K3- Purer Luxus

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Es klingelt zum Schulschluss und ich werfe lustlos meine Sachen in die Tasche. Bis zu dieser letzten Stunde hat sich die Zahl der Schüler ungefähr um die Hälfte verringert. Wie wollen diese hirnlosen Zirkusaffen denn jemals berühmt werden, wenn sie noch nicht einmal einen Funken Disziplin an den Tag legen? Wie soll das denn erst werden, falls (was ich stark bezweifle) eine wirklich mal den Durchbruch schaffte? 'Nee sorry, ich kann jetzt nicht raus auf die Bühne, ich muss noch eben diese SMS zuende schreiben und mir die Nägel lackieren' oder 'Och nee, meine Haare liegen noch nicht, die Weiber sollen mich ja auch geil finden'.

Ich trabe auf den Gang, raus aus diesem zugegeben frisch saniert und gut aussehenden Kasten und in Richtung Parkplatz. Mir persönlich würde es ja auch reichen mit dem Bus zu fahren, wie jeder andere normale Teenager auch, aber mein lieber Stiefpapa besteht darauf, dass ich mit meinem supernetten Stiefbruder fahre. Und der besitzt natürlich, wie alle anderen reichen, verwöhnten Kids auch einen roten, schnittigen Sportwagen.

Ich habe, nachdem ich von dieser Nachricht gehört hatte, natürlich als erstes Einspruch erhoben, denn ich bin wie vielleicht schon erwähnt echt nicht so erpicht darauf mehr Zeit als nötig mit diesem eingebildeten Schnösel zu verbringen, doch Peter hatte das einleuchtende Argument 'Dann sparen wir uns die Kosten für ein extra Busticket' gebracht. Ja klar, dem Sohnemann ne teure Karre kaufen, aber wegen so einem blöden Busticket rumheulen. Insgeheim bin ich der festen Überzeugung, dass er das hauptsächlich tut, damit Drake nicht mehr die Schule schwänzen kann, weil er mich ja mitnehmen muss. Und glücklicherweise haben Drake und ich einen ähnlichen Stundenplan, sodass wir zur selben Zeit Schulschluss haben. Bin ich nicht ein Glückspilz?

Ich sehe ihn und sein tolles Auto schon von Weitem. Es ist sicher nicht das Teuerste auf dem Parkplatz, aber schon eines der Besten. Wenn ich an meine alte Schule zurück denke und an das schönste Auto da, fällt mir nur ein blauer Ford Fiesta ein. Und hier sieht man täglich irgendwelche Audi A-schießmichtot oder Porsche oder gar Ferrari.

Entnervt drängel ich mich an Drakes Freunden vorbei. Einige starren mich nur mit abschätzigen Blicken an und mustern mich von oben bis unten. Tja sorry, dass ich keine Markenklamotten trage oder meine Schulsachen in einer Guccihandtasche mit mir herum trage.

"Da ist ja mein liebes Schwesterherz. Steig ein!"

Irgendwie hat sich dieses Arschloch doch echt schon angewöhnt mich herum zu kommandieren.

Betont langsam trotte ich auf die Beifahrerseite und steig unter den eifersüchtigen Blicken der Paris Hiltons ein. Die eine hat doch tatsächlich ihren Hund auf dem Arm. Hallo, geht es noch, das hier ist eine Schule?! Tja ich würde ja eher eifersüchtig darauf sein, nicht mit diesem Angeber nach Hause zu kommen.

Drake verabschiedet sich von seinen Homies (glaubt mir, dieser Begriff stammt definitiv nicht von mir) und steigt auf der Fahrerseite ein.

"Was hat das denn so lange gedauert?!" schnauzt er mich charmant an.

"Sorry dass ich meine Schulstunden bis zum Ende besuche, wie es sich gehört!" schnauze ich zurück. Dass ich meine Klamotten extra langsam zusammen gepackt hab, muss ich ihm ja nicht unbedingt unter die Nase reiben.

"Wenn du auch nur irgendwas könntest, müsstest du gar nicht mehr zur Schule, aber du hast ja leider keine anderen Alternativen, da versteh ich, dass dir die Schule wichtig ist."

Eingebildeter Angeber. Nur weil er der Meinung vieler anderer nach ein recht guter Tänzer und Schauspieler ist (was ich bisher noch nicht bemerkt hatte und wohl auch nie bemerken werde) und sein Vater rein zufällig bei der Produktion von Musikvideos mithilft, hält er sich für was besseres. Er war schon in dem ein oder anderen Video zu sehen gewesen, ich habe nur leider vergessen in welchen. Oder es mir gar nicht erst gemerkt.

Den Rest der Fahrt über schweigen wir uns an, wie jedes Mal. So einem Lackaffen hab ich auch nichts zu sagen!

Der Wagen fährt durch ein Tor, eine kurze Auffahrt hoch und hält vor einem Haus, oder eher gesagt vor einer Villa. Ich hatte so meine Schwierigkeiten mich an dieses Schloss zu gewöhnen. In Nebraska hatte ich mit meiner Mutter in einem Apartment gelebt, das genau richtig für uns gewesen war, ein wenig klein, aber trotzdem klasse.

In diesem Labyrinth hatte ich mich am ersten Tag erst einmal verlaufen. Auf dem Weg in die Küche war ich falsch abgebogen und im Salon gelandet, hatte im Keller die Wäschekammer gesucht und war im Kinozimmer gelandet. Ja, wir besaßen tatsächlich ein Kinozimmer, mit Popcornmaschiene, davon ab einen Außenpool und natürlich eine Sauna. An so viel Luxus musste ich mich erst einmal gewöhnen.

Ohne ein Wort steige ich aus und laufe auf die weiße Eingangstür zu. Bevor ich auch nur klopfen kann oder meinen Schlüssel aus meinem Rucksack kramen, öffnet mir die Haushälterin Mrs. Jenkins die Tür. Abgesehen von meiner Mutter ist sie mir die sympathischste Person in diesem Haushalt.

Sie ist genau so, wie man sich eine Haushälterin vorstellt, ungefähr Mitte vierzig, ein wenig rundlich, mit Apfelbäckchen und einem mütterlichen, fürsorglichen Lächeln auf den Lippen.

Ich lächel freundlich zurück und gehe die Treppe hoch in mein Zimmer. Ist ja schon fast ein Wunder, dass es in diesem Haus keinen Aufzug gibt.

Drake drängelt sich unhöflich an dieser netten Frau vorbei und auch an mir und stürmt die Treppe empor. So ein unfreundlicher Idiot.

In meinem Schlafzimmer lasse ich mich auf das XXL-Kingsizebett fallen und blicke hinauf zur Decke. Ich will ich ja nicht nur beschweren, ein paar gute Dinge hat die Beziehung meiner Mutter zu diesem Peter ja schon. Ein begehbarer Kleiderschrank, nicht nur ein Zimmer, sondern ein Schlafzimmer, ein Wohnzimmer und ein eigenes Bad, also wie eine kleine Wohnung und ein XXL-Plasma-keine-Ahnung-wie-viel-Zoll-HD-Fernseher und und und.

Wenn ich hungrig bin, brauche ich einfach nur meinen Pieper benutzen und Mrs. Jenkins kommt um meinen Wunsch entgegen zu nehmen. Ich habe es noch nicht gemacht, das wäre schon ganz schön verwöhnt und entwürdigend nicht einmal fünfzig Meter zur Küche gehen zu können, wie gewisse andere Menschen in diesem Haus es zu tun pflegen. Hust-Drake-hust.

Langsam krame ich mein Handy aus meinem Rucksack und schau aufs Display. Eine neue Nachricht von Jenna.

Jenna ist meine beste Freundin. Ich musste sie in Nebraska zurücklassen, doch sie hat mir versprochen mich besuchen zu kommen.

Na, schon neue Freunde gefunden, süße Jungs getroffen oder eine Party besucht?!?!

Ich seufze und denke nach. Süße Jungs ja, wenn man intelligent hinzufügt nein. Freunde?! Wen denn die Barbies? Auf Party hatte ich bisher auch noch nicht so viel Lust gehabt. Könnte das an den Leuten hier liegen?

Und genau so schrieb ich ihr das auch. Ich wünsche mir so sehr sie wäre hier und wir könnten uns gemeinsam über diese wandelnden Kosmetiksortimente lustig machen.

"Cara, kommst du mal?" Die Stimme meiner Mutter reißt mich aus meinen herrlichen Überlegungen.

Was denn jetzt schon wieder?!

Wenn ich du wäre...Where stories live. Discover now