Kapitel 3 🌹

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Heute war ein guter Tag, um die Sache mit Shawn in den Angriff zu nehmen. Ich hatte das Gefühl, dass ich meiner Angst, ihm nach so langer Zeit gegenüber zu stehen, gewachsen war. Ich wollte die Kette ja unbedingt zurückgeben, also konnte ich mich jetzt auch nicht mehr davor drücken. Heute hatte ich das Gefühl, als könnte mich nichts stoppen und ich malte mir den ganzen Tag im Kopf aus, wie ich Shawn begegnen würde. Ich wollte so selbstbewusst wie möglich wirken und nicht vor ihm stehen wie das ruhige und zurückhaltende Mäuschen das ich eigentlich war. Heute fühlte ich mich rundum wohl und hatte nichts an mir auszusetzen, weder einen Pickel im Gesicht, noch meine Babyhaare, die wie kleine Antennen in die Höhe ragten. Außerdem war ich Alexandra heute noch nicht begegnet, da sie in einer anderen Abteilung aushelfen musste, was auch ein Grund dafür sein könnte, dass meine Laune so unaussprechlich gut war. Ich war mit der Bahn unterwegs zu Shawns, als mir bereits die ersten Zweifel kamen. Was wenn er sich nicht mehr an mich erinnern konnte? Vielleicht würde er mich nichtmal in seine Wohnung lassen, denn erkennen würde er mich auf keinen Fall. Als ich vor dem großen Hochhaus stand, war mir schlecht. Ich hatte keine Ahnung wie ich das Gespräch überhaupt beginnen sollte. Ich ging zur Eingangstüre und klingelte bei "Mendes". Meine Hände zitterten und der Kloß in meinem Hals wurde immer größer. Die Türe wurde mir von einem großen, breitschultrigen Mann geöffnet, der mich mit bösen Blicken musterte.
"Shawn macht heute weder Fotos noch sonst etwas. Lass ihm bitte seine Privatsphäre und kauf dir beim nächsten Konzert Meet & Greet Tickets, ja?", sagte er und wollte mir die Türe schon vor der Nase zuschlagen.
"Nein, warten Sie!", sagte ich schnell und stellte meinen Fuß in die Türe um sie offen zu halten, was ich schmerzvoll bereute. "Ich bin hier um Shawn etwas zu geben. Ich bin eine alte Freundin", fügte ich hinzu.
"Weißt du wie oft ich diese Geschichte schon gehört habe?", lachte er laut auf.
"Es ist aber die Wahrheit", sagte ich verzweifelt. "Okay wissen Sie was! Hier!", sagte ich etwas gereizt und drückte ihm die Kette in die Hand. "Das ist ein Erbstück von seiner Großmutter. Tun Sie mir wenigstens den Gefallen und geben Sie ihm dieses Amulett, seine Mom sagte er vermisst es schon." Ich wollte hier keinen Streit anfangen und musste deshalb einfach darauf vertrauen, dass er es Shawn geben würde.
"Ich werde es ihm geben", sagte er und lächelte zum ersten Mal ein bisschen.
"Danke", sagte ich, drehte mich um und ging einfach mal geradeaus, obwohl ich keinen Plan hatte wo ich hinmusste. Ich hätte mir eigentlich denken können, dass das Treffen so ausgehen würde. Ich würde lügen, würde ich sagen, ich hätte mich nicht gefreut Shawn zu sehen. Ich setzte mich auf eine freie Bank, um meine Gedanken zu sortieren. Währenddessen beobachtete ich die Menschen die alle hektisch an mir vorbeigingen. Als Kind war alles noch so einfach. Man hatte keine Verpflichtungen und alles was man wollte war den ganzen Tag zu spielen und Spaß zu haben. Umso älter man wurde, bekam man den Eindruck, dass viele Menschen es darauf abgesehen hatten, anderen das Leben schwer zu machen. Es ging weniger darum auf die Menschen in seinem Umfeld zu achten und auf deren Wohlbefinden Rücksicht zu nehmen, denn der eigene Egoismus von vielen überholte dieses Denken. Als ich in Gedanken versunken auf mein Handy starrte, stellte sich jemand genau vor mich und stellte mich in den Schatten.
"Shawn möchte dich sehen", hörte ich ihn sagen, noch bevor ich zu ihm aufgesehen hatte.
"Ach echt?", fragte ich und grinste Shawns Aufpasser ins Gesicht.
"Ja. Zum Glück konnte ich dich noch finden, sonst hätte ich ziemlichen Ärger bekommen", antwortete er mit einem sanften Lächeln.
"Gern geschehen", sagte ich lachend und folgte ihm. Als wir mit dem Aufzug bis ins oberste Stockwerk gefahren waren, verging eine Ewigkeit. "Und denk daran, kein Gekreische bitte", warnte er mich mit strengem Ton als wir den Aufzug verließen. "Keine Sorge, aus dem Alter bin ich raus", besänftigte ich ihn lachend. Es gab auf diesem Stockwerk nur eine Türe, an der Shawns Aufpasser jetzt auch klopfte. Wir mussten nicht lange warten, bis Shawn sie öffnete.
"Das ist sie", sagte der Mann und zeigte auf mich. Ich winkte ihm lächelnd zu und wusste nicht so Recht was ich als nächstes tun sollte. Als ob er meine Gedanken lesen könnte, kam Shawn mit einem warmen und freundlichen Lächeln auf mich zu und umarmte mich. Mir fiel sofort sein Duft auf, der mich betörend in seinen Bann zog. Meine Hände lagen auf seinem Rücken, der sich sehr muskulös anfühlte und seine trainierten Oberarme schlossen meinen Oberkörper sanft und fest ein. Ich war erstaunt, was man in so kurzer Zeit alles an einer Person wahrnehmen konnte.
