Das erste Mal ... in der Bibliothek.

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Nicht Korrektur gelesen!



Ich komme mir beinah etwas albern vor.

Und irgendwie etwas fehl am Platz und ich glaube auch, meine Unsicherheit kann man mir ansehen, oder bilde ich mir das ein, dass alle mich anstarren?

Nein, ganz sicher: Diese schrullige Alte, hinter den Computern, schielt auffällig unauffällig, immer mal wieder, in meine Richtung.

Ich seufze leise, lasse dann abscannend den Blick schweifen, merke aber schon, dass ich wohl nicht drum rum kommen werde, mich mit ihr irgendwie in Verbindung zu setzen.

Vorausgesetzt ich will hier nicht, die nächsten fünf Stunden, ziellos, wie ein geruchsblinder Spürhund, zwischen den Regalen umher schnüffeln.

Die Lippen, peinlich berührt, zusammen gepresst, schleiche ich also über den grünen Teppichboden, hinüber zu der Empfangsdame.

Die gar keine Empfangsdame ist, vielmehr hängt direkt über ihr ein Schild, auf welchem „ Ausleihe" drauf steht.

Als sie mich näher kommen sieht, rückt sie prüfend ihre Brille zurecht, mustert mich kurz überrascht, was ich ihr nicht verübeln kann, denn ich wirke nun wirklich, wie der letzte Mensch, der sich freiwillig in eine Bibliothek begibt.

Mich würde es nicht einmal überraschen, wenn sie nach meinem Uni-Ausweis verlangt, immerhin ähnle ich in meinen Jordans, den ausgewaschenen Nike-Joggern, dem Hoodie, mit einer viel zu großen, schwarzen Bomberjacke darüber, wohl eher dem Dealer der fleißigen Studenten, statt ihrem Kommilitonen.

Als ich schließlich direkt vor ihrem Tisch stehen bleibe, lächelt sie tatsächlich kurz, beziehungsweise ist es eher ein höfliches Zucken um den Mundwinkeln, aber das soll mir reichen.

Denn ich werde bestimmt keiner ihrer Stammgäste.

Frage mich sowieso, wieso die das Bibliotheksgebäude noch nicht dem Erdboden gleich gemacht haben, im Zeitalter des Internets?

Man könnte einen Pausenraum raus machen.

Mit Betten.

Und Kaffeeautomaten.

Vielleicht einem Massagesessel.

Mei, das wäre was.

„Wie kann ich Ihnen helfen?" , möchte sie schließlich wissen und kurz zucke ich zusammen, immerhin hatte ich mich bereits völlig in meiner Massage-Sessel-Tagträumerei verloren.

Verwirrt starre ich sie an.

Und starr starrt sie zurück.

Und kurz wundere ich mich, wie viele bedeppte Kiffer-Studenten sie wohl tagtäglich so abspeisen muss?

Und ob sie dafür auch eine angemessene Bezahlung erhält?

Und ob sie nach Stunden, oder Tarif bezahlt wird,...

„Echem,...", räuspert sie sich schließlich und ich lächle verlegen.

„Ich suche ein Buch.", schildere ich dann mein Anliegen und sie nickt, beugt sich kurz vor und schielt in den Gang, der nach hinten, zur eigentlich Bibliothek führt, hinein.

Von hier kann ich bereits die mit Büchern vollgestopften Regale erkennen.

Unheimlich.

„Ja.", beginnt sie dann nach einer Weile, lässt den massigen Hintern wieder auf ihren bepolsterten Drehstuhl sinken und schiebt sich dann erneut, mit spitzen Fingern, die Brille in Pose.

50 gute Gründe am Leben zu bleiben [SasoDei]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt