"Hast du keine Augen im Kopf?!" herrscht mich die zum Leben erwachte Barbiepuppe an. In einer Stimmlage, die mein Trommelfell beinahe zum Platzen bringt. Wo sind die nächsten Ohrenstöpsel?
Genervt verdrehe ich die Augen. "Ich habe Augen im Kopf, mein Mitleid, dass du das durch die Tonnen an Wimperntusche und Eyeliner nicht erkennen kannst."
Das bringt die Tussi kurzzeitig aus dem Konzept. Ist ja schon lustig mit anzusehen, wie ihre Lippen sich dreimal öffnen und wieder schließen. Ist das wirklich so schwer für sie einen vernünftigen, grammatikalisch korrekten Satz heraus zu bringen? Naja, wahrscheinlich noch nicht einmal vernünftig, sondern eher unsinnig aneinander gereihte Worte.
Sie braucht ganze fünf Sekunden für eine ihrer Meinung passable Antwort. "Sag mal willst du Stress?" Ernsthaft, hat die sich die Stimmbänder durch Hundepfeifen ersetzen lassen?
Mh, wenigstens war die Grammatik korrekt. Über den Inhalt des Satzes möchte ich gar nicht weiter nachdenken. Anscheinend verträgt sie die Wahrheit nicht ganz so.
"Deiner lieblichen Stimme zu lauschen ist Stress genug." Ich gehe ohne ein weiteres Wort an ihr vorbei. Bis ihr Gehirn den Inhalt verarbeitet und den nächsten sinnlosen Unsinn, genannt Antwort, fabriziert hat, bin ich schon längst um die nächste Ecke verschwunden.
Und nur um es festzuhalten, sie ist in mich reingelaufen, nicht umgekehrt.
Mir ist klar, dass diese Szene meinen Rang auf der Liste der Beliebten der Schule nicht gerade hochsetzen wird, aber das ist mir egal. Ich lege es wirklich nicht darauf an im Mittelpunkt zu stehen oder es mit allen Mitteln zu versuchen. Diese Mittel widersprechen mir nämlich sehr, Mittel wie knappe Kleidung, aufgespritzte Lippen oder mit einem Farbkasten im Gesicht durch die Gegend zu stolzieren.
Ich bin jetzt schon seit drei Wochen an dieser neuen Schule und muss sagen, dass ich echt beeindruckt bin. Im negativen Sinn. Denn an meiner alten Schule hatte ich ja schon viel gesehen, aber das konnte dem Spektakel hier nicht im Mindesten das Wasser reichen. War ja auch kein Vergleich. Vorher war ich auf einer stinknormalen, öffentlichen Schule in Nebraska gewesen, nichts besonderes. Dort hatte es zwar auch die einzelnen Gruppen gegeben, Sportler, Cheerleader, Wissenschaftsfreaks, aber alle waren doch wenigstens oberflächlich nett zueinander gewesen.
Hier ist alles anders. Wegen dem ach so tollen neuen Freund meiner Mutter darf ich jetzt eine Privatschule in einem der Außenbezirke in Los Angeles besuchen. Los Angeles, ja klingt toll, ist es aber nicht! Denn jeder hier, oder fast jeder, kennt mindestens einen B-Promi oder hat bekannte Eltern oder generell reiche Eltern, hält sich selbst für das nächste Sternchen auf dem Walk of Fame und denkt er, sie, es hätte Talent. Egal in was 'Talent', sie gingen einander mit singen, tanzen oder schauspierlern auf die Nerven. Leider auch mir.
Also ist es keine Besonderheit im Schulgang angerempelt zu werden und beschuldigt zu werden.
Ich hab mich noch nicht wirklich an dieses neue Konzept von Schule gewöhnt. Dass sich keine Sau um den Abschluss kümmert, ist glaube ich überflüssig zu erwähnen. Wenn man keinen Job findet, kann Mami oder Papi sich ja darum kümmern. Naja, um den Abschluss kümmert man sich ja schon, in Hinblick auf, welches Motto, welches Kleid und welche Dekoration. Und natürlich welchen der zehntausend Starfriseure aufsuchen, um sich die Haare verkleben und das Gesicht zukleistern zu lassen.
Ich bin, natürlich die erste aus meinem Englischkurs, die den Raum betritt, obwohl der Unterricht in zwei Minuten anfängt. Schert sich ja eh niemand außer mir um gute Noten.
Ich war schon an meiner alten Schule eine der besseren gewesen, hier konnte ich schon fast sagen die Beste. Mich hat es selber erstaunt, dass noch nicht einmal mein neuer 'Bruder' sich groß um die Schule zu kümmern scheint.
Aber von dem will ich gar nicht erst anfangen! Natürlich verbringt er seine Nachmittage damit, sich mit den Barbiepuppen und Sportlern zu treffen, auf Partys zu gehen, Alkohol zu trinken und das 'Leben zu genießen', wie er es so schön ausdrückt. Ich kann ihn kein Stück leiden, diesen arroganten, selbstverliebten Schnösel. Drake, schon allein bei seinem Namen bekomme ich eine Ekelgänsehaut!
Genauso wenig, wie ich meinen neuen 'Vater' leiden kann. Er hat mir angeboten ihn 'Papa' zu nennen, doch ich bleib vehement bei Peter, schon allein, weil er seinen Namen nicht leiden kann. Ich weiß nicht was es ist, dass ich ihn nicht mag, er ist immer nett zu mir, doch genau so besserwisserisch und überheblich. Vielleicht liegt es auch daran, dass er meinen Vater ersetzen soll, der sich allerdings durch nichts ersetzen lässt!
Mein Vater ist gestorben als ich sieben war, also vor zehn Jahren. Meine Mutter und ich sind darüber hinweg, doch seit seinem Tod ist dieser Peter der erste Mann, mit dem es meine Mutter ernst meint und das geht mir gegen den Strich! Wegen diesem Peter muss ich meine Freunde zurück lassen und ein neues Leben an einer Schule anfangen, an der es nur großtuerische, unterbelichtete Möchtegern-Nachwuchspromis gibt.
Und mich. Na vielen Dank!
Meine Lehrerin betritt den Raum und schenkt mir ein nettes Lächeln. Mittlerweile kennt sie mich. In der ersten Englischstunde war ich auch die erste im Raum gewesen und meine Lehrerin hatte mich nur angeglotzt, wie ein Auto, da sie zu 'so früher Stunde' noch nicht mit Schülern gerechnet hatte. Wie gesagt, mittlerweile weiß sie, dass wenigstens einer ihrer Schüler pünktlich erscheint.
Im fünf-Minutentakt trudeln weitere Schüler ein und setzen sich widerwillig in die letzten Reihen. ich sitze als einzige vorne, wie immer. Ich beteilige mich als einzige freiwillig am Unterricht, wie immer. Ich bin die einzige, die sich nicht über die Lehrerin lustig macht, wie immer. Und ich bin die einzige mit ein wenig Intellekt und Denkvermögen, wie immer.
Hey das ist meine erste Geschichte auf Wattpad, ich hoffe sie gefällt euch! :)
Votet und kommentiert und wenn ihr ne Idee für das Buchcover habt, bitte melden :)
Hab euch lieb,
CrystallizedSoul ;)
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Wenn ich du wäre...
Teen FictionCara Harpers Leben wird komplett auf den Kopf gestellt, als sie sich in einer Welt der Schönen und Reichen wiederfindet. An einer Privatschule in LA. Sie ist nicht das beliebteste Mädchen der Schule. Sie möchte es auch nicht. Sie ist nicht wie eines...