Prolog

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Vor 23 Jahren:

„Wir müssen dieses Gör so schnell wie möglich in die Finger bekommen! Wenn sie älter wird können wir sie nicht mehr beeinflussen und so den König nicht mehr schwächen!" ein eidechsenartiges Wesen verbeugte sich vor dem ebenso gruseligen, braunen, schleimigen Wesen. „Ja mein dunkler Lord, Wächter über die dunklen Nebel und Herrscher der Dämonen. Ich werde mich sofort höchstpersönlich auf den Weg zu dem kleinen Elfenmädchen machen!", sagte der Soldat. Ihm schlotterten die Knie und wenn er ein Mensch gewesen wäre hätte er bestimmt wahnsinnig geschwitzt aber er war ja kein Mensch, zumindest nicht ganz. Sein Herrscher blickte ihn prüfend an. „Ich hoffe für dich, dass du dieses Gör finden und zu mir bringen wirst sonst weißt du ja was mit dir geschehen wird." Der Soldat nickte eifrig und versuchte sich leise und unbemerkt aus dem großen Saal zu schleichen. Es war glühend heiß in der Halle. An den Wänden hingen Totenschädel, die von innen heraus zu glühen schienen. Die Wände waren aus komplett durchsichtigen Diamanten. Von allen Ecken hörte man jämmerliche Schreie von Seelen, die aus ihren Gefängnissen wollten. Die Menschen würden diesen wunderbaren Ort Hölle nennen aber für ihre Bewohner, den Dämonen, war es das reinste Paradies. Die Seelen, die hinter der Diamantwand eingeschlossen waren, waren die Seelen der „bösen" Menschen. So etwas wie den Himmel gab es zwar auch aber Dämonen, wie Elfen nannten es Elfenwelt. Ziemlich einfallslos fand der Soldat aber so waren sie nun mal, die Elfen. Sie waren Geschöpfe des Lichts und der Liebe. Die Dämonen hingegen waren Gestalten der Finsternis und des Hasses. Jede neue Elfe, die geboren wurde war ein „guter" gestorbener Mensch. Nur die den Dämonen verhasste Königsfamilie bestand nicht aus verstorbenen „guten" Mensch. Deshalb hatten es die Dämonen nicht sehr leicht, da immer noch mehr als die Hälfte der Menschen „gut" waren. Kaum war der Soldat aus der riesigen Ebenholztüre getreten, die mit Fratzen und Abbildungen des Teufels verziert war, atmete er erleichtert aus. Er hatte jedes Mal Angst, dass der dunkle Lord ihn Köpfen ließ, denn manchmal tötete sein Herrscher aus reiner Langeweile seine treusten Diener. Sein Vater war schon so gestorben, genauso wie sein Großvater und davor sein Vater und immer so weiter. Die Familie des Soldaten war nämlich schon seit Jahrhunderten im Dienst des Herrschers. Der Soldat atmete noch einmal tief durch und machte sich dann auf den Weg zum Mittelpunkt der Dämonenwelt. Dort war nämlich ein Portal, durch das man in die Menschenwelt und in die Welt der Elfen gelangen konnte. Aus den Wänden drangen dabei immer schrecklichere Schreie, je näher er dem Portal kam. Direkt neben dem Portal waren nämlich die neuen Seelen untergebracht und die jammerten immer am meisten, weil sie sich noch nicht an ihre neue Umgebung gewöhnt hatten. In der Nähe der großen Halle des dunklen Fürsten hingegen war es ziemlich ruhig im Vergleich zu hier, weil dort die Seelen waren, die schon ewig in der Hölle schmorten. Der Soldat ging einen weiteren langen und dunklen Tunnel entlang und kam schließlich zu einer riesigen Höhle. Sie war der Mittelpunkt der Dämonenwelt, in dem sich auch das Portal befand. Auf dem Boden waren wunderschöne Schriftzeichen und verschlungene Figuren eingraviert. Wie auch schon die Totenköpfe in der Halle des Herrschers, schien der Boden von innen zu leuchten. Der Soldat setzte sich in die Mitte der Höhle, holte ein Messer aus einem kleinen Schlitz im Boden und schlitzte sich seine schuppige Hand auf.. Aus der Wunde tropfte zähes leicht grünliches Blut. Es floss langsam über seine Krallen und tropfte dann schließlich in die Rillen der Gravierungen am Boden. Der Boden sog das Blut auf, wie ein Schwamm und die gesamten Gravierungen begannen blutrot zu schimmern. Er murmelte leise etwas auf Latein und ein immer lauter werdendes Tosen erhob sich. Die Wände der Dämonenwelt verschwammen und wurden zu milchigem, weißen und undurchdringlichen Nebel. Der Dämonensoldat schnitt sich wieder mit dem Messer in seine Klaue, murmelte die selben lateinischen Worte noch einmal und die Welt um ihn herum verschwamm ein zweites Mal. Er tauchte auf einer flachen, mit Gras und Blumen bedeckten Ebene auf. In der Weite schimmerten goldene Türme eines prächtigen Palastes, der von einer hohen Mauer geschützt wurde. An der Mauer rankten sich verschiedene Kletterrosen. Langsam schritt der Soldat durch die Blumen. Sie strichen um seine Echsenbeine aber er spürte nichts. Wie sehr er sich doch manchmal wünschte sein Vorfahre hätte keinen Pakt mit dem dunklen Lord geschlossen und wäre ein Mensch geblieben. Die Dämonen waren nämlich fast alle einmal Menschen gewesen. Es gab zwei verschiedene Sorten von Dämonen, einmal die geborenen Dämonen, wie der Soldat, und es gab die geschaffenen Dämonen. Die geborenen Dämonen stammten von geschaffenen Dämonen ab und wurden geboren. Die geschaffenen Dämonen hingegen hatten, als sie noch Menschen waren, einen Pakt mit dem Teufel geschlossen und mussten dann als Preis nach ihrem Tod die Seele an den Teufel abtreten. Jeder dieser geschaffenen Dämonen bekam einen neuen Körper, meist den eines Tieres und musste dann auf ewig dem dunklen Lord dienen, genau wie seine Nachfahren, die geborenen Dämonen. Als der Dämonensoldat am Tor angekommen war, das in den Burghof des Palastes führte angekommen war, klopfte er in Elf an das Tor. Der Soldat hatte nämlich die einzigartige Gabe sich in jedes beliebiges Wesen zu verwandeln. Auf der Augenhöhe des Soldaten wurde ein kleines Guckloch geöffnet und ein älterer Elf sah den Dämonen skeptisch an. „Was willst du?" Der Dämon tat unterwürfig und murmelte schüchtern vor sich hin. „Ich bitte um Einlass Mylord." „Woher kommst du? Kannst du dich überhaupt ausweisen?" Darauf antwortete der Dämon nicht sondern blickte dem Torwächter tief in die Augen. Der Wächter schien wie hypnotisiert und öffnete auch sofort das Tor. Der Soldat trat in einen mit wunderschönen Orchideen ausgeschmückten Hof. Aber er würdigte diese zarten Blumen keines Blickes. Ein Elfensoldat stürzte herbei, um den Eindringling festzunehmen aber der Dämon blickte ihn nur finster an und der Elf verbeugte sich und bat um Verzeihung. Der Soldat schwebte förmlich über den Hof und alle sahen ihm wie hypnotisiert hinterher. Zielstrebig ging er zum prächtigsten und größten Teil des Palastes. In der Dämonenwelt hatte er sich, mithilfe eines Bauplans, die ganzen Gänge, Zimmer, Kammern und was es sonst noch alles gab genau eingeprägt. Er hatte vor sich zuerst zum König und der Königin in den Thronsaal zu schleichen, diese zu hypnotisieren und sich dann die kleine Elfenprinzessin zu schnappen. Es war ein sehr kluger Plan des dunklen Lords gewesen die erste kleine Tochter des Königspaares zu entführen und diese anschließend zu töten. Aber nun hatte die Elfenkönigin vor knapp zwei Monaten ihr zweites Kind geboren und nun hatte er den Auftrag dieses Kind ebenfalls zu entführen, aber nicht zu töten, sondern es mit einem Fluch zu belegen, mit dem der dunkle Lord das Mädchen kontrollieren konnte. Schon von weitem konnte er die prächtig verzierte Türe sehen, die zum Thronsaal führte. Hinter den dicken Eichenstämmen, aus denen die Türe gefertigt war, waren aufgebrachte Stimmen zu hören. „...er wird sie holen kommen, genau wie Rosa." Das musste dann wohl die Stimme des Königs sein. Aus Berichten der anderen Soldaten hatte er erfahren, dass König Erlon normalerweise eine sehr ruhige Stimme hatte aber nun war sie sehr aufgebracht und zitterte leicht. „Meine Krieger und ich werden Magnolia mit unserem Leben beschützen und dafür sorgen, dass ihr nichts passiert und sie niemals in Gefahr gerät." Das musste dann wohl Navarion, der Bruder und oberster Befehlshaber des Königs sein. „Ich weiß, ich weiß Bruder aber ich mache mir trotzdem Sorgen. Warum kann sich der dunkle Lord nicht endlich mit seiner Dämonenwelt zufriedengeben? Er hat doch mehr als genug Macht!" „Diese ekelhaften Dämonen können nie genug Macht haben und du weißt ja dass immer mehr Menschen ihre Seelen verkaufen oder einfach so bösartig sind, dass sie gar nicht in die Elfenwelt können kommen. Aber ich habe schon ein paar Soldaten damit beauftragt ein paar mehr Menschenseelen in unsere schöne Elfenwelt zu bringen, was sich als gar nicht so einfach gestaltet, weil es nur noch sehr wenig herzensgute Menschen gibt." „Ja ich wünschte die Menschen hätten die perfekte Welt, die unsere Vorfahren erschaffen haben nicht so verunstaltet und zerstört." Der Soldat verwandelte sich in den besten Freund von Navarion und trat durch die hölzerne Türe. Alle Blicke richteten sich auf den Soldaten. „Was machst du denn hier Geldarion? Du sollst doch die Prinzessin beschützen!" Navarion blickte ihn fragend an. Lilia, die Elfenkönigin blickte erschrocken drein. Bestimmt dachte sie jetzt an ihre kleine Tochter, von der sie dachte, dass sie jetzt alleine war. Der Dämonen verwandelte sich wieder zurück in seine Echsengestalt und lachte bösartig. Er wollte die versammelte Familie gerade hypnotisieren, als der Wachmann, der den Dämonen Einlass gewährt hatte hereinstürzte. Der Wachmann hatte sich von seiner Hypnose befreit und begriffen was geschehen war. In seiner Hand hielt er einen langen Dolch, den er nun so schnell in das Herz des Dämons stieß, dass dieser gar nicht die Möglichkeit hatte ihn zu hypnotisieren. Das grüne Blut spritze auf den Marmorboden des Saals und Lilia tat einen entsetzten Sprung nach hinten. Erlon blickte traurig zu seiner Gefährtin. „Wir können Magnolia nicht länger hier im Palast behalten. Das wäre zu gefährlich. Der dunkle Lord würde immer wieder seine Soldaten schicken, um sie zu entführen." In Lilias Augen glitzerten Tränen und ihre Hände zitterten. „Und was wenn wir sie für eine Zeit zu Alanel und Melissell geben?" Alanel und Melissell waren waren die Sommerelfenherrscher. Lila und Erlon waren die Frühlingselfenherrscher. Es gab auch noch die Herbst- und Winterelfenherrscher aber die waren nicht besonders kontaktfreundlich, weswegen sie von den anderen in Ruhe gelassen wurden. Navarion schüttelte den Kopf. „Der dunkle Lord würde auch dort nach Magnolia suchen. Es gibt nur eine Möglichkeit sie in Sicherheit zu bringen. Sie muss zu den Menschen."

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