Kapitel 2 🌹

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Als ich am Abend von der Arbeit nach Hause kam, hatte mir Mom bereits etwas zu Essen gemacht. Casey und ich hatten zu Mittag nur einen Salat gegessen, weshalb ich nun schon wieder hungrig war. Wir saßen gemeinsam am Tisch und ich musste sie einfach wegen Shawns Eltern fragen. "Sag mal Mom, habt ihr noch Kontakt zu Shawns Eltern?"
"Richtig engen Kontakt nicht mehr, aber ich habe Karen neulich erst in der Stadt getroffen, warum fragst du?" Ich stocherte nervös mit der Gabel in meinem Essen herum.
"Naja, in der Kiste die ihr im Garten gefunden habt, war doch das silberne Amulett drin." Mom nickte nur.
"Ich würde es Shawn gerne zurückgeben, oder besser gesagt seinen Eltern. Es sah ziemlich wertvoll aus und wer weiß schon was wir uns als Kinder dabei gedacht haben, die Sachen zu vergraben. Denkst du ich könnte bei seinen Eltern vorbeigehen, oder ist das seltsam nach so langer Zeit?"
"Ich finde die Idee gut. Karen und Manny freuen sich sicherlich dich zu sehen und dann kannst du nach Shawns Nummer fragen oder gleich nach seiner Adresse." Ich verschluckte mich fast an meinen Nudeln.
"Ich hatte eigentlich gedacht ich gebe die Kette einfach seinen Eltern zurück. Ich bezweifle, dass Shawn sich überhaupt noch an mich erinnert oder etwas mit mir zu tun haben möchte. Und denkst du seine Eltern kennen mich überhaupt noch?"
"Ach, sei nicht albern Maybelle. Warum sollten sie dich nicht mehr kennen? Und was Shawn angeht, er würde sich sicher freuen dich zu sehen."
"Das kannst du nicht wissen, Mom. Wir waren beste Freunde im Kindergarten", sagte ich und betonte den Schluss des Satzes besonders.
"Eben und im Kindergarten reden die meisten Jungs nichtmal mit Mädchen, aber Shawn fand dich wohl schon immer toll."
"Mom, hör auf", sagte ich und lachte verlegen.
"Was ist mit Shawn?", fragte Hope, die gerade unentschlossen unseren Kühlschrank nach etwas Essbarem durchforstete.
"Nichts", wollte ich vom Thema ablenken, aber meine Mom ließ mir keine Chance.
"Deine Schwester wollte Shawn die Kette zurückgeben, die er in die Kiste getan hat, die sie als Kinder vergraben haben."
"Du willst dich mit Shawn treffen, oh mein Gott", quietschte Hope und setzte sich mit einem Joghurt in der Hand zu uns. "Ich kann es gar nicht glauben, dass ihr beiden zusammen im Kindergarten wart! Niemand glaubt mir diese Geschichte."
"Beruhigt euch bitte wieder. Ich werde Shawns Eltern einfach die Kette zurückgeben und mehr nicht. In unserem Kindergarten waren noch viele andere Kinder, zu denen ich jetzt auch keinen Kontakt mehr habe und das wird sich mit Shawn nicht ändern."
"Konnte er im Kindergarten auch schon singen?", fragte Hope lächelnd.
"Keine Ahnung, er hat mir nie etwas vorgesungen, zumindest könnte ich mich nicht mehr daran erinnern , sagte ich schulterzuckend.
"Das ist so süß. Würdest du dir nicht wünschen jetzt immer noch mit ihm befreundet zu sein? Mit Shawn Mendes? Die ganze Welt vergöttert ihn, inklusive mir."
"Wir haben uns beide sehr verändert seit dem Kindergarten", sagte ich und musste lachen.
"Du solltest noch heute zu seinen Eltern fahren. Mom, wo wohnen seine Eltern?", fragte Hope total aufgeregt.
"Es ist schon spät, Hope!"
"Ich kenne dich und ich weiß, dass du es dir sonst wieder anders überlegst."
"Was auch nicht so schlimm wäre, denn Shawn und seine Familie haben das Amulett bis heute nicht vermisst", verteidigte ich mich.
"Nein, du traust dich nur nicht."
"Ja, eigentlich traue ich mich wirklich nicht", gab ich ehrlich zu. Wir wussten alle, dass ich total schüchtern war und alles dafür tat um unnötigen Kontakt zu anderen Menschen zu vermeiden. Kontakte knüpfen und einfach auf Leute zugehen und sie anzusprechen, konnte in mir totale Panik auslösen. Ich hatte schon immer Präsentationen in der Schule gehasst, wobei mir meine Ausbildung in jeglicher Hinsicht schon sehr gut über diese Ängste hinweg geholfen hatte.
"Komm schon, May. Du kennst doch seine Eltern. Du kannst die Kette natürlich auch behalten, aber dann hast du wahrscheinlich ein schlechtes Gewissen, so wie ich dich kenne."
Ich kaute unsicher auf meiner Unterlippe herum. "Es ist noch nicht zu spät, es ist gerade mal 18 Uhr", fügte Hope hinzu.
"Na gut, überredet", sagte ich, konnte dabei aber schon spüren wie sich vor Nervosität schon die Übelkeit in mir breit machte. Nachdem meine Mom mir beschrieben hatte, wo Shawns Eltern und seine kleine Schwester lebten, steckte ich noch die Kette ein und setzte mich in mein Auto. Ich war so nervös, dass ich sogar die Musik ausmachen musste, obwohl ich gar keinen Grund dazu hatte.
Als ich endlich da war, parkte ich mein Auto auf der Straße. Es schien jemand zu Hause zu sein, denn es brannte Licht. Tausend Gedanken gingen mir durch den Kopf, als ich vom Auto zur Haustüre ging. Was, wenn das alles eine total doofe Idee war? Ich machte vielleicht so einen großen Aufstand, wegen einer Kette, die Shawn vielleicht aus irgendeinem Kaugummiautomaten gezogen hatte, als er klein war. Als ich vor der Eingangstüre stand, klopfte mein Herz wie verrückt. Ich wollte nichts mehr als umzudrehen und wieder in mein Auto zu steigen, stattdessen zählte ich in meinem Kopf leise bis Drei und klingelte einfach. Dieser Trick funktionierte wirklich gut, auch wenn ich es Sekunden später meistens wieder bereue, so konnte ich mich besser überwinden.
Es dauerte nicht lange, bis sich die Türe öffnete und Karen vor mir stand.
Sie lächelte mich verwirrt an und ich realisierte, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, an dem ich etwas sagen sollte, bevor irgendwelche Missverständnisse entstanden.
"Hallo, ich bin Maybelle. Ich war Shawns beste Freundin im Kindergarten", stellte ich mich ihr vor.
Ihr Gesichtsausdruck wirkte nun freundlicher und wesentlich entspannter, aber auch überrascht.
"Maybelle? Ich hätte dich jetzt wirklich nicht wiedererkannt. Du bist so erwachsen geworden und so wunderschön, komm lass dich mal drücken." Das Kennenlernen lief besser als erwartet. "Möchtest du reinkommen? Was führt dich denn hier her, nach so langer Zeit?"
"Ja, gerne, außer es ist gerade unpassend."
"Nein, absolut nicht. Komm rein", sagte Karen und schloss die Haustüre. Wir setzten uns an den Esstisch, wo sie uns auch sofort einen Tee machte.
"Vielen Dank", sagte ich und legte meine Hände um die heiße Porzellantasse.
"Ich bin eigentlich hergekommen, um Shawn oder besser gesagt euch etwas zurückzugeben." Ich holte die silberne Kette aus meiner Jackentasche und legte sie auf den Tisch. "Shawn und ich haben als Kinder eine Kiste vergraben und Mom und Dad haben sie ausgegraben, als sie unseren Garten umgebaut haben. Die Kette sah wertvoll aus und ich hatte Sorge, ihr würdet sie vielleicht schon vermissen."
Karen nahm die Kette lächelnd in die Hand. "Ja, diese Kette haben wir tatsächlich schon vermisst. Sie war ein Erbstück von seiner Großmutter. Shawn hatte vergessen, wo er sie hingetan hat und dachte er hätte sie irgendwo verloren."
"Nein, er hat sie nicht verloren, sie lag jahrelang in unserem Garten vergraben", sagte ich und konnte mir ein kleines Lachen nicht verkneifen.
"Er wird sich so darüber freuen. Du solltest sie ihm selbst geben, er würde sich bestimmt über den Besuch einer alten Freundin freuen." Karen legte mir die Kette in die Hand und lächelte mir ermutigend zu.
"Wirklich?"
"Ja, ganz bestimmt. Du kanntest Shawn schon, bevor er berühmt wurde und ich weiß, dass er diese Menschen ganz besonders schätzt." Ich lächelte verlegen und stimmte dem Ganzen zu.
"Er wohnt bereits alleine und die nächsten Tage müsste er eigentlich zu Hause sein", fügte Karen hinzu.
"Okay, dann werde ich mal bei ihm vorbei schauen", sagte ich und spürte die Nervosität in mir wieder anwachsen. Ich bedankte mich bei Karen für alles und machte mich dann wieder auf den Weg nach Hause, den Besuch bei Shawn würde ich mir für die nächsten Tage aufheben.

In My Blood - Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt