Flughäfen waren schon immer das reinste Chaos. Alle stürmen gleichzeitig aus dem Flugzeug, als gäbe es etwas gratis. Es entsteht Gedrängel, Männer in Anzügen telefonieren wie verrückt und klappen ihre Laptops zu, die sie hoffentlich in den Flugzeugmodus geschalten haben, um die Sicherheit zu erhöhen. Aber wie es meist so ist, denkt daran nur die Hälfte, die andere schert sich nicht um die Sicherheit und geht anscheinend unnötige Sicherheitsrisiken ein, egal, wie gering diese auch sein mag. Melissa und ihre seit kurzem feste Freundin Anne steigen zum Schluss aus, um sich den Stress und den Andrang zu vermeiden, vor allem, wenn es um die Koffer geht, auf die sich alle stürzen wie Wahnsinnige. "Flüge aus Deutschland. Ein Land, in welchem alle keine Zeit haben und sich beschweren, weil der Bus zwei Minuten zu spät kommt. Ich denke, die australische Bevölkerung wird da wesentlich entspannter sein." Sie streicht sich eine rote Haarsträhne aus dem Gesicht und schlingt ihre Hand in die von Anne. Ihr war dieser Unterschied egal. Sie ist reich, unsterblich, trägt Designerklamotten und Anne hat einen sehr lässigen Lebensstil. Turnschuhe, lässige Hosen, ein weißes Shirt, aber was spielt das für eine Rolle? Anne mit ihren schwarzen, lockigen Haaren, den Augen, die so viel Stärke in sich tragen und blau und tief sind wie ein klarer Ozean. Aber Anne geht es nicht viel anders. Melissas unsterbliche Schönheit fasziniert sie ebenso sehr und lässt sie viele Sorgen vergessen. Die Blässe der Vampirin ist nicht von dieser Welt. Die roten, langen Haare strahlen wunderschön und hell und verbreiten einen angenehmen Duft, den Anne nicht identifizieren kann. Nur eines weiß sie: Dieser Duft fesselt sie, wie diese Frau sie fesselt. Dann noch diese strahlenden, grünen Augen, ihre schlanke, schöne Gestalt. Melissa hat eine Anziehungskraft, die nicht normal sein kann. Anne hatte schon ein Auge auf ein paar Leute geworfen, aber Melissa? Sie ist eine Dimension, die sie sich nicht ausmalen kann. Wie es wohl sein wird, mit ihr? Werden sie romantische Nächte in Sydney teilen? Und wird sie vielleicht sogar Melissa ihr Blut anbieten, welches frischer ist, ihre Liebe beherbergt, ihre Zuneigung und Leidenschaft? Beiden schießen unausgesprochene Fragen durch den Kopf. Einige teilen sie, einige unterscheiden sich, aber sie hatten Zeit, viel Zeit. Es ist für Melissa nur eine schwierige Frage, ob sie den zulassen könne, dass Anne eines Tages stirbt, alt und krank wird, gebrechlich und verletzlich. Schönheit und Seele verblasst und stirbt eines Tages. Aber erst einmal müssen beide wohl eine Weile zusammen sein, sich der Hürde der Beziehung stellen. Wenn sie diese gemeistert haben und Fuß gefasst haben, war es an der Zeit, Dinge zu klären, die sie klären müssen.
Ihre Koffer schnappen sie sich im Flughafen auf einem Rollband, dass zu groß erscheint für ihre Verhältnisse. Auf dem Weg nach draußen rempelt eine telefonierende Frau Anne an der Schulter, ohne sich wenigstens kurz zu entschuldigen. Anne stört das nicht. Sie arbeitet schließlich in einer Bar, da hat sie verschiedenste Menschen, auch recht schwierige Personen, die sich über ihr Leben ausheulen oder auf dem Boden erbrechen.
Über ein Taxi brauchen sich die beiden keine Sorgen zu machen, hier gibt es genug. "Lass uns einