Zusammenhalt

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Es blieb nicht bei dem zweiten Übergriff, immer wieder lauerte Prinz Michael Amelia auf. Sei es im Kartoffelkeller oder abends wenn sie auch nur kurz alleine war. Er machte vor seinem Vater und Bruder nicht einmal einen Hehl daraus, dass er regelmäßig mit ihr Sex hatte. Aber keinen der Männer schien dies zu stören. Amelia wusste, dass es vielen Bediensteten so erging, denn Frauen hatten hier nun wirklich nichts zu sagen.

Amelia wurde immer stille und ruhiger und zog sich öfter alleine zurück. Dies blieb auch von Charlotte und Olivia nicht unbemerkt und so suchten sie des Öfteren abends ein Gespräch mit Amelia.

Am heutigen Abend konnte Amelia das Geheimnis nicht länger für sich behalten und erzählte ihren Freundinnen von den Übergriffen des Prinzen.

„Ich wusste es! Dieses Schwein! Wie er dich immer anstarrt!" Charlotte spuckt auf den Boden.

„Mein Gott! Du Arme, wie können wir dir helfen?" Olivia war mit wenigen Schritten bei Amelia und setzte sich zu ihr aufs Bett.

Beruhigend strich sie ihrer weinenden Freundin über den Rücken.

„Das schlimmste wisst ihr noch nicht einmal." Amelias Schluchzen wurde stärker.

„Liebes, was ist denn noch passiert?" Nun saß auch Charlotte auf Amelias Bett und hielt ihre Hand.

„Ich glaube ich erwarte ein Kind! Ich bekomme meine Blutungen nicht." Verzweifelt raufte Amelia sich die Haare und zeigte ihren Freundinnen ihren mittlerweile groß gewordenen Bauch, den sie die letzten Wochen gut versteckt gehalten hatte.

Das einst so glänzende Haar war mittlerweile stumpf geworden und hing leblos an ihrem Kopf hinab. Auch ihre Haut wirkte fahl und die Augen hatten jegliches Leuchten verloren. Amelia wirkte gebrochen und zerstört und Olivia traten die Tränen in die Augen.

„Das schaffen wir schon Lia. Wir werden dir helfen." Olivia warf Charlotte einen verzweifelten Blick zu.

„Vielleicht erblickt dieses Kind nie das Licht der Welt?" fragte Charlotte vorsichtig nach.

„Nein, das Kind kann nichts dazu, dass sein Vater ein Schwein ist. Es ist mein Kind." Amelia war entschlossen dieses Kind zu lieben. Denn sie wusste wie es war, wenn man von der eigenen Mutter nicht geliebt wurde. Ihr Baby konnte nichts dafür, dass es nicht aus Liebe und in einer ehrbaren Ehe entstand. Aber trotz allem wollte Amelia ihn ein gutes Leben schenken.

„Weiß der Prinz von deinem Kind?" fragte Charlotte nach.

„Nein, ich rede nicht mit ihm. Er lauert mir nur immer auf und fällt dann sofort über mich her. Es wundert mich, dass er ihn noch nicht bemerkt hat" Traurig starrte Amelia auf den Boden.

„Wir werden versuchen deinen wachsenden Bauch vor allen zu verbergen und es wird dich immer einer von uns begleiten. Wir lassen nicht zu, dass er dich nochmal alleine erwischt." Entschlossen blickte Olivia ihrer Freundin in die Augen.

„Dafür sorgen wir Lia." Charlotte nahm ihre zitternde Freundin in die Arme.

Amelia konnte nur zustimmend nicken, zu sehr kämpften sich die Tränen wieder an die Oberfläche und sie versuchte diese tapfer zu bekämpfen.

Zu dritt schliefen sie an diesem Abend in Amelias Bett ein, nichts ahnend, was die nahe Zukunft bringen würde.


Am nächsten Morgen wurden die drei Mägde brutal aus dem Schlaf gerissen, als die Glocke im obersten Turm Unheil verkündete. Schnell krochen die jungen Frauen aus dem warmen Bett und kleideten sich an.

„Was nur passiert ist?" fragte Charlotte.

„Es muss etwas ziemlich schlimmes sein, wenn die Turmglocke läutet. Das letzte Mal haben wir sie gehört, als das alte Kloster brannte." Erinnerte sich Amelia und knotete ihre Haare zusammen um sie unter der Haube verschwinden zu lassen.

Im Auge des Wikingers - Ivar EiriksonWo Geschichten leben. Entdecke jetzt