Kapitel nr.5

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Ich wurde von einem gruseligen Knarren geweckt. Es hörte sich an, als ob man über einen  Holzboden schleicht, versucht dabei ja keine Geräusche zu machen und dann doch auf irgendeine ungünstige Stelle im Boden tritt, sodass ein Knacken oder Knarren entsteht. Langsam drehte ich mich in die Richtung aus der das Geräusch kam. Ich rieb mir die Augen und musste ein paar mal blinzeln, um ein einigermaßen scharfes Bild vor meinen Augen zu bekommen. Nun sah ich zwei Beine, die neben meinem Bett standen. Und es war unschwer zu erahnen, zu wem die gehörten. Als ich meinen Blick immer höher wandern ließ, bestätigte sich mein Verdacht. Aber was machte er hier schon so früh am Morgen? War es denn überhaupt schon morgens? Ich war eigentlich eine Frühaufsteherin  und immer schon so ca. 7 Uhr wach. Doch als ich in sein schiefes, vor Schadenfreude protzendes Grinsen sah, schoss es  mir wieder wie ein Blitz durch den Kopf. DIE STRAFE. Er wollte sie sich bis zum Morgengrauen ausdenken. Und jetzt musste es Morgengrauen sein. Plötzlich fühlte ich mich hell wach, als hätte man mir einen Eiseimer über den Körper gekippt.

„Na? Wie hast du geschlafen?“

„Gut.“, antwortete ich kurz. Mehr bekam ich auch gerade nicht heraus.

„Das ist schön. Weist du denn noch, warum ich heute so früh hier bin?“

„Eh…ja…die Strafe“ murmelte ich.

„Absolut richtig. Willst du sie hören?“

Am liebsten nicht. Aber zu groß war die Spannung.

„J-ja…“

„Okay. Also. Deine Eltern wissen nicht, was mit dir passiert ist, weder, wo du bist, noch ob du überhaupt noch lebst. Und vielleicht haben sie ja auch schon die Hoffnung aufgegeb-„

„SOLL DAS EIN WITZ SEIN?! MEINE ELTERN WÜRDEN NIE DIE HOFFNUNG AUFGEBEN! SIE WÜRDEN ALLES FÜR MICH TUN, EGAL WAS. UND SIE WERDEN SO LANGE NACH MIR SUCHEN, BIS SIE MICH FINDEN! UND SIE WERDEN MICH FINDEN!!!“

Nun konnte ich mich nicht mehr zurückhalten. Dieser Psycho glaubt doch nicht tatsächlich, dass mich meine Eltern einfach so aufgeben?! Nun musste ich damit rechnen, dass er sich wieder einmal von mir „beleidigt“ fühlt und somit eventuell die Strafe noch härter wird, doch ich konnte doch nicht zulassen, dass so jemand über meine Eltern urteilt!

„SO REDEST DU NICHT MIT MIR! Das musst du anscheinend noch lernen. Und das wirst du auch. Denn wenn du erst mal die Strafe erfüllt hast, wird es dir leid tun, so mit mir geredet zu haben, kleines Fräulein.“

Boar, wie ich es hasste, so genannt zu werden. Ich mochte es schon nicht, wenn meine Eltern mich so nannten. Doch aus seinem Mund klang es tausend mal hässlicher.

„Also gut. Ich hab keine Angst vor deiner Strafe.“ Dabei setzte ich Strafe mit meinen Fingern in Anführungszeichen.  Ob das jetzt so schlau war? Wird mein Kopfkino nun doch wahr werden? Mich durchzog ein kalter Schauer, als mir die Bilder wieder erschienen.   

„Oh oh. Das wollen wir doch mal sehen… Du sollst als Strafe einen Abschiedsbrief an deine Eltern verfassen. Und wenn du willst kannst du auch noch ein paar an deine geliebten Freunde schreiben. Er wird dann anonym zu dem Haus deiner Eltern geschickt. Ich hab dir ein paar mehr Blätter mitgebracht, falls du ein paar Versuche brauchst.“ am Ende des letzten Satzes zwinkerte er mir zu.

„Hier“, sagte er und  klatschte den Papierstapel mit einem Füller dazu auf mein Bett. Er ging in Richtung Zimmertür, doch bevor er endgültig aus dem Zimmer ging, sagte er noch :

„Ach ja und, ich würde dir raten, dass du dir Mühe gibst. Steck ordentlich Herzschmerz mit rein. Ich kontrolliere ihn dann. Wenn du dir nicht genug Mühe gibst, muss ich wohl die Strafe um einiges erhöhen.“

Er schloss die Tür hinter sich. Ich saß mit offenem Mund aufrecht auf meinem Bett. Erst jetzt fing ich an, alles richtig zu realisieren. Und schon liefen die Tränen ununterbrochen meine Wangen hinunter. Soll ich meinen Eltern jetzt etwa alle Hoffnungen die sie noch haben nehmen und ihnen vormachen, dass ich mich umgebracht habe???  Sie werden sich doch so viele Vorwürfe machen und überlegen, was sie falsch gemacht haben. Aber sie haben nichts falsch gemacht! Sie sind perfekte Eltern!!! Ich fing an laut zu weinen, nahm den Papierstapel und warf ihn so dolle ich konnte gegen die Zimmertür. Langsam sackte ich auf dem Bett zusammen.

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