Tag Null

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Es war dunkel. So dunkel.
 

„Heiji?!“, sie schluckte leise und die Tränen begannen wieder in ihren Augen aufzusteigen. Die Kälte kroch immer weiter unter ihre Klamotten und die Position, in der sie lag, ließ ihre Beine langsam einschlafen. Mühsam versuchte sie sich auf die Seite zu hieven, stieß aber dabei immer wieder mit dem Rücken an den schweren Deckel der Holzkiste, in der sie sich befanden.
 

„Heiji?“ Ihre Augen hatten sich an die Dunkelheit gewöhnt und sie konnte nun die Umrisse seines Körpers vor ihr erahnen. „Heiji, du musst aufwachen!“, Kazuha versuchte verzweifelt ihn anzustoßen, doch mit den Händen auf dem Rücken gefesselt war das gar nicht so leicht. Als sie es endlich geschafft hatte ihn leicht mit dem Kopf anzustupsen, zuckte sie zusammen. An ihrer Stirn klebte etwas Nasses, dort wo sie seinen Hinterkopf berührt hatte. War das etwa…?
 

Sie hielt die Luft an, um nicht zu gleich laut los zu schreien, als es an ihrer Nase herunterlief und sie etwas leicht rot schimmern sehen konnte. Es war Blut! Heijis Hinterkopf musste voller Blut sein! „Heiji, bitte sag doch etwas!!!“ Sie konnte nun nicht mehr verhindern, dass ihr die Tränen die Wange hinunterliefen und den Boden der Kiste nass färbten. Aber sie durfte nicht laut heulen. Bloß nicht laut heulen. Wenn die Kerle draußen sie hören würden, würden sie wissen, dass sie wieder bei Bewusstsein war. Das durfte sie auf keinen Fall zulassen.
 

Sie versuchte sich auf ihren Atem zu konzentrieren, um ihren Körper wieder in den Griff zu bekommen. Ganz ruhig Kazuha…. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen… Es brachte nichts. Ihr Puls blieb so hoch wie zuvor und die Tränen kämpften sich weiter ihren Weg nach unten, wo sie sich mit dem frischen Blut zu einer unansehnlichen Masse vermischten. Kazuha war froh, dass ihr zumindest dieser Anblick erspart blieb, aber der stechende Geruch von Eisen lag förmlich auf ihrer Zunge, was dazu führte, dass sie sich am liebsten übergeben hätte. In dieser Kiste aber keine besonders gute Idee.
 

Langsam begann sich auch der Schmerz ihrer eigenen Wunde zu melden, den der Schock zunächst in den Hintergrund gestellt hatte. Ihrem Mund entfloh ein leises Stöhnen, als er wie eine Welle durch ihren Körper zuckte. Der Typ hatte ihr direkt ins Gesicht geschlagen und sie so auf der Stelle ausgeknockt. Heiji aber hatte es schlimmer erwischt. Sie hatte noch mitbekommen, wie einer der beiden ihm hinten eins mit einem Knüppel übergezogen hatte und anschließend auf ihn eintrat, als er sich am Boden wand. Sie schluckte und starrte zu ihm herüber. Es sah wirklich nicht gut für ihn aus. Aber er war doch so stark. Er konnte doch nicht… Nein er musste noch am Leben sein. Er musste! Erneut richtete sie auf und unternahm den nächsten Versuch ihn zum Aufwachen zu bringen. „Heiji! Heiji du Idiot! Wach auf!... Du machst mir Angst…“, ihre Stimme zitterte und sie biss sich mehrfach auf die Lippe, um den Schmerz, den sie verspürte, zu überdecken.
 

„Heij…!“, sie verstummte, als sie auf einmal hörte, wie sich ihnen Schritte näherten. Die Angst schnürte ihre Kehle zu und sie war nicht Mal mehr dazu imstande ein leises Wimmern auszusenden. An wen denn auch? Es war niemand hier, der ihnen helfen konnte. Niemand, nur sie und Heiji und ihre Peiniger.

Käfig: Tage in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt