Kapitel 2 - Boutique

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Mein Blick wanderte immer wieder von dem Zettel mit der Adresse der neuen Boutique. Sie war riesig. Ich glaubte, dass mein Chef sich wirklich vertan hatte, immerhin konnte ich doch nicht einfach als einfache Verkäuferin, die hin und wieder den kleinen Laden ihres Chefs übernommen hatte, dort anfangen. Das war kein kleiner Sprung, sondern eine halbe Meile Weitsprung.
"Guten Tag", rief ich gutgelaunt, als ich durch die Schiebetür trat und alle Blicke der Anwesenden sofort auf mich gerichtet waren, was ich verstehen konnte, denn es war hier noch nicht alles ganz fertig aufgebaut. In der hinteren Ecke waren schon die Anfänge einer Kabine zu sehen, links stand eine Art Tresen, was bestimmt die Kasse darstellte und in der Mitte des Raumes war eine riesige Platte mit verschiedensten Shirts darauf aufgebaut worden. Oberhalb hing ein großer Kronleuchter, der diesem Raum einen Charme verpasste, der hängen blieb. Man wollte fast nicht mehr umdrehen.
Es gab eine fünf Meter lange Spiegelfront, vor der drei einzelne Schaufensterpuppen in Klamotten standen. An den Seitenwänden hingen drei Reihen Kleidungsstücke übereinander. Von Hosen, über Kleider bis hin zu Unterwäsche.
"Guten Tag, wir haben noch geschlossen", sprach mich eine Frau an, die schon um die Dreißig zu sein schien.
"Mein Name ist Tainá Garcia Diaz, ich komme von Señor Rodriguez, er hat mich hier her geschickt", erklärte ich ihr und musterte sie. Sie war eindeutig die Leitende hier, denn der Stil an Klamotten, der hier herum hing, entsprach definitiv ihrem eigenen. Sie sah gut aus, frisch und braun gebrannt.
"Oh Tainá, herzlich willkommen! Ich darf dich duzen oder?" Etwas perplex nickte ich. Bei einer solchen Boutique hatte ich nicht damit gerechnet auf einer persönlichen Ebene angesprochen zu werden.
"Ja natürlich."
"Ich bin Liliana Katia", stellte sie sich vor und reichte mir die Hand. Immer noch sprachlos vom Aussehen dieses 'Ladens' sah ich mich um, versuchte diesen Stil, nein den Geschmack dieser Frau, in mich aufzunehmen und mich kurze Zeit belebter und motivierter zu fühlen. Der Gedanke daran dieses Geschäft zu leiten, entsprach einer gewaltigen Ehre für mich.
"Dir gefällt es hier, oder?" Ertappt spürte ich die Röte in mein Gesicht steigen, die so selten auftauchte, dass es schon ein Wunder war, dass das überhaupt vorkam.
"Mehr als das, es ist...wunderschön. Aber ich kann es gar nicht glauben, dass Sie... Äh du, wirklich willst, dass ich als einfache Verkäuferin gleich das ganze Ding hier übernehme", sprach ich meine Sorgen von vorhin an, doch sie lachte einfach nur.
"Keine Sorge, meine Liebe. Ich vertraue Alejandro da voll und ganz und er hat dich in höchsten Tönen gelobt. Zwar müssen wir dir erstmal anständige Arbeitsbekleidung besorgen, aber erst regeln wir die Formalitäten, komm mit." Gedankenverloren ließ ich mich von Liliana mitziehen, wurde durch einen kleinen Gang geführt und landete anschließend in einem Büro, das sehr modern eingerichtet war. An der Wand hing ein riesiges Bild mit einem Teil Strand von den Malediven, das riesige Fenster zeigte auf ein Stück Park und der Tisch war aus Ebenholz. Ein Traum.
"Also das hier wird dein Bereich werden, dort kommt noch ein PC hin, natürlich hast du damit alles unter Kontrolle, du besitzt auch die Macht über alle Personaleinsatzzeiten und so weiter, ich schreibe nichts vor, außer, dass du fünf Mitarbeiter einstellen sollst mit dir selbst natürlich, wenn es wäre einfach noch mehr und diese regelmäßig in der Woche arbeiten werden. Oh und Feierabend sollte gegen 17 Uhr sein. Wir sind schließlich eine angesehene Boutique und kein Laden in den man 24-Stunden hinein kann", plapperte sie weiter und schob mich zu dem großen, ziemlich bequem wirkenden Stuhl.
"Setz dich ruhig, ist ja jetzt deiner." Ich war wirklich ein wenig irritiert, warum mich diese Frau einfach so einstellte ohne mich wirklich zu kennen.
"Ich... Liliana, ich weiß doch nicht mal ob ich das wirklich schaffe", murmelte ich und fuhr mit der Hand über das raue Holz des Tisches.
"Natürlich, die ersten drei bis vier Wochen bin ich hier und das ist deine Probezeit. Sagen wir ich unterstütze dich vorerst...wenn ich weg bin, bin ich einfach nur noch deine Chefin, abgemacht?" Ich nickte.
"Eine Frage hätte ich da aber noch", begann ich leise. Es machte mir gewaltig Sorgen, dass ich das alles nicht unterbringen konnte.
"Schieß los, ich bin für alles offen", antwortete sie herzig lachend und lehnte sich gegen die Wand.
"Ich habe einen bald vierjährigen Sohn, den ich immer von dem Kindergarten abholen muss und ich glaube, dass ich ihn nicht immer hierher mitnehmen kann", erzählte ich und spielte dabei mit einer Strähne meiner blonden Haare herum.
"Oh das ist kein Problem, du kannst ja bis drei Uhr eine Pause einrichten, da bist du mit deinem Sohn unterwegs von mir aus auch bis vier, aber zum zuschließen brauche ich dich. Nicht, dass das jemand anderes vergisst." Liliana zwinkerte und reichte mir dann einen kleinen Schlüssel.
"Ist das ...?"
"Ja", schnitt sie mir das Wort ab, "Morgen um halb Neun treffe ich mich mit dir draußen. Im Laufe des Tages wird der Rest hier noch eingerichtet, wie zum Beispiel die Vorhänge an den Kabinen. Das Putzpersonal bringt dann nochmal alles auf Vordermann und sonst wäre alles bereit. Neueröffnung ist dann am Donnerstag, also in zwei Tagen."
"Wow das ist ja wirklich bald", stellte ich fest und stand vom Stuhl auf, weil sie den Raum verließ.
"Wo gehst du hin?" fragte ich und versuchte mit ihr Schritt zu halten.
"Ich zeige dir das Lager, dort ist schon alles geliefert", sagte sie lachend und öffnete eine schwere Eisentür. Sofort kam eine angenehme Kälte aus dem Treppenhaus, in dem wir gemeinsam die Treppen hinunter eilten. Irgendwie rannte sie die ganze Zeit über, was ich mir nicht richtig erklären konnte. Als wir das Ende der Treppe erreicht hatten, war erneut eine schwere Eisentür vor uns, auf der groß Lager stand.

He is mine! (Cristiano Ronaldo)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt