Sieben

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Er atmete ein letztes Mal tief ein, bevor er sich vorsichtig löste und zu ihm aufsah. Die dunkelbraunen Augen fixierten ihn, betrachteten jede einzelne Regung seinerseits und er konnte nicht anders, als es ihm gleich zu tun. Es fühlte sich wie eine halbe Ewigkeit an, in der er dem berauschenden Funkeln in seiner Iris und dem treuen Blick, als könnte er niemandem etwas zu Leide tun, erlegen war und jeden Millimeter seines Gesichtes musterte. Als würde er ihn zum ersten Mal sehen und regelrecht begeistert von ihm sein.

Ein leises Seufzen entfloh seinem Mund, ehe er sich gänzlich von Rob löste, vorsichtig nach seiner Hand griff und ihn langsam ins Wohnzimmer zog. Er war sich sicher, dass er das alles nicht hören wollte und der Knoten in seinem Magen machte ihm die Entscheidung auch nicht gerade einfach. Aber nur wenn sie redeten, konnten sie die Anspannung zwischen ihnen auflockern und wenn er ehrlich war, hatte er ihn unfassbar vermisst. Er wollte wieder mit ihm lachen und ihm kleine Streiche spielen, wollte einfach unbeschwert mit ihm über die dümmsten Dinge philosophieren. Er wollte seine Nähe, ohne dieses erdrückende Gefühl, ohne diese schlechte Vorahnung, die ihn begleitete.

"Es war auf jeden Fall gut vorbereitet." murrte er, während er sich, mit einem gesunden Abstand zum Dunkelhaarigen, auf die Couch fallen ließ. Schreckte selbst vor diesem mehr als bissigen Ton zurück, den er angenommen hatte. Das hatte er ihm nicht vorwerfen wollen, es sollte eigentlich vor Anerkennung strotzen. Natürlich hatte er irgendwo auch einen großen Respekt davor, immerhin hatte er das ab einem bestimmten Punkt nicht mehr bedacht.

Er bemerkte seinen verzerrten Ausdruck, wusste, dass er ihn nun selbst verletzt hatte, ohne es gewollt zu haben und doch konnte er sich nicht überwinden. Er war noch nicht bereit, alles zu vergessen und sich in Robs Arme zu schmeißen, die nervös vor sich hinzuckten. Er wusste nicht einmal, wozu er überhaupt bereit war.

"Das komischste daran war, dass es mir alles andere als schwer gefallen ist." brachte sein bester Freund hervor und er spürte genau, wie er ihn erneut akribisch musterte. Simon hingegen betrachtete ihn nur überrascht, unwissend, was ihm diese Information nun sagen sollte, geschweige denn was er damit anfangen sollte. Hatte es ihn also doch nicht solch eine Überwindung gekostet, wie es ihm hätte tun sollen?

"Es sollte dich schon darauf vorbereiten, aber einiges geschah völlig unbewusst. Beim Dreh des Valentinstagsvideos für Jana zum Beispiel. Da sollte es noch gar nicht anfangen und ich hatte nicht gewusst, dass ich so ernst war. Ich war einfach nur tief in Gedanken, die sich hauptsächlich um dich drehten. Die Berührungen waren zunächst zögerlich, bis ich es gar nicht mehr abwarten konnte, jegliche Gelegenheit dafür auszunutzen." erzählte Rob eifrig, nutzte die kurze Pause, um wieder zu Atem zu kommen. "Der Kuss war nicht geplant, Simon. Das hätte ich dir nicht antun können. Aber so gern ich es auch möchte, ich kann ihn nicht bereuen. Ich weiß, das alles hat dich ungemein verletzt und es tut mir furchtbar leid, dass ich das echt gewagt habe. Es fühlte sich nur zu gut an, um es einfach zu vergessen." setzte er schließlich hinzu und hatte nun den Stift auf dem Wohnzimmertisch fixiert. Zu groß war die Angst vor Simons Reaktion auf dieses Geständnis, vor dem er selbst viel zu lange weg gerannt war.

Der Blondschopf war nun offiziell überfordert. Er saß da, blickte zu Rob, der ihm in dem Sinne keine Aufmerksamkeit mehr schenkte und kratzte sich nervös über die Oberschenkel. Er wusste nicht, was er davon halten sollte, wusste nicht, wie er es deuten sollte. Hatte er ihm indirekt gesagt, dass er verliebt in ihn war oder war das nur eine Floskel gewesen, um ihn zu beruhigen und das ganze ein wenig herunter zu spielen? Hatte er das ernst gemeint?

Es herrschte eine merkwürdige Stille zwischen ihnen, die keiner brechen wollte. Lediglich ihren aufgeregten Atem konnten sie einander vernehmen und Simon spürte seinen Herzschlag in der Brust, das viel zu schnelle Tempo, welches dieser angenommen hatte. Merkte das brodelnde Blut, das durch seine Venen floss und hörte den Puls deutlich in seinen Ohren pochen. Selbst ein dünner Schweißfilm hatte sich auf seiner Stirn gebildet, den er erst so richtig wahrnahm, als er mit dem Handrücken darüber fuhr.

Keine Regeln - Sährob/Team BrillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt