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Mel

Er hatte mich tatsächlich gekauft. Er war weder hässlich, noch alt gewesen. Wieso kaufte er ein Mädchen? Außerdem hatte er bis zum Ende gewartet. Normalerweise war das nicht so.
Diese Tatsache machte mir extreme Angst. Wahrscheinlich war er genau deshalb umso grausamer und fand einfach kein Mädchen, was sich das gefallen lassen würde. Als sie mich von der Bühne zerrten, begann ich augenblicklich zu zittern.

Sie brachten mich in einen kleinen Raum, wo man mir ein viel zu enges schwarzes Kleid anzog ohne Jacke und ohne Schuhe. Ich kannte das Prozedere, es ging schon einige Jahre so. Trotzdem durchlebte ich jedes mal die selbe grausame Angst. Ich saß wie auf heißen Kohlen neben den anderen verkauften Mädchen auf der Bank hier. Sprachen taten wir nie. Das taten nur die neuen, doch wir anderen blieben still und starrten in die Leere. Auch weinen tat kaum eine, denn wir wussten unser Schicksal war besiegelt. Ab und zu kämpfte ein Mädchen mal mit einem Angestellten hier um frei zu kommen, doch das endete immer nur mit einer Betäubungsspritze, die wahrscheinlich jede zweite hier schon einmal bekommen hatte.

In Gedanken versunken saß ich da und wartete auf das Ende der Auktion, bis ich eine Männerstimme an der Tür vernahm. Er schien aufgebracht und kurze Zeit später eilte eine Frau in den Raum die mich aufforderte mit ihr zu kommen. Aus Panik konnte ich mich jedoch keinen Zentimeter rühren und blieb reglos mit schnellem Atem sitzen. Ich sah, dass sie ihre Augen verdrehte und mich dann unsanft am Arm mitzog.

Ich ließ es geschehen. Als wir die Tür erreichten stand ein junger großer Mann vor mir. Mein Käufer. Er hatte braune lange locken, grüne Augen und war definitiv attraktiv. Augenblicklich begann ich zu zittern, als ich bemerkte wie ich in seine Augen gestarrt hatte. Sie mochten das meistens nicht. Ich senkte meinen Blick schnellstmöglich und schluckte schwer. Noch immer zitterte mein Körper unkontrolliert und ich fühlte mich sehr unwohl in dem Körperbetontem Kleid. Selbst nach so vielen Jahren noch.

Der Mann vor mir grummelte „Wow weniger Stoff gabs bei einem Kleid nicht mehr?!" sagte er zu der Frau die mich immernoch festhielt. Diese war sichtlich verwirrt „w-wir können ihr auch weniger anziehen wenn Sie wünschen" meinte sie unsicher und ich bemerkte nur wie er verächtlich schnaubte

„Das war Ironie, aber na gut. Lassen Sie es einfach"
sie nickte und ließ mich los. Dann ging sie und schloss die Tür hinter sich schnell. Der junge Mann nahm überraschend sanft meine Hand und führte mich durch einen Seiteneingang nach draußen, wo ich tief einatmete. Wahrscheinlich war es der letzte frische Luftzug den ich für eine Weile haben würde. Ich wurde zu einem Auto gebracht und hielt immernoch meinen Kopf gesenkt. Dann umfasste er meine Hüfte und hob mich auf die Motorhaube eines Bugattis.

„Hey ich bin Harry und du?" fragte er mit sanfter Stimme.

Er fragte aus Höflichkeit immerhin hatte er meinen Namen ja schon gehört „i-ich heiße Melina Winter, Sir"

Kurz war er still dann fragte er „wieso schaust du mich denn nicht an, Melina? Und ich denke mal es ist total okay, wenn du einfach Harry sagst, ja?"

Er verwirrte mich. Lange hatte niemand mir eine Frage gestellt. Nur Befehle habe ich bekommen. Vorsichtig hob ich meinen Blick und sah in die strahlenden grünen Augen meines Gegenübers.
„J-ja, s-....Harry..." murmelte ich.

Es war beinahe unangenehm ihn anzusehen und seinen Namen auszusprechen. Es fiel mir schwer.

„Hör zu ich will dir nichts antun...also ich weiß nichtmal warum ich dich gekauft habe, aber ich bin gezwungen, dich mit zu mir zu nehmen. Die Gefahr, dass du zur Polizei gehst ist leider zu groß, denn dann wäre ein guter Kumpel von mir und auch ich jetzt dran..." er legte den Kopf schief und sah mir in die Augen.

Verwirrt blickte ich zu ihm auf und tausend Fragen schwirrten in meinem Kopf umher. Doch ich stellte sie nicht. Ich schwieg einfach. Ich durfte nicht fragen. Nie.

Er schien es zu bemerken denn seufzend sagte er „Du darfst alles sagen und fragen was du willst. Du bist genauso ein Mensch wie ich, also sei einfach ganz normal. Bekommst du das hin?"

Ich wollte ihm antworten doch wurde sofort davon abgehalten, als ein schwarzhaariger junger Mann zu Harry kam und auf seine Schulter klopfte „Wow hätte nicht gedacht, dass du doch eine holst und dann noch so eine hübsche...für mich gabs keine aber ich fahre euch natürlich nach Hause."

Irgendwie machte der andere Mann mir Angst. Seine Blicke mir gegenüber waren mehr wie die mit denen man ein Objekt betrachtete. So wie ich es kannte. Erneut begann ich zu zittern und senkte meinen Blick schnell, was meinen neuen Besitzer zum seufzen brachte.

„Zayn verdammt du machst ihr Angst. Außerdem hab ich sie nur mitgenommen, weil ich ihr helfen möchte und sie mir leid tat..." sagte Harry etwas streng zu seinem Kumpel.
Dann hob er mich auch schon sanft von der Motorhaube und half mir auf der Rückbank einzusteigen wo er sich neben mir niederließ. Dieser Zayn lachte einfach nur „na klar" und stieg dann ebenfalls ein und fuhr los.

Auf der Fahrt merkte ich wie Harry mich immer wieder besorgt musterte und sich währenddessen über Belanglosigkeiten mit Zayn unterhielt. Nur kurze Zeit spöter wurde der Wagen gestoppt. Ich hatte den Blick brav wieder gesenkt doch Harry hob sanft mein Kinn mit seinen Fingern „hey schau dir dein neues Zuhause ruhig an keine Angst, okay?"
sagte er und ich nickte nur verunsichert und schüchtern.

Wir stiegen aus und eine wunderschöne Villa befand sich direkt vor mir. Sie war noch luxuriöser, als die meines alten Besitzers, zumindest wie ich das vom äußerlichen einschätzen konnte. Harry verabschiedete sich von Zayn und fragte dann „magst du rein gehen oder willst du noch ein wenig schauen?" er legte den Kopf leicht schief.

Unsicher sah ich zu Boden, aber erinnerte mich, dass er es nicht mochte, also sah ich ihn an. Fragen waren anstrengend, man musste ständig Entscheidungen treffen, wozu ich definitiv nicht bereit war.

„Rein gehen, bitte" erwiderte ich jedoch.

Er lächelte mich an und führte mich dann in das riesige Haus. Ich konnte kaum erahnen wie viel Geld all das kosten musste, doch wahrscheinlich würde ich davon kaum etwas sehen. Ich war mir ziemlich sicher er war nur so um mich zu testen. Er wollte sicher nur wissen, ob ich auch alles so tue wie er es wollte, deshalb verlangte er Dinge von mir die eher untypisch waren.

Er ging nach Oben und ich folgte ihm rasch. Er lief in ein Zimmer und kramte schnell etwas aus einem Schrank hervor was er mir dann reichte. Es war ein großes weißes shirt, Strümpfe und eine seiner Jogginghosen. Es schien, als wäre er tatsächlich nicht auf ein Mädchen eingestellt gewesen, was mich doch überraschte. Zuvor hatten die Herren immer verlangt, dass ich eher weniger als mehr trage oder halt spezielle Unterwäsche. Er war anders.

„Tut mir leid, dass ich nichts besseres da habe, aber ich wusste ja nicht wie sich das entwickelt. Aber ich verspreche gleich nachher bestellen wir was im Internet oder wir gehen morgen shoppen oderso. Möchtest du duschen, oder etwas essen?" er lächelte und fuhr sich unsicher durchs Haar.

Ich bemerkte wie die Tränen über meine Wangen liefen. Er hatte sich entschuldigt. Schon seit 4 Jahren hatte sich keiner mehr entschuldigt. All das war viel zu viel für mich. Ich war nichtmal mehr sicher, ob es nur ein Test war. Ich begann, einfach haltlos zu weinen und zu schluchzen.

Sofort legte er seine starken Arme um mich und umarmte mich sanft „hey ich weiß es ist sicher viel, aber beruhige dich bitte...es wird alles gut, das verspreche ich. Bitte weine nicht"

Er wiegte mich sanft hin und her und dann verlor ich auch das Bewusstsein, vor Überanstrengung...

The Darkness in my HeadWo Geschichten leben. Entdecke jetzt