Spuren

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Schmerz und ein Lächeln. Vertrauen. Flüssiges Leben. Interdependenz und Korrelation.


Castiel hasste das erste Mal, als Dean Spuren auf ihm hinterließ.


Sie brauchten das Blut eines gefallenen Engels, um die Leviathane zu besiegen.
Die Engelsklinge schimmerte vor ihnen auf den Tisch. Castiel hatte sie dort hingelegt. „Ich bin immer gern bereit für die Winchesters zu bluten", sagte er ohne Unterton und mit einem Lächeln auf den Lippen, „Aber ich werde keine Gewalt mehr anwenden, auch nicht gegen mich selbst." Seit der Engel Sams Qualen auf sich genommen hatte, wollte er nicht mehr kämpfen. Es war als suche er nach Frieden, um die Pein in seinem Inneren zu lindern.

Er streckte Dean seine Hand entgegen, dieser nahm zögernd die Schnittwaffe. Sie sahen sich in die Augen. Grün in blau, blau in grün. Stille. Dann nahm Dean die ausgestreckte Hand in seine eigene und öffnete sie, offenbarte die verletzliche Innenfläche. Kaum wahrnehmbar verzog Castiel das Gesicht, als Dean die Klinge ansetzte und in seine Haut schnitt. Bereits nach ein paar Sekunden schloss sich die Wunde wieder.

„Ich heile sehr schnell", erklärte Castiel überflüssigerweise. Dean hielt noch immer seine Hand. Es stimmte, Castiels Hülle regenerierte mit überraschender Geschwindigkeit trotz der himmlischen Klinge. Sein Körper erholte sich, aber heilte auch sein Geist? Würde der Engel jemals wieder der alte sein, nach allem was geschehen war?

In der alten Kupferschale befanden sich gerade einmal zwei Tropfen Blut. „Das ist nicht genug." Eine trockene Feststellung. Doch Castiel hatte recht. Für ihr Vorhaben würde diese geringe Menge bei weitem nicht ausreichen. „Nimm meine Pulsader."
„Was? Nein, ich werde dir ganz sicher nicht die Pulsader aufschneiden!" Dean schien von dem Vorschlag nicht sehr angetan zu sein. Aber welche Alternativen blieben ihnen?
„Dean, du weißt, es wird mich nicht töten."

Schmerzerfüllt keuchte Castiel auf. Mittlerweile konnte er es nicht mehr verbergen. Er hatte aufgehört zu zählen. Immer wieder fügte der Jäger ihm dieselbe Wunde zu, die wenige Tropfen Blut preisgab und sich dann wieder schloss. Castiel wollte, dass es endlich aufhörte. Nicht weil er es nicht mehr ertragen konnte, sondern weil er spürte, dass es Dean weitaus mehr weh tat als ihm selbst. Keiner von ihnen konnte den anderen verletzen ohne sich selbst weh zu tun.


„You know me, always happy to bleed for the Winchesters."
Castiel 7x21



Musik dazu:
Even If It Hurts – Sam Tinnesz
Wounded – Femke
Cocoon – Milky Chance

For the first time (Destiel Oneshots)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt