ganzem Herzen."

Ich sehe seinen traurigen Blick. "Hast du auch so für Mom empfunden?"

Er nickt. "Ich habe sie mehr als alles andere geliebt. Doch mit der Zeit haben wir uns immer mehr gestritten und konnten kaum noch 5 Minuten ordentlich miteinander reden. Es war das Beste für uns und für dich."

Erlegt seinen Arm um mich und drückt mich fest an sich. Jetzt fühle ich mich eingequetscht. "Von welchen zwei Personen redest du eigentlich? Also Noah weiß ich und wer ist der andere?"

Mein Vater sieht auf mich herab. "Der Quarterback, welcher dich beim Spiel auf seinen Schultern getragen hatte und dich anschließend nachhause gebracht hat.

Meine Kinnlade klappt runter und ich schaue ihn entgeistert an. "Was? Woher weißt du denn das schon wieder?"

"Ich habe gesehen, wie du aus seinem Auto ausstiegst. Ich möchte nur, dass du mit deinen Entscheidungen vorsichtig bist."

"Das bin ich, Dad. Zudem habe ich nichts mit Lucas", sage ich leicht genervt und versuche mich von seinem Arm zu lösen.

„Du kennst also seinen Namen. Interessant."

Ich seufze auf. „Natürlich kenne ich seinen Namen. Schließlich bin ich in sein Auto gestiegen!"

„Ist ja gut. Ich wollte dich nur aufziehen", sagt er-

„Ist nur nicht lustig", antworte ich.

"Was ist nun zwischen dir und Noah? Habt ihr euch geküsst?" Er wackelt mit den Augenbrauen.

"Dad, dass ist so peinlich! Selbst wenn würde ich es dir nicht erzählen", sage ich und kann mich endlich von ihm loswenden.

"Lass das Ganze ein wenig Zeit. Am Ende kommt das zusammen, was zusammengehört."

„Danke für diese tolle Metapher."

Ich verabschiede mich von ihm und gehe in mein Zimmer. Ich schaue auf mein Handy und sehe Nachrichten von Alyssa und April. Sie wollen wissen, welche Art von Gefühlen ich für Noah empfinde und ob wir jetzt ein Paar sind. Anscheinend hat Noah sich im Vorfeld Rat bei den beiden geholt und nun alles ausgeplaudert. Darüber muss ich mit ihm reden. Er kann nicht einfach solche Details preisgeben, ohne mich zu fragen.

Zwischen Surfboards & CheerleadingWo Geschichten leben. Entdecke jetzt