K5- Backpfeifengesicht

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Drake

Eigentlich habe ich nicht wirklich Lust mit diesen kleinen Mädchen ein Foto zu machen, doch ich muss natürlich in Hinblick auf meine Karriere diesen Zirkus mitmachen. Eigentlich ist es ja schon ein gutes Gefühl auf den Straßen erkannt zu werden, aber ich hoffe das passiert nicht zu häufig.

Vor mir läuft dieses scheinheilige Biest Cara. Ich weiß nicht wieso, aber ich kann sie nicht wirklich leiden. Es scheint so, als würde sie die Möglichkeiten, die sich ihr öffnen, gar nicht zu schätzen wissen. Über ihre Mutter möchte ich gar nicht reden, wahrscheinlich ist das nur eine weitere Schnalle, die scharf auf das Geld meines Vaters ist. Was mir jedoch Sorgen bereitet, ist dass dieses Mutter-Tochter-Gespann jetzt auch noch bei uns wohnt. So weit ist es seit Mutters Tod noch nie gekommen.

"Drake, kannst du die beiden weiter zum Wachsmuseum führen? Ich komme nach, ich bringe nur eben den Wagen weg." Mein Vater ist schon auf dem Weg zum Wagen, er geht einfach davon aus, dass ich mache, was er will.

Entnervt verdrehe ich die Augen. Jetzt darf ich auch noch Babysitter für meine liebe Stiefmutter und Stiefschwester spielen. "Also dann los." Ich laufe schnellen Schrittes los und bin schon ein wenig, oder ein wenig sehr, schadenfreudig, als ich sehe, dass Jane nicht so schnell mitkommt.

Dahingegen scheint Cara mit meinem Tempo gut klarzukommen. Ein wenig Respekt habe ich ja schon, dass jemand mit so kurzen Beinen so schnell sein kann, doch der schwindet schnell, als ich den giftigen Blick bemerke, den sie mir zu wirft. Das Nichtleiden können beruht wohl auf Gegenseitigkeit.

Cara

"Also dann los", höre ich nur und sehe dann, wie Drake uns davon rennt. Was ein rücksichtsloser Penner, der kann doch klar und deutlich sehen, dass meine Mutter nicht mehr in den Zwanzigern ist und vielleicht auch nicht so unglaublich sportlich. Er scheint sich sogar darüber zu freuen, uns abzuhängen.

Schnell ziehe ich nach und blicke ihn wütend an. Was ein Kind. Zum Glück war ich den Sommer über häufig Joggen und war daher gut in Form. Er quittiert es nur mit einer hochgezogenen Augenbraue.

Wir kommen früher als nötig vor dem Wachsmuseum an und ich sehe meiner Mutter in fünfzig Meter Entfernung hinter uns her hecheln.

"War das wirklich notwendig, so schnell zu gehen?"

"Ich sorge mich nur um eure Sportlichkeit." Er grinst frech und lässt seinen Blick spöttisch über meinen Körper schweifen. Tja Pech mein Lieber, der hat in den letzten Wochen deutlich an Gewicht verloren. Nicht dass ich vorher fett war, aber seitdem wir hier leben, hab ich mir angewöhnt, weniger zu essen und mehr zu trinken und mehr Sport zu treiben. Das Ergebnis hat sich gelohnt, so langsam nähre ich mich meiner Traumfigur an. Doch eigentlich habe ich aus Trotz nicht so viel gegessen und aus Heimweh.

"Danke, aber ich glaube, das brauchst du nicht."

Hinter Drake taucht sein Vater auf, der stirnrunzelnd zu meiner Mutter blickt, die immer noch zwanzig Meter entfernt ist. "Wieso habt ihr nicht auf Jane gewartet?"

Ich kann es mir nicht nehmen, schaue Drake mit Unschuldsblick an und frage: "Ja Drake, warum hast du nicht auf meine Mutter gewartet." Vor seinem Vater kann er die Sportlichkeits-Nummer ja wohl nicht bringen.

Drake wirft mir einen Blick zu, aus dem tiefer Hass zu sprechen scheint. "Ich kann nichts..."

Doch auf meine Mutter ist Verlass, sobald sie bei uns ist, fällt sie ihm völlig aus der Puste ins Wort. "Wollen wir endlich rein gehen?"

Peter grinst schleimig und legt seinen Arm um meine Mutter. Kotz. Drake scheint es wohl auch nicht gerade so prickelnd zu finden, oder er hat immer noch schlechte Laune, weil ich ihn vor seinem Vater blß gestellt hab. Tja, sorry tut mir leid. Nicht.

Das Museum ist okay. Ich war noch nie in einem Wachsmuseum gewesen und hab somit viel zu bestaunen, doch manche Abbildungen sehen nicht wirklich wie das Original aus. Egal, steht ja immer ein Name und Text dabei.

Trotzdem muss ich immer wieder an den Film 'House of Wax' denken, da dieser mal der Lieblingsfilm von Jenna und mir war und wir ihn praktisch jedes Jahr an Halloween gesehen haben.

Ich stehe gerade vor Angelina Jolie, als mir jemand auf die Schulter tippt. Es ist Valerie, die ich heute in der Cafeteria kennen gelernt hatte. Sie scheint hier zu arbeiten, denn sie trägt eine schwarze Uniform mit dem Logo des Museums.

"Hey heute Abend schon etwas vor Neue?"

"Ich denke alles ist besser als mich mit dem hochwohlgeborenen Drake rumzuschlagen", antworte ich mit einem Blick auf dieses Backpfeifengesicht.

Valerie scheint genau meinen Humor zu haben, denn sie lacht. "Okay ich gehe mit ein paar Freunden heute Abend in einen Klub, willst du mitkommen? Ich kann dich um acht zum Vortrinken abholen."

 "Gerne, ich freue mich schon. Brauchst du meine Adresse?" Valerie scheint wirklich okay zu sein, natürlich und vor allem kein Pseudo-Promi.

"Ich denke nicht, es ist allgemein bekannt, wo Drake wohnt." Sie zwinkert mir zu und geht in einen anderen Raum. "Bis heute Abend."

Endlich mal etwas, wo ich mich drauf freuen kann. Und wenn Valeries Freunde genau so drauf sind wie sie, dann kann es ein sehr lustiger Abend werden.

Wenn ich du wäre...Where stories live. Discover now