Kapitel nr.4

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Eine gerechte Strafe? Was sollte das denn heißen? Ich wusste absolut nicht, was mich am nächsten Morgen erwarten würde. Ich meine, er ist ein kranker Psychopath. Bei dem könnte ich mir so einiges an "gerechten Strafen" vorstellen. Spätestens jetzt wurde mir mein ewiges Horrorfilm gucken und Horrorbücher lesen zum Verhängnis. Und sofort bekam ich ein blutiges Kopfkino. Ich saß gefesselt auf einem Stuhl, es war nicht der Raum, indem ich mich momentan befand. Er war grau. Einfach grau. Nicht so liebevoll eingerichtet wie mein kleines Puppenzimmer. Nein, ganz im Gegenteil, eigentlich war es ziemlich dunkel, nur eine lieblos angebrachte Glühbirne erhellte den Raum. Mein Mund war mit einem silbernen Packetklebeband verschlossen. Mein Herz blieb stehen, als die Stille plötzlich von dem knallen seines Schlüsselbundes , welcher gegen die Eisentür prallte, durchbrochen wurde. Er trat in den Raum und war mit einer Zange bewaffnet. Und jetzt ging alles in meinem Kopfkino ganz schnell. Er legte die Zange zuerst an dem Fingernagel meines Daumens an und riss den Nagel dann mit einem Ruck raus. So machte er es mit allen 10. Doch ruckartig verschwammen die Bilder in meinem Kopf und waren schließlich ganz verschwunden.  Was wohl auch besser zu war!

Erst jetzt fiel mir auf, wie absurd das alles war. Das würde alles gar nicht zusammen passen. Er tut alles für meine Schönheit und macht sich darüber Gedanken, ob mein Rücken wohl schief werden könnte und und und. Und dann sollte er mir irgendwelche Körperteile herausreißen? Nee, das konnte überhaupt nicht sein! Ich war erleichtert, als mir dieser logische Gedanke kam. Sonst hätte ich mir vermutlich die ganze Nacht damit verrückt gemacht, was er mir wohl schlimmes antut.

Mittlerweile war ich schon ziemlich müde geworden und wusste, dass ich bald ins Bett gehen müsste. Doch eine Sache wollte ich noch erledigen. Ich hatte noch diese Hand voll Haarspangen. Ich hob eine vom Boden auf und es bestätigte sich mein Wunsch! Es waren tatsächlich Spangen, die aus einem Draht gebogen waren. Das musste doch klappen! Ich machte eine kurze Zeitreise zurück in meine Vergangenheit , zurück in meine junge Kindheit , zurück zu meinen Eltern...

Damals waren meine Eltern draußen an einem warmen Sommertag und kümmerten sich um das wohl des Gartens. Mein Vati mähte den Rasen und meine Mum war damit beschäftigt, das farbenfrohe Beet von Unkraut zu befreien. Ich war die einzige die noch im Haus war und wollte ein bissen mithelfen. Natürlich vergaß ich , so dusselig wie ich damals war , den Haustürschlüssel von draußen ins Schloß zu stecken und las ihn drin. Als ich draußen war und die Tür ins Schloß fiel, war es schon zu spät. Wir waren ausgesperrt.

Meine Mum geriet natürlich sofort in Panik und mein Dad war auch nicht gerade sehr begeistert. Da kam mir die Idee! Ich schaute damals sehr gerne Detektivsendungen und dort wurde gezeigt, wie man eine Tür mit einer Haarspange öffen kann. Mit einem großen Bitte konnte ich meiner mum dann endlich eine ihrer Haarspangen entlocken und bog das obere Stück um 90° nach oben. Das gleiche tat ich bei dem unterem so lange, bis es ins Schloß passte und ich mit meiner Rettungsaktion der Held des Tages war...

Als ich wieder in der Realität war, merkte ich,  wie mir eine Träne die Wange runterlief. Das musste wohl das Heimweh sein. Aber flennen bringt mich auch nicht weiter in meiner Lage, dachte ich mir und wischte mir bei diesen Gedanken schnell die Tränen weg. Ich bog die Spange genau so, wie ich es damals tat, schlich leise zur Tür um zu lauschen, ob er nicht in der nähe war. Ich hörte leise einen Fernseher laufen, doch dieser schien ein paar Räume entfernt. Er musste jetzt beschäftigt sein, sodass ich es jetzt versuchen konnte.

Langsam führte ich die Spange in Richtung Schloß. Anschließend schob ich sie herein und.... Nein....es passte nicht, sie bewegte sich kein Stück. Ich zog sie raus, bog den unteren Teil etwas mehr nach links, versuchte es wieder...und...wieder nichts. Jetzt bog ich es ein Stück nach Rechts, schob sie rein ...und... JA! Sie bewegte sich tatsächlich!  Gerade, als ich dabei war, sie um 180° zudrehen, hörte ich schwere Schritte sich der Tür nähren. Ruckartig zog ich die Spange aus der Tür und legte sie unter das Kopfkissen. Ich huschte wieder zu den Puppen , um so zutun als ob ich einer gerade eine neue Frisur verpassen würde.Er trat in mein Zimmer und sagte mit einer immer noch leicht beleidigten Stimme :"So, nun ist es Zeit fürs Bett!" Mir kam es hoch bei seinen Worten, denn ich hasste es, wenn mich jemand wie ein Kleinkind behandelt. Doch jetzt auszurasten wäre wohl ein gravierender Fehler. Also antwortete ich schlicht : " Ja, ich bin auch schon ganz müde."  und täuschte vor, als ob ich gähnte. "Gut, dann schüttel ich dir noch schnell das Kopfkissen auf und dann bin ich auch schon weg." "NEIN"rief ich so laut, dass er zusammen zuckte.  "Ich meine, das ist nett, aber das brauchen sie wirklich nicht. Sie haben doch schon so viel für mich getan. " Er starrte mich wie in eine Schocksrarre verfallen an. Wenn er jetzt das Kissen hoch nimmt, bin ich wirklich am Arsch! "Ähm...nein, es macht mir wirklich keine Umstände! " sagte er, während er sich immer noch kein Stück bewegte. Nun musste schnell eine logisch klingende Ausrede her!  "Eh...hab ich ihnen noch nicht von meiner Allergien erzählt? "

"Nein...nicht, das ich wüsste."

"Ich bin gegen das Aufschütteln von Kissen erlärgisch. Also...von Kopfkissen...Weil dann..eh..lösen sich bestimmte Patikel, die dann rumwirbeln und dann bekomme ich keine Luft, wenn ich das einatme!"

Ich musste hoffen, dass er das mir jetzt abkauft! So eine schlechte Ausrede hatte ich zwar zuvor noch nie, doch da er mir auch nicht, wie der Hellste erschien, könnte das vielleicht klappen.

"Oh...na das hab ich ja noch nie gehört...wie komisch. Nun ja, doch wenn du das sagst...Gut, dann gehe ich jetzt.  Gute Nacht und süße Träume. "

Mir fiel ein Stein vom Herzen als er mit diesen Worten das Zimmer verließ.

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