Tag Drei

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Ihre Hoffnungen hatten sich trotz etlicher Stoßgebete nicht erfüllt. Sie lag immer noch in derselben stinkigen Kiste wie zuvor, auf demselben stinkigen Platz, in derselben klebrigen Blutlache am Boden. Zumindest einen kleinen Triumph hatte sie aber erzielen können. Das Seil, dass ihre Hände gefesselt hielt, war durchs ständige hin und her rucken und ihre stetige Versuche sie ein wenig zu bewegen, schließlich lockerer geworden und sie hatte es abstreifen können. Dennoch, so langsam hatte sie die Hoffnung schon aufgegeben, ihren Plan ausführen zu können. Es wollte einfach niemand vorbeikommen. Vielleicht wollten die Leute sie auch einfach hier aushungern? Sie so lange stehen lassen, bis man sie vergessen hatte und irgendwann in ein paar Jahren würde man ihre Skelete hier drin finden, wenn ein neugieriger Forscher auf Schatzsuche die Ruinen des Lagerhauses durchforstete.

Wie unsinnig, Kazuha schallte sich in Gedanken eine Idiotin, kurz nachdem sie sich dieses Szenario im Kopf ausgemalt hatte. Außerdem..., hatten diese Typen nicht etwas von einem Schiff gesagt? Kazuah biss sich auf die Lippe und versuchte sich zu erinnern. Ja, sie war sich sicher, dass dieses Wort gefallen war, als sich ihre zwei Entführer unterhalten hatten.

"Immer noch aufs Schiff?", seine Worte hallten in ihrem Kopf wieder und eine neue Angst manifestierte sich langsam in ihr. Hatten sie wirklich vor, ihre Kiste auf See zu schicken? Das durften sie nicht! Wenn sie das taten, gab es keine Hoffnung für Heiji und sie mehr! Wie sollten Mori und Ran sie dann finden?!!

Verzweifelt begann Kazuha mit ihren Fingernägeln das Holz vor ihr zu bearbeiten. Diese doofe Kiste musste doch irgendwie aufbekommen zu sein! Immer stärker grub sie ihre Nägel in die braunen Bretter, doch sie waren hart und unbarmherzig, sodass alles was Kazuha zu verbringen vermochte, ein paar Schrammen waren, die sie im fahlen Licht kaum erkennen konnte. Mit Tränen in den Augen zog sie ihre Hände schließlich wieder zurück und presste sie an ihre Brust. Ihre Kuppen waren rot und es brannte an den Stellen, wo sie sich die Haut aufgeschrammt hatte, doch dieser Schmerz war nichts gegen die Qual immer noch eingeschlossen zu sein.

Da ihr also nichts anderes übrigblieb, als weiter zu warten und zu hoffen, fing sie wieder an in den mittlerweile gewohnten Halbschlaf zu versinken. Auch wenn es seltsam klang, er war beinahe wie eine Droge. Er ließ sie kurz vergessen wo sie war und sie sank darin ein, wie in ein weiches Kissen; bereit sie aufzufangen und alles um sie herum verschwinden zu lassen. Die Sorgen, den Schmerz, die Pein und vor allem die Angst, die sie im wachen Zustand stets begleitete.

Ein Krachen.

Kazuha erschrak und fuhr aus dem Dämmerschlaf auf, wobei sie sich den Kopf an der Decke anstieß und laut fluchte. Direkt danach hielt sie sich geschockt den Mund und blinzelte mehrmals irritiert. Was war das Geräusch, dass sie aufgeweckt hatte? Das musste eine Tür gewesen sein! Jemand war hier gewesen. Aber war er gerade rausgegangen, oder reingekommen? Hatte sie ihre einzige Chance etwa verschlafen?!! Kazuhas Herz pochte so schnell wie seit dem ersten Tag nicht mehr und sie lauschte angespannt.

Nichts... Keine Schritte, kein Ton.

Augenblicklich breitete sich eine Wut auf sich selbst in Kazuha aus, wie sie sie noch nie zuvor irgendwem hatte zukommen lassen. Warum hatte sie sich bloß diesen Schlaf hingegeben?! "VERDAMMT.", sie schlug mit voller Wucht gegen die Wand ihres Gefängnisses und zuckte nicht einmal zurück, als der Schmerz ihre Fäuste durchflutete.

"Ist da wer?!!"

Kazuha erstarrte.

"Wer ist da!" Eine ihr unbekannte Männerstimme schallte drohend durch den Raum.

Jetzt oder nie. Kazuha zögerte nicht lange und trommelte wie wild gegen die Kiste. "HILFE! HILFE!!! WIR SIND HIER EINGESCHLOSSEN!" Sie legte keine Atempause ein und schrie sich die Seele aus dem Hals, auch wenn dieser noch vor Trockenheit schmerzte.

Käfig: Tage in der DunkelheitWo Geschichten leben. Entdecke jetzt