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„Ich weiß gar nicht mehr was ich glauben soll und was nicht!" erwiderte sie.
„Immer hatte ich gedacht das du mein anständiger großer Bruder bist, du warst ein Vorbild für mich, ich hätte nie gedacht das du etwas mit illegalem Zeug zu tun hast!" jetzt fing ihre Stimme an zu zittern.
„Hast du denn nichts von Dad gelernt, musstest du so werden wie er?!" schrie sie in sein Gesicht.
„Also ja! Ich habe geglaubt das du mich verkauft hast!"
Anscheinend hatte sie realisiert, dass Jack diese Sache wirklich nie geplant hatte.

Plötzlich fiel sie zu Boden und verdeckte mit ihren zittrigen Händen ihr Gesicht.
Wir waren alle still und das einzige was man hörte war ihr schluchzen.
„Ich will nicht das du wie er wirst, ich wünschte Mum wäre noch am Leben."
Am Ende brach ihre Stimme und sie stand ohne noch etwas zu sagen auf um sich in das Auto zu setzen.

Ich drehte meinen Kopf in Jacks Richtung. Sein Gesichtsausdruck war undefinierbar.
Im großen und ganzem sah er einfach nur kaputt aus.
Das alles was gerade passiert war tat mir für beide so unendlich leid.
Ich wünschte ich könnte ihnen ihren Schmerz wegnehmen.
Alles wäre besser als die zwei so zu sehen.

Wir stiegen alle still in das Auto und Jack fuhr los.
Auch die Fahrt verging ohne Worte.
Diese Spannung zwischen den zweien war schrecklich mit anzusehen.
Noch schlimmer war es aber, nichts dagegen tun zu können.

Ich weis nicht ob es ihnen richtig bewusst war, was ich alles mitbekommen habe.
Klar sie wussten das ich anwesend war, aber ich habe private Sachen gehört wie das mit ihrem Vater und ihrer Mutter.
Es war komisch, denn vor ein paar Stunden wusste ich nicht einmal das Jack und Alaia Geschwister sind, geschweige denn was zwischen ihnen alles vorgefallen war.

Ich lehnte meinen Kopf gegen das Fenster und blickte auf die vorbeiziehenden Gebäude. Dann erkannte ich den Kreisverkehr in der Nähe meines Hauses wieder und mein Herz fing plötzlich an schneller zu schlagen.
Ich musste an Kira und Mum denken, daran ob sie die Sache mit dem übernachten geschluckt haben.

Jack hatte es, nachdem er mir erklärt hatte wie man eine Waffe benutzt, kurz erwähnt. Ob Kira und Mum es geglaubt haben weiß ich bis jetzt nicht.

Es war nicht so das ich sie sehr vermisst habe, schließlich waren es zwei Tage und es gab schon Zeiten an denen ich sie länger nicht gesehen hatte, aber wegen der Umstände dieser zwei Tage war es etwas anderes.
Ich bin einfach erleichtert, dass ich sie bald wieder in meine Arme schließen kann.

Wenn ich jedoch Alaia und Jack sehe fühle ich mich schlecht einfach zu meiner Familie zu gehen und die beiden so zerbrochen alleine zu lassen.
Ich wünschte mir einfach so sehr das sie alles in ruhe unter sich klären und dann füreinander da sind.
Denn beide brauchen jemanden und ich will keinem zu kurz kommen.

Vorallem Jack. Er versuchte alle seine Gefühle nicht zu zeigen.
Ich weiß nicht ob es daran lag das ich da war oder er es einfach immer so machte, aber er will nicht schwach rüberkommen, was meiner Meinung nach Quatsch ist, denn jeder Mensch kann trauern und niemand braucht es zu verstecken.
Alaia entgegen ist da ein wenig anders.
Sie reagiert so wie sie sich fühlt.

Jack stoppte das Auto genau vor meiner Haustür. Ehrlich gesagt wusste ich nicht wie ich mich jetzt verabschieden oder was ich sagen sollte.
Eigentlich würde ich Jack gerne danken, Alaia in die Arme nehmen oder so etwas ähnliches, aber jetzt war es unpassend. Mir schien es als wäre alles unpassend was ich sagen könnte.
Also war das einzige was ich rausbrach nachdem ich die Tür öffnete und Ausstieg ein Danke und das wars.
Ich könnte mir selber eine reinhauen wenn ich daran denke wie es wohl rübergekommen ist, aber ich wüsste immer noch nichts besseres was ich sagen hätte können. Ich hörte wie er das Auto wieder startete und losfuhr. Langsam ging ich auf die Tür zu uns atmete tief ein. Das Auto meines Vaters war nicht da, was höchstwahrscheinlich hieß das er auch nicht zu Hause war.

Ich hob meine Hand und formte sie zu einer Faust um an die Tür zu klopfen doch zögerte kurz.
Wie viel Uhr war es überhaupt?
Ich hatte gar keine Ahnung, aufjedenfall war es Nacht denn es war dunkel aber ich konnte nicht einschätzen wie viel Uhr es war.

Schließlich klopfte ich trotzdem und wartete darauf das jemand die Tür öffnete. Nichts.
Nochmal klopfte ich jedoch dieses mal stärker.
Immernoch nichts.
Gerade wollte ich nochmal meine Hand ansetzten als die Tür von einer verschlafenen Kira geöffnet wurde.
Sie blickte mich verwirrt an und streckte ihren Kopf nach vorne.

„Es ist 4 Uhr in der Nacht!" sagte sie gähnend.
„Und wieso bitte wolltest du ein paar Tage weg sein von uns und Zeit für dich haben?" anscheinend hatte Amelie ihnen erzählt das ich mich für eine Zeit lang von ihnen fern halten wollte. Eigentlich eine gute Ausrede.

„Ich dachte mir ich komme einfach mal, die zwei Tage bei Amelie waren genug!"
grinste ich nur und tritt rein in das Haus.
Wenn sie wüsste.
Sie schaute nur verwirrt zu mir drehte sich dann aber um und ging Richtung ihres Zimmers.
„Mum hat Frühschicht, sie ist um 3 gegangen, und Dad lässt sich hier anscheinend nicht mehr so schnell blicken." fügte sie noch hinzu und ging dann weiter.

Müde schlenderte ich hoch in mein Zimmer und betrachtete erstmal alles ganz genau.
Zwar war man immer erleichtert sein Bett zu sehen, aber so sehr erleichtert wie jetzt, war ich noch nie. Da meine Klamotten dreckig waren, unterdrückte ich den Drang mich direkt in mein Bett zu werfen, schnappte ich mir frische Sachen und begab mich in mein Badezimmer.

Ich strich alle Klamotten von meinem Körper ab und stieg in die Dusche ein.
So schmutzig hatte ich mich noch nie gefühlt. Ich hatte das Gefühl, das eine Schicht Dreck auf meiner Haut lag.
Dieses Gefühl verschwand nach und nach, während ich das Wasser auf meine Haut prasseln ließ und mich gründlich einseifte.

Nachdem ich fertig mit dem duschen war, legte ich mich dann endlich in mein weiches Bett und schlief kurz darauf auch ein.

JackWo Geschichten leben. Entdecke jetzt