Carpe diem - Keating lässt grüßen.

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Immer noch leicht schockiert, von der Tatsache, dass ich soeben einfach mal random jemandem das verdammte Leben gerettet habe, sitze ich nun auf einem der Tische im Atelier und mache das einzig Richtige, das, was jeder in dieser Situation auch tun würde: Ich esse meinen Sub.

Der ist zwar schon ein bisschen warm geworden und etwas matschig auch, aber schmecken tut er trotzdem noch.

An sollte meinen, wenn man wenige Minuten zuvor noch wen an einem Strick hat baumeln sehen, würde es einem möglicherweise den Appetit verschlagen, aber ich für meinen Teil, kann immer essen.

Auch wenn ich gerade einen meiner Professoren vor dem Freitod bewahrt habe. - Ja, auch dann.

Dann schmeckt es sogar am besten.

Kleiner Scherz.

Echt mal, für wen haltet ihr mich eigentlich?

Herr Akasuna sitzt mir gegenüber, hat kritisch die Stirn gerunzelt und mustert mich, als wolle er einkalkulieren, wie ratsam und vor allem wie sinnvoll es wäre, sich weiterhin mit mir auseinander zu setzen.

Ab und an schaue ich von meinem Sandwich auf, werfe ihm den ein oder anderen verstohlenen Blick zu, doch ansonsten schweige ich, denn ich bin ja wohl nicht der, der dieses Gespräch eröffnen sollte.

Ich wüsste auch gar nicht wie.

Die Situation ist schon etwas ungemütlich, so gesehen, immerhin kommt es nicht alle Tage vor, dass man mal eben wen vom Selbstmord abhält. - Da darf man schon nervös sein.

Denke ich.

Herr Akasuna seufzt gedehnt, schürzt dann die Lippen und sieht sich dann wohl gezwungen mich auf zu klären, warum er am helllichten Tage, mitten in der Uni, an einem Strick herum baumelt.

Na, auf die Erklärung bin ich jetzt aber mal gespannt.

„Warum hast du das gemacht?", fragte er dann jedoch, anstatt sich zu erklären und unwillkürlich lasse ich meinen Sub sinken.

„Was?", entgegne ich, sichtlich verwirrt und fahre mir mit den Fingerrücken über die Mundwinkel, denn ich habe den leisen Verdacht, die Hälfte des Hühnchens sieht sich dort derweilen nach einer neuen Bleibe um.

Doch nichts ist für die Ewigkeit.

Auch nicht mein Mundwinkelasyl für jegliches Essen.

Herr Akasuna seufzt genervt, rollt dann mit den Augen und meine Miene verfinstert sich.

Scuzzi', schau ich aus, als könnte ich hellsehen? - Ich glaube nicht.

„Wieso hast du es verhindert?", drückt er sich dann etwas direkter aus und ich muss tatsächlich kurz schmunzeln.

Es?

Reden wir hier von Pennywise, oder was ist los?

„Sie meinen, ... Ihren...?", ich breche ab und beginne verträumt mit der vorderen Spitze meines linken Schuhs, über die weiße Sohle meines rechten zu schaben um ein dort haftendes Blatt ab zu kratzen.

Kurz bin ich unsicher.

Kann man sagen „Selbstmordversuch"?

Oder trete ich ihm damit auf die Füße?

Auf der anderen Seite war es ja wohl ganz offensichtlich genau das gewesen, oder? Immerhin hat ihn wohl kaum jemand zu Dekozwecken dort aufgehangen...

Herr Akasuna bläst die Wangen auf, lässt dann zischend de Luft entweichen und beginnt ungeduldig mit den Fingern auf den Tisch zu trommeln.

Mürrisch blicke ich ihm entgegen und wenn ich ihn mir so anschaue, dann weißt tatsächlich nichts darauf hin, dass er sich vor wenigen Minuten noch... den Strick genommen hat.

50 gute Gründe am Leben zu bleiben [SasoDei]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt