Bittersüß

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„Code: Blue, Code: Blue.".

Die grelle Stimme die der Lautsprecheranlage entkam, drang mir sofort ins Ohr.
Code Blue? Ein Patient benötigte also eine sofortige Reanimation.
Ich hatte gerade nichts anderes zu tun, also pfefferte ich mein Klemmbrett auf den nächstgelegenen Tisch und lief los.
Ich zwängte mich durch einige Menschengruppen, ehe mir eine Krankenschwester die Zimmernummer nannte und ich nur Sekunden später in das besagte Zimmer stürmte.
Ein Mann, in seinen vermutlich mittleren Jahren, lag dort regungslos auf seinem Bett. Der Monitor gab ein eintöniges, langes Piepen von sich, ehe ich mich regelrecht auf den Mann stürzte.

Die Decke schob ich zurecht, riss das Patientenhemd auf und platzierte meine Hände auf den Brustkorb.
„Holen Sie einen Defibrillator!", rief ich zu einer der Krankenschwestern, die ebenfalls in das Zimmer gestürmt kam, nur um wegen mir wieder das Zimmer zu verlassen.
Mit einem gewissen Druck drückte ich meine Hände immer wieder hinunter.
1,2,3,4-
Es knackte, ich brach ihm eine Rippe- Was aber in keinem Fall schlecht war!
Ich ließ bei 30 von seiner Brust, umfasste wenig später sein Kinn und hielt ihm die Nase zu, bevor ich ihm durch einer Mund-zu-Mund-Beatmung wichtigen Sauerstoff gab.

„Machen Sie jetzt bloß nicht schlapp, Mr. Stark!".

[...]
Tony, p.o.v

„..-schien schiefgegangen zu sein. Ich bin nicht sein behandelnder Arzt, Miss Potts. Auf jedenfall musste ich zur sofortigen Reanimierung zurückgreifen und das ich dabei eine Rippe gebrochen habe, tut mir wirklich leid.".
„Ach, Tony wird darüber hinweg sehen können. Ich bin Ihnen sehr dankbar.".

Die zweite Stimme kannte ich. Sie gehörte Pepper, aber die erste..?
Nur mühsam schaffte ich es, meine Augen zu öffnen und das nicht wirklich lang.
Und doch konnte ich für den kurzen Moment einen Blick von ihm erhaschen.
Ein Mann im Kittel, gräuliche Streifen zierten sein Haar, er hatte ein sanftes Lächeln auf den Lippen.
Für einen kurzen Moment trafen sich unsere Blicke.
Doch ehe ich mich allerdings versah, versank ich zurück in die Tiefen der Schwärze.
Mein Körper schrie gerade danach Ruhe zu bekommen, Energie zu sammeln, also fiel ich erneut in einen tiefen Schlaf.

Das war die erste und letzte Begegnung mit dem unbekannten Arzt, welcher mir das Leben gerettet hatte.
Ich schreckte aus dem Schlaf, hatte mich aufgesetzt.
Es waren nun einige Monate vergangen.
Damals war ich im Krankenhaus wegen der Operation bezüglich meines Herzens.
Man hatte die Splitter entfernt, doch danach kam es wohl zu Komplikationen.
Irgendwie hatte mein Herz ausgesetzt, doch ein Arzt hatte mich reanimiert.
Normalerweise hätte ich mich gerne persönlich bei ihm bedankt, doch ich wusste seinen Namen nicht und da er nur per Zufall kam, macht es das ganze noch schwerer seinen Namen herauszufinden.

Ich seufzte, starrte meine Bettdecke an. Ich zupfte leicht an dem Stoff. Jedes mal träumte ich von dem einzigen Augenkontakt, den wir hatten und verdammt nochmal- Ich kann es nicht vergessen.
Es beschäftigte mich sehr.
Jarvis meldete sich.

„Mr. Stark? Ich sollte Sie noch einmal daran erinnern, dass Sie gleich zu einer Neueröffnung müssen, welche sie finanziert und gefördert haben.".
Brummig nickte ich, schob meine Decke mühsam beiseite, ehe meine Füße den kalten Boden berührten.
„Was hatte ich denn nochmal gefördert, Jarvis?".
Eine kurze Pause.
„Ein neues Krankenhaus, Mr. Stark".

Manchmal bereute ich es, meinen Anzug aufgeben zu haben. Immerhin war er nicht nur fürs Kämpfen praktisch gewesen.
Trödelnd zog ich mich an, schlürfte nebenbei noch aus der Tasse Kaffee, die mir Pepper gebracht hatte und begab mich wenig später auf dem Weg.
Während der Fahrt konnte ich mir wieder Belehrungen von Happy anhören. Ich solle doch nicht immer so trödeln.

Ich sah aus dem Fenster, desinteressiert sah ich zu all den Menschen, an denen wir vorbei kamen.
Meiner Meinung nach fuhr Happy viel zu langsam.
Wir würden vermutlich zu spä- Oh.

Eigentlich waren wir schon da, doch Happy fuhr einen Bogen darum.
Menschenmassen über Menschenmassen.
Ich hatte zwar nichts gegen so viele Menschen, aber so viele auf einem kleinen Platz?
Ich passe.
Aber das war nicht das, was mich verwundert hatte.
Auf dem Gebäude stand groß:

>>Hospital Stark Strange<<

Zumindestens gab es jemanden, der meine Förderung wertschätzte und sogar meinen Namen mit eingebracht hatte.
Gleichzeitig löste das Unbehagen in mir aus.
Wieso wusste ich noch nicht.
Wir hielten an.
Ich löste den Gurt, stieg aus.
Kurz blendete mich die Sonne, murrend zog ich meine Brille auf.
Die auffällig gefärbten Gläser fielen sogar schon von weitem auf.
Meine Hände verschwanden in den Saum meiner Hosentaschen, während ich doch recht elegant voran schritt.

„Mr. Stark? Stephen Strange, mein Name. Schön, dass Sie kommen konnten.".

Leicht schob ich meine Brille runter, musterte den Mann vor mir kritisch, welcher mir die Hand entgegen hielt.
Ordentliche Fliege um den Hals, schwarzer Anzug.
Ich nahm seine Hand, schüttelte sie leicht, doch als ich das Gesicht sah, verharrte ich.

Markante, herausstechende Wangenknochen.
Gräuliche Strähnen im Haar, ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

Ich spürte, wie mir das Herz in die Hose rutschte.

Fortsetzung folgt...

IronStrange- OS; SammlungWo Geschichten leben. Entdecke jetzt