•WAS HABE ICH NUR GETAN•

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In der Nacht wache ich mehrmals auf. Nachdem ich eine halbe Stunde versucht habe, wieder in meinen Traum zu finden, gebe ich es auf. Es hat keinen Zweck. Ich stehe auf und gehe leise die Treppe herunter. Mit einer Decke gehe ich auf die Terrasse und Kuschel mich auf einen der Stühle.

Ich schließe die Augen. Versuche die schlimmen Gedanken zu verdrängen. Nur der Klang der Wellen, die auf die Brandung prellen ist zu hören. Sie rollen im Takt an die Küste. Stück für Stück und jede für sich. Die Wellen sind wie das Vertrauen. Es ist schwer sie aufzubauen und noch schwerer zu halten. Wenn es einmal bricht, kann man es nur schlecht wieder zusammenführen. Es bleibt kaputt. Es bleiben große Hoffnungen und leere Versprechungen übrig. Jedes Mal fragt man sich, ob die Person einen nicht wieder verletzten würde. Ich muss mutig sein. Jede Begegnung ist entweder ein Geschenk oder eine Lehre.

Ich öffne meine Augen erneut und schaue mir das Schauspiel an. Die Wellen heute Nacht sind flach. Nur kleine Wellen rollen an die Brandung. Das Meer ist so facettenreich. So vielseitig. In ihm wohnen ganze Völker von Tieren, welche in Harmonie und Einklang Leben. Wie wir Menschen an Land in Harmonie und Einklang leben. Meistens zumindest.

Ich atme die Luft tief ein. Sie schmeckt nach Salz. Feinen Salz, welches auf meiner Zunge vergeht. Der Wind zieht seicht über die Meeresoberfläche und lässt das Wasser erzittern. Ich ziehe die Decke enger an meinen Körper.

Nach ein paar Minuten hole ich mein Handy heraus und schaue auf die Social Media Seiten. Es ist nicht viel passiert bis auf eine große Party von Jacob. Auf seiner Seite scrolle ich durch die neuen Bilder, bis ich bei einem stehen bleibe. Ich traue meinen Augen nicht. Darauf sind Lucas und Olivia zu sehen, wie sie miteinander rummachen. Es ist nicht nur ein Kuss. Sie sehen so aus als würden sie sich gleich verschlingen. Tränen steigen in meine Augen und kullern die Wange herunter. Ich kann nicht fassen was ich dort sehe.

Wie kann er nur? Wie kann sie nur? Warum haben sie das gemacht? Ich dachte er würde mich lieben! Er hat mich einfach ersetzt. Ersetzt mit seiner Ex-Freundin. Sie hat nur auf den richtigen Moment gewartet.

Sie feiern als würde ich nicht existieren. Auch auf den Seiten der anderen finde ich solche Bilder.

Ich versuche mich an den Anruf zu erinnern. Es war eine Frauenstimme zu hören. Dann war es ihre Stimme, die ich damals neben ihm gehört hat. Er hat mich betrogen! Mit ihr!

Mir wird schlecht im Magen. Er kümmert sich nicht um mich. Hat er sich nur für mich interessiert, da ich eine von denen wurde? Nicht aufgrund meiner Person?

Ich bin enttäuscht. Enttäuscht von ihm, von ihr. Doch am meisten bin ich von mir selbst enttäuscht. Wie konnte ich nur so dumm und naiv sein? Habe ich all das gemacht nur um beliebt zu sein? Um dazu zu gehören?

Taylor und Keira mochten mich so wie ich war. Ihnen war es egal, dass man nicht bei allen beliebt und angesagt war. Sie mochten einen wegen der Persönlichkeit, denselben Interessen.

Welche selben Interessen habe ich mit Olivia? Keine. Da ist das Problem. Ich habe mich ihnen selbst unterworfen. Das getan was sie mir gesagt haben. Mich zu einer Marionette geformt, welche nicht wirklich lebt. Sie sieht schön aus, doch wird von den Fäden des Teufels gezogen. Unabhängig. Schwach. Doch das alles bin ich nicht.

Ich bin ich. Ich surfe gerne. Lache gerne und gehe auch mal ohne Make-Up in die Öffentlichkeit, ohne Angst davor zu haben was andere dazu sagen. Das unterscheidet mich von den anderen. Ich muss mir das alles nur noch bewusstwerden. Die Mädchen und Lucas haben mich zu dem gemacht, was ich niemals sein wollte. Eine Puppe. Vom Glanz und Schein, den sie mir versprochen haben, war nichts zu sehen. Klar man wurde von den andren mehr beachtet und konnte auch mal zu spät kommen, ohne gleich nachsitzen zu müssen. Doch was musste man dafür tun? Gemein sein und andere, die nicht so sind missachten und schikanieren. Das ist der Preis der Popularität.

Ich habe mich von ihnen verführen lassen. Ich merke, dass es falsch war. Durch sie habe ich all das was mir bedeutet verloren. Meine Freunde, meine große Liebe, meinen Vater, mein Glück und mich selbst. Sie wollten mir alle helfen. Aber ich habe sie weggestoßen und verachtet. Mich immer mehr von ihnen entzogen und mehr das Gift der Schlange getrunken, bis ich nicht mehr konnte.

Meine Mutter hat Recht. Sie sind nicht meine Freunde. Sie haben mich zum Alkohol und Drogen verführt, bis ich im Krankenhaus aufgewacht bin. Ich habe betrunken und unter Einfluss von Drogen mit einer Person geschlafen, welche keine Gefühle für mich empfand. Wie konnte ich nur so naiv sein?

Das war für mich eine Lehre. Ich trinke nie wieder so viel Alkohol und nehme keine Drogen. Ab sofort vertraue ich keine Menschen, die mich dazu bewegen mehr zu konsumieren. Ich habe einen Fehler gemacht. Einen großen Fehler.

All meine Freunde wollten nur das Beste für mich. Sie konnten doch irgendwann nicht mehr und haben sich zurückgezogen. Doch wenn ich sie brauche, sind sie immer für mich da. Egal wie fies ich zu ihnen war.

Mehr Tränen kullern meine Wangen herunter. Erst jetzt realisiere ich was ich alles falsch gemacht habe. Es tut mir alles so leid. Alles. Am liebsten würde ich die Zeit zurückdrehen, damit sich dieser Fehler nicht wiederholt. Lucas hat sich nicht einmal gemeldet oder war für mich da. Er hat mich immer nur ausgeführt oder auf Partys mitgenommen. Wirkliche Liebe war das nicht. Klar, es hat mir gefallen in seiner Nähe zu sein. Ihn zu küssen. Und andere Seiten an ihn kennen gelernt zu haben. Jedoch hat es sich nicht richtig angefühlt.

Noah hingegen hat mich so geliebt, wie ich wirklich bin. Ohne den ganzen Schnickschnack. Sondern auf Grund meiner Persönlichkeit. Mit ihm konnte ich lachen und rumalbern. Blödsinn veranstalten und doch über ernstere Themen reden. Er war immer für mich da. In jeder Lebenslage. Selbst nach unserem Streit kam er mich besuchen, um zu sehen wie es mir geht.

Er hat damals das Richtige getan. Ich war nicht mehr ich selbst. Je mehr ich darüber nachdenke, merke ich, dass ich ihn immer noch liebe. Ihm habe ich immer mehr geliebt als Lucas. Tiefgründiger und leidenschaftlicher. Ich weiß nicht was ich machen soll. Ich will die Menschen, die mir am meisten bedeuten nicht verlieren. Ich weiß jetzt, welchen Fehler ich begangen habe.

Ich möchte wieder ich selbst sein. 



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