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"Stehen bleiben, die Hände wo ich sie sehen kann!", blaffte eine Stimme hinter ihnen als Cayde gerade die Laderampe der Sparrowhawk heruntergefahren hatte um sein geliebtes Schiff zu betreten und aus diesem gottverdammten Kriegsgebiet zu verschwinden.

"Umdrehen!"

Sie gehorchten. Klimpernd fielen die Granaten zu Boden die er in seiner Armbeuge zwischengelagert hatte. Ein Trupp N.O.I.-Soldaten war ihnen bis hierhin gefolgt deren Schritte anscheinend von den stetigen Explosionen und dem dumpfen Schlachtenlärm außerhalb des Hangars übertönt wurden, der mittlerweile erstaunlich abgenommen hatte wie Cayde jetzt bemerkte. Nur vereinzelt hörte man noch Schusswechsel was darauf hindeutete dass eine Seite die Schlacht für sich entscheiden konnte und da die Beiden nicht von bantorianischen Söldnern aufgehalten wurden hatte ganz eindeutig die falsche Seite gewonnen.

"Meine Herren, das ist doch nun wirklich nicht nötig...", begann der Kopfgeldjäger.

"Halts Maul, krimineller Abschaum!"

"Bitte bitte, lassen wir uns das doch wie zivilisierte Menschen klären... Seht, wir beiden hier...", er deutete auf seine Begleitung, "sind doch eigentlich Diener des Reiches. Ihr jagt Kriminelle und sperrt sie weg, foltert sie, bringt sie um... Sowas in der Größenordnung. Und wir machen das Gleiche mit ihnen, nur ein wenig schnörkelloser ohne diesen ganzen "Im Namen von wemauchimmer verurteile ich euch hiermit zu wasauchimmer wegen Vergehen gegen wasweisich..."-Kram. Wir zwei Hauptmann, Sie und ich sind eigentlich - Kollegen!". Der Kopfgeldjäger hatte noch wärend er sprach die Hände heruntergenommen und war einige Schritte auf den Hauptmann der Truppe zugegangen. Überraschenderweise hatte ihn niemand daran gehindert doch jetzt erhoben die Soldaten die Waffen. "Keinen Schritt weiter oder diese acht braven Männer hier werden eure hässliche Blechfresse mit hübschen kleinen Löchlein versehen, Kollege!" Der Hauptmann war immer noch außerhalb Caydes Reichweite und mit acht Flintenläufen die auf seine Stirn zielten wagte er es auch nicht den Abstand hastig zu verringern. Die Gewehre der N.O.I-Soldaten wurden inoffiziell zwar nur als "Taschenlampen" bezeichnet, da ihre Wirkung auf die Schrecken der Galaxis gleich der war als leuchtete man einen Elefanten mit einer Taschenlampe an in Erwartung er würde sich in Wohlgefallen auflösen, weswegen N.O.I-Soldaten auch zumeist auf ohnehin schon "befriedeten" Planeten eingesetzt wurden um die öffentliche Ordnung zu wahren. Das Erobern neuen Territoriums blieb stattdessen den wesentlich besser ausgerüsteten, genetisch und kybernetisch verbesserten Legionären überlassen, allerdings war die Mannstoppwirkung der "Taschenlampen" auf einen Menschen oder Cyborg in einer Reichweite von circa fünf Metern immerhin ausreichend respekteinflößend um jegliche Versuche sich zur Wehr zu setzen zu unterbinden.

"Nehmt Sie fest!", befahl der Hauptmann und seine Männer begannen den Kreis um die Gefangenen enger zu ziehen. Cayde hielt die Hände ausgestreckt in Brusthöhe vor sich damit die Soldaten ihm Handschellen anlegen konnten. Als einer von ihnen Caydes linke Hand ergriff schloss sich die mechanische rechte Hand schraubstockartig um die Hand des Wachmanns, drehte sie in einen ungesunden Winkel und brach sein Handgelenk. Der Verletzte schrie auf. Mit einer Drehung um ihn herum bemächtigte sich der Kopfgeldjäger des Gewehrs, dass der Wachmann an dem Magnetholster hinten an seiner Hüfte befestigt hatte um ihn festzunehmen, und ging in die Knie um die restlichen Soldaten mit einer aus der Hüfte geschossenen Salve niederzumähen. Nur der Verletzte war noch einigermaßen kampftauglich sodass Cayde befand dass es wohl besser für alle Beteiligten wäre ihn bewusstlos zu schlagen.

"Manchmal schreien sie einfach danach sich umbringen zu lassen. Dabei wollte ich eigentlich mit ihnen einig werden...", bemerkte Cayde als er den Sterbenden den Rücken zuwand doch auf einmal knallte es und sein mechanischer Arm wurde von einer unerwarteten Wucht erfasst. Der Kopfgeldjäger wollte nach seiner Pistole greifen doch seine Finger wollten sich nicht mehr bewegen, stattdessen gab es nur ein mechanisches Zischen und als er hinuntersah bemerkte er das Einschussloch in seinem Unterarm. Ein weiterer Schuss traf ihn, diesmal ins rechte Bein, gefolgt von einem gurgelnden Geräusch des Schützen. Als Cayde sich endlich umdrehen konnte sah er wie seine Begleitung über dem Schützen stand und gerade ein Messer aus seiner Kehle zog. "Damit steht's 2:1 für Dich", bemerkte er mit einem Zwinkern seines menschlichen Auges. "Jetzt aber nichts wie weg hier!"

Die gigantischen bunten Scheiben der gotischen Fenster warfen ein farbenfroh schillerndes Licht in das Innere der Kathedrale

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Die gigantischen bunten Scheiben der gotischen Fenster warfen ein farbenfroh schillerndes Licht in das Innere der Kathedrale. Riesige Statuen von Engeln und Heiligen trugen die Decke die mit zahlreichen Fresken verziert war und von der ewig lange Texte auf riesigen Bannern herunter hingen. Irgendein Erzkanoniker der Inquisition musste Heerscharen von Skriptoren angewiesen haben diese Werke anzufertigen. Die Aussicht dass irgendjemand die Zeit hätte sich jede einzelne Schrift des "Codex divinitatus" durchzulesen war verschwindend gering. Es hatte länger als ein Menschenleben gedauert sämtliche Schriften die den Hauptraum der Kathedrale schmückten anzufertigen und es würde eine einzelne Person hundert Menschenleben kosten sie alle zu lesen. Unter dem größten Fenster am Ende des Kirchenschiffes stand ein runder Tisch mit acht Stühlen. Jeder Stuhl eigens gestaltet nach dem Wappen des Ritters den er repräsentierte. Um den Tisch herum standen die geweihten Diener der "Sanctos milites humanii" in bordeaux-roten, bodenlangen Roben die die mechanischen Körper der Diener verbargen. Unter den tief in die Gesichter gezogenen Kapuzen konnte man noch einen letzten Rest menschlicher Gesichtszüger erahnen die noch nicht mechanisch konvertiert wurden. Es schien so als würden manche Diener über den Boden schweben wenn sie sich durch den Raum bewegten um beispielsweise eine heruntergebrannte Kerze zu ersetzen oder um zu einer Schrift zu gelangen um diese in leisem, ehrfürchtigem Flüstern zu verlesen. Die Schriften selbst waren zu alt um ihren genauen Ursprung festzustellen, doch wurden sie seit Jahrtausenden durch den Klerus weitergetragen und stets eng mit den Rittern des Reiches in Verbindung gebracht. Der Bibliothekar, der ständige Bewohner der Kathedrale der Ritter meditierte gerade vor einem Schrein über die Herrlichkeit des Veneficariums, jenem immateriellen Reich, aus dem die Obscuriarchen ihre Kräfte zogen. Obscuriarchen waren jene Individuen, die mittels der Energie des Veneficariums allein durch die Kraft ihrer Gedanken Portale zu anderen Orten öffnen, in die Gedanken anderer Menschen und Xenos eindringen und Botschaften direkt in die Köpfe anderer Obscuriarchen senden konnten. Jeder Obscuriarch, der nicht der Ketzerei beschuldigt werden wollte, musste sich bei einer der Registrationseinrichtungen auf jedem größeren von Menschen besiedeltem Planeten registrieren lassen damit sicher gestellt wurde dass diese mächtigen Kräfte allein zum Wohle der Menschheit eingesetzt wurden.

"Eminenz, Obscuriarch Immanuel empfing gerade eine Nachricht von der Redeemer of Souls, Sir Corvus bittet um Einblick in die Archive der Kathedrale.", berichtete ein rot gewandeter Diener mit flüsternder Stimme, die mehr einem metallischen Klicken glich als der Stimme eines (zumindest vormals) menschlichen Wesens. "Sir Corvus? Ein seltener Gast in diesen heiligen Hallen. Normalerweise verlässt er doch den Sector maledictus nur um dem heiligen Konzil der Ritter beizuwohnen...", antwortete der Bibliothekar als er sich aus der knienden Meditationshaltung erhob. "Es scheint sehr dringend zu sein wenn man den vehementen Tenor der Übertragung betrachtet. Der oberste Obscuriarch der Redeemer of Souls, Monedula schien sehr erregt."

"Nun denn. Ich gewähre Sir Corvus Einblick in die Archive. Sorgt dafür dass sein Residenzflügel soweit hergerichtet ist wenn er eintrifft."

"Sehr wohl."

"Und Diener..."

"Ja Eure Eminenz?"

"Sorgt dafür dass Obscuriarch Immanuel ein Tag Erholung zu Teil wird. Obscuriarch Monedula neigt dazu die Empfänger seiner Übertragungen etwas mitzunehmen..."

"Sehr wohl, eure Eminenz."

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 12, 2019 ⏰

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