Fünf

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Er fühlte sich komisch dabei, hier zu sein. Nicht unbedingt, weil er seine Zeit lieber mit etwas anderem gefüllt hätte oder weil diese Wohnung Unbehagen auslöste. Viel mehr war es die Unwissenheit, die ihn plagte und nicht mehr loslassen wollte.

Immer und immer wieder sah er sich um, versuchte wenigstens einen Anhaltspunkt zu finden, der Licht ins Dunkel brachte. Er wollte endlich die Sicherheit haben, dass er sich auf etwas einstellen musste, dass ihn nicht gefallen würde. Oder dass er es eben nicht musste. Doch je länger er die Einrichtung seines besten Freundes betrachtete, desto paranoider fühlte er sich auch. In allem entdeckte er die Linse einer Kamera und obwohl sich schließlich herausstellte, dass es lediglich Dekoration war, wollte die Anspannung nicht von ihm weichen.

Er konnte sich nicht einmal erklären, weshalb er so misstrauisch war. Nur wusste er einfach nicht recht mit der Einladung umzugehen, nachdem Rob ihn noch so spät angerufen und vorgeschlagen hatte, einen gemeinsamen Filmabend zu machen. Der Ältere hatte dabei so verdammt ernst geklungen und gleichzeitig so belustigt, als wollte er den üblichen Schein wahren, was ihm eher weniger gelungen war.

Dementsprechend gab es nur zwei Möglichkeiten, wie dieser Abend enden konnte. Entweder er wurde Opfer eines seiner dämlichen Streiche, unwissend was er alles geplant hatte und mit einer gewissen Angst, dass er es dieses Mal tatsächlich übertrieb. Oder aber er würde Zeuge von Informationen werden, die ihn mehr als überraschen und gar überfordern würden. Denn einem war er sich mehr als sicher, Rob hatte ihn nicht ohne Grund zu sich gebeten und es war kurios, dass er sich nicht für einen Ausgang entscheiden konnte. Dass ihm nicht klar war, was ihm denn lieber gewesen wäre.

"So, die Nachos sind im Ofen. Jetzt müssen wir uns nur noch für einen Film entscheiden." wurde Simon aus den Gedanken gerissen und allein dem merkwürdigen Gefühl in seinem Magen wegen, war er sachte zusammengezuckt und sah ebenso erschrocken den Älteren an, der ihn vorsichtig angestupst hatte.

Er schenkte Rob nur einen kurzen Blick, ein schmächtiges Lächeln, ehe er ihm die Auswahl überließ. Ihm war es schlichtweg egal, was sie anschauten und es stimmte ihn fröhlich, das Grinsen in dem Gesicht des Dunkelhaarigen zu sehen, als sich dieser seiner Macht bewusst wurde. Außerdem, und das war noch viel schwerwiegender, konnte er sich vermutlich kein bisschen auf die Leinwand vor ihnen konzentrieren. Wirklich relevant erschien es also nicht.

Dass er sich letztlich doch der Serie, die Rob angemacht hatte, widmen konnte und auch noch versunken darauf wartete, endlich mehr zu erfahren, hatte er dementsprechend nicht erwartet. Alles andere war damit in den Hintergrund gerückt und Simon war der Letzte, der sich über diese ausgelassene Atmosphäre beschweren würde.

Stunden vergingen, in denen sie sich abwechselnd unterhielten und gebannt an die Wand starrten. Rob hatte ihm noch einige Randinformationen verraten, mit denen der Blondschopf nicht gerechnet hatte und umso mehr versuchte er ein Gleichgewicht zwischen seinem besten Freund und dem Folgen der Geschichte zu finden. Nicht gerade einfach, wenn man bedachte, dass er die Serie noch nicht gekannte, geschweige denn etwas von ihr gehört hatte.

Robs Geständnis kam dabei zu plötzlich, als dass Simon richtig hatte reagieren können. Im Grunde genommen war es nur ein Hauch gewesen und er war sich auch nicht sicher, ob er die Worte dem Zusammenhang zuordnen und verstehen konnte. Aber sie waren dennoch bei ihm angekommen und hatten ein eigenartiges Gefühl hinterlassen.

'Simon, ich bin schwul.'. Er hatte genickt und war dennoch nicht weiter darauf eingegangen. Jeder wusste, dass er absolut keine Probleme mit so etwas hatte und manchmal fragte er sich, weshalb es überhaupt so viele dermaßen thematisierten. Natürlich freute es ihn, dass er sich ihm geöffnet und das anvertraut hatte. Im Endeffekt war Rob jedoch noch immer Rob und ihn ging es nun eigentlich nichts an, auf wen oder was er stand. Auf der anderen Seite fühlte er sich seltsam bestätigt, sobald er an diese eine Partynacht dachte und zu diesem Gedanken gesellte sich schließlich auch noch ein Ziehen im Magen, dass er nicht zu identifizieren wusste.

Keine Regeln - Sährob/Team BrillWo Geschichten leben. Entdecke jetzt