"Möchtest du erstmal reinkommen?", fragte Shawn als wir uns aus der Umarmung lösten.
"Ja, sehr gerne." Ich folgte ihm und fühlte mich als würde ich königlichen Boden betreten. Es sah alles so ordentlich aus, fast unbewohnt. Vielleicht sollte ich aber auch in Erwägung ziehen, dass ich im Gegensatz zu ihm einfach nur ein totales Chaos in meinem Zimmer hatte. "Steht dein Aufpasser da draußen eigentlich den ganzen Tag vor deiner Türe?", fragte ich, woraufhin Shawn lachte.
"Ja, das ist sein Job", antwortete er, während seine Wangen sich leicht Rot färbten.
"Oh, wie unhöflich von mir. Ich bin übrigens Maybelle, ich weiß ja nicht ob du dich noch an mich erinnern kannst."
Er rieb sich die Augen und sah mich entschuldigend an.
"Es tut mir so leid, aber ich bin wirklich total vergesslich. Mein Erinnerungsvermögen ist eine Schande, sei mir bitte nicht böse deswegen, Maybelle." Er lächelte sanft, als er meinen Namen aussprach. Konnte man jemandem mit diesem Gesicht überhaupt böse sein?
Um meine schwärmerischen Gedanken zu unterbrechen antwortete ich ihm schnell: "Du darfst auch nur May sagen und natürlich bin ich dir nicht böse, ist doch auch schon eine Ewigkeit her." Ich sah durch seine gläsernen Fenster hinaus auf die wunderschöne Skyline. Er hatte auch eine riesengroße Dachterasse mit Whirlpool, die mich total begeisterte, weil sie bis ins Detail sehr stilvoll eingerichtet war.
"Wäre Belle auch in Ordnung?" So hatte mich noch nie zuvor jemand genannt, aber ich fand es schön. "Also nicht dass ich den Namen Maybelle nicht schön finde, ganz im Gegenteil, er ist wunderschön. Ich finde nur Belle passt besser zu dir", stellte er lächelnd klar. Ich war geschmeichelt von seinen Worten, weshalb ich meinen Blick wieder zur Skyline wendete, sodass er mein Grinsen nicht sehen konnte.
"Möchtest du was trinken?" Eine Locke hing ihm in seine Stirn, was total niedlich aussah. "Ja, gerne", erwiderte ich und nahm währenddessen auf seiner großen Wohnlandschaft Platz. Mit dieser Größe würde dieses Teil niemals in unser normal großes Wohnzimmer passen. Schade eigentlich, denn sie war sehr bequem. "Was möchtest du trinken?", hakte Shawn nach und studierte das Innere seines großen Kühlschranks. Ich kletterte vom Sofa und ging zu ihm, um mir von der Auswahl an Getränken ein Bild zu machen.
"Wow", sagte ich staunend, als ich in einen Kühlschrank voller Getränke starrte. "Sind Getränke die einzige Nahrung die du zu dir nimmst, oder wo ist dein Essen?", fügte ich hinzu.
"Das ist in dem anderen Kühlschrank da drüben", sagte er und lächelte verlegen. Natürlich, zwei Kühlschränke, wer hatte das nicht? Ich nahm mir eine Cola aus dem Kühlschrank und ging wieder zurück aufs Sofa. Ich fühlte mich sofort wohl hier, obwohl Shawn und ich uns vor wenigen Minuten erst wieder kennen gelernt hatten. Als Shawn sich mit einer Wasserflasche in der Hand neben mich setzte, kam ich mir sofort total ungesund vor.
"Danke, dass du mir die Kette zurückgegeben hast", bedankte er sich und nahm einen Schluck Wasser zu sich.
"Das ist doch selbstverständlich."
"Und wo hast du sie jetzt genau gefunden?"
"Naja, wir haben als wir klein waren eine Kiste vergraben, mit Dingen, die uns beiden viel bedeutet haben, um unsere Freundschaft zu besiegeln." Shawn sah lächeln auf den Boden hinab. "Das ist wirklich süß. Schade, dass ich mich nicht mehr daran erinnern kann."
Ich fand es auch sehr schade, dass er sich nicht mehr daran erinnern konnte. "Und was hast du so mit deinem Leben angestellt seit dem Kindergarten?"
"Ich mache eine Ausbildung, bei einem großen Buchverlag", antwortete ich verlegen. Mein Leben schien so langweilig und normal im Gegensatz zu seinem.
"Wow, das klingt toll. Ist es auch das was du wirklich machen möchtest?"
"Ja, auf jeden Fall", sagte ich und verschwieg dabei den Traum Schriftstellerin zu werden, da dieser sowieso eher unrealistisch zu sein schien. "Jetzt bist du extra hier her gekommen. Möchtest du vielleicht noch etwas bleiben? Wir könnten zusammen Abendessen kochen?", schlug Shawn vor. Ich war total überrumpelt von der Frage. Ich hatte eher gedacht Shawn würde mich sicher so schnell es ging bei der nächsten Gelegenheit rausschmeißen.
"Gerne", stimmte ich dem gemeinsamen Abend zu.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Jun 09, 2019 ⏰

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In My Blood - Shawn Mendes FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt