Geschichte

188 8 6
                                    

Die Erfindung von Pfeil und Bogen

Die Archäologen sind sich uneinig darüber, wann der Bogen erfunden wurde. Man vermutet, dass er zwischen 150.000 und 50.000 Jahren alt ist. Es ist erwiesen, dass in der Steinzeit der Bogen genutzt wurde, da Funde von Pfeilspitzen aus Horn, Knochen und Stein dies belegen. Außerdem fand man in Spanien, Frankreich und Afrika prähistorische Höhlenzeichnungen, an denen man sogar das Aussehen des Bogens erkannte. Es handelte sich um einfache Holzbögen die ungefähr eineinhalb bis zwei Meter lang waren. Der älteste, heute noch existierende Bogen wurde 1944 in Dänemark gefunden und auf einer Zeit vor ca. 8000 Jahren zurückdatiert.

Prähistorische Hölenzeichnung, Altsteinzeit, Felsen bei Alpera in Süd-Ost-Spanien

Hoppla! Dieses Bild entspricht nicht unseren inhaltlichen Richtlinien. Um mit dem Veröffentlichen fortfahren zu können, entferne es bitte oder lade ein anderes Bild hoch.

Prähistorische Hölenzeichnung, Altsteinzeit, Felsen bei Alpera in Süd-Ost-Spanien

Die ersten Waffen der Menschen waren Keule und Speer. Die Erfindung des Bogens war ein enormer Fortschritt, denn es war nun einfacher, sich Fleisch zu besorgen und sich gegen natürliche Feinde zu wehren. Deshalb breiteten sich Pfeil und Bogen von früher Zeit an weltweit aus. Die Geschicklichkeit eines Bogenschützen war über das Ende eines Krieges oder der Jagd entscheidend. Deswegen genossen gute Bogenschützen großes Ansehen. In vielen Kulturen und Völkern war es für die Kinder Pflicht, den Umgang mit Bogen und Pfeil zu erlernen.

Einige Indianerstämme leben schon rund 10.000 Jahre in Brasilien und haben ihr Leben kaum geändert. Sie geben so Aufschluss darüber, wie Pfeil und Bogen in alten Zeiten benutzt wurden.

Der erste Kompositbogen

Obwohl der Bogen in Europa oder Afrika entwickelt und gebraucht wurde, erreicht das Bogenschießen seine höchste Perfektion bei den Asiaten. Da es in Asien an den passenden Hölzern mangelte, erfand man dort den ersten Kompositbogen. Ein Kompositbogen bestand aus mehreren verschiedenen Baumaterialien. Neben Holz auch aus Tiersehnen und Knochen. Dadurch steigerte sich die Leistung und Stabilität des Bogens. Der erste Beweis für die Existens eines Kompositbogens kommt in Form eines kleinen summerischen Stempels vor, der auf das Jahr 2300 v. Chr. datiert wird.

Der Bogen als Kriegswaffe

Der Bogen wurde schon vor den Kriegen als Jagdwaffe gebraucht. Später war der Bogen als Kriegswaffe unentbehrlich. Durch die Geschicklichkeit der Bogenbauer, der Bogenschützen und mit Hilfe des Kompositbogen haben die östlichen Armeen zahlreiche Siege errungen.

Die erfolgreichsten Bogenschützen des Altertums war das Steppenvolk der Skythen.

Rom hatte keine eigenen Bogenschützen, doch in vielen Schlachten wurden geliehene Bogenschützen eingesetzt. So auch von Julius Caesar bei seinem Kampf um Gallien.

Im 5. Jahrhundert nach Christus standen die Hunnen mit Attila vor den Toren Roms. Die Siege der berittenen Hunnen hängt eng mit der enormen Masse abgeschossene Pfeile zusammen.

Auch der Mongole Dschingis Khan versetzte Anfang des 13. Jahrhunderts die Welt mit seinen Truppen und Angst und Schrecken. Die meisterhafte Kombination von Bogenschießen und Reitkunst trug viel zum Erfolg des großen Eroberers bei.

Die höchste Stufe der Vollendung erreichte der Bogenbau bei den Persern und Türken. Zu den Besten der türkischen Meisterschützen zählten die "Solaci", die Linkshänder. Sie gehörten zur Kerntruppe des türkischen Heeres, ging stets zur Rechten des Sultans und schossen aus der Rechtslage, da es laut höfischen Zeremoniell verboten war, dem Großen den Rücken zuzuwenden, was ja beim rechtshändigen Schießen passiert wäre.

Während der Eroberung Konstantinopels im Jahre 1453 kamen erstmals Feuerwaffen zum Einsatz. Ende des 16. Jahrhunderts verschwand der Bogen dann vollständig aus der türkischen Armee. Dennoch wurde er weiterhin geschätzt. Viele Rekorde wurden aufgestellt. Die größte Entfernung gelangen Sultan Selin 1798 mit 845, 540 m. Heute liegt der Schießrekord bei 1854, 4 m.

Auch die Geschichte Japans ist eng mit Pfeil und Bogen verwoben. Besonders bekannt sind die erstmals im 12. Jahrhundert erwähnten Samurai. Die eindrucksvollen Bögen dieser berittenen Krieger brauchten drei durchschnittliche Männer, um gespannt zu werden. Sie schossen sehr schnell und jeder Pfeil tötete oder verwundete zwei bis drei Feinde. Doch auch in den friedlichen Bereichen wurden in Japan unübertroffe Leistungen aufgesteckt. Im Jahre 1686 schoss der Japaner Wada Daihachi in einer Halle 27 Stunden lang ununterbrochen alle 12 Sekunden einen Pfeil ab. Dabei traf er 1833 mal sein Ziel am Ende des Flurs. Der Meisterschütze Masatoki stellte am 19.Mai 1892 ein Rekord im Dauerschießen auf. In 20 Stunden schoss er 10.050 Pfeile ab, das ist durchschnittlich alle 7 Sekunden ein Pfeil. Heute wird der Bogensport in Japan Kyudo genannt.

Das berittene Bogenschießen versinnbildlichte vor allem den militärischen Charakter, doch liegt auch, wie bei allen anderen japanischen Kampfsportarten, das Augenmerk auf einer enthaltsamen Lebensweise.

Auch in Europa ist die Existenz von Pfeil und Bogen als Waffe bewiesen. Die Germanen beherrschten sie schon seit dem Altertum. Jedoch bevorzugten sie als Kriegswaffen Keule, Speer und Schwert. Zur Zeit Karls des Großen schließlich wird der Bogen auch im Abendland gebräuchlich.

Auch die Normannen waren mit ihrem Langbogen in vielen Schlachten siegreich. Am 14. Oktober 1066 besiegte Wilhelm I, Herzog der Normandie, mithilfe seiner Bogenschützen in der Schlacht von Hastings seinen Gegner Harold II. Nach diesem Sieg entwickelte sich in England der berühmte englische Langbogen. Er unterscheidet sich von den asiatischen Bögen zum einem darin, dass er hauptsächlich aus dem härtesten und elastischsten Holz, der Eibe, besteht. Zum anderen in seiner Länge von rund 2 Metern. Auch nach der Erfindung des Schwarzpulvers 1340 nutzten die Engländer den Langbogen weiter. Erst nach und nach wurde er durch den Einsatz von Feuerwaffen abgelöst.

Doch wie bei den Mongolen, in der Türkei, in Japan und China war der Bogen auch in England als Sportwaffe von Bedeutung. Hier wurden auch erstmals Frauen als Bogenschützen akzeptiert. Zum Einen befürchteten viktorianische Mediziner nämlich, dass sich Mädchen und in Frauen bei einer anderen Sportart mit mehr Bewegung zu sehr schaden könnten, zum anderen ermöglichte das Bogenschießen eine Bekleidung, die in der zeitgenössischen Vorstellung für Frauen als schicklich empfunden wurde.

Die rothäutigen Bogenschützen

Anders als die englischen Bogenkünstler werden die Indianer auch heutzutage meist noch mit Pfeil und Bogen darstellt.
Sie hatten kurze, flache Bögen und wussten damit umzugehen. Sie konnten von fast jedem Punkt aus schießen, stehend wie reitend. Ihre teilweise giftigen Pfeile trafen immer.
Anfangs konnten sie sich noch mit dem einfachen Bogen gegen die weißen Eindringlinge, wie z.b. George Armstrong Custer, wehren, doch durch die Einführung des Repetiergewehrs (Mehrlader) waren die Indianer dann chancenlos.
Auch heute noch werden in abgelegenen Gebieten der Welt Pfeil und Bogen zur Jagd und beim Fischen genutzt.

Bogenschießen - hohe Kunst mit langer GeschichteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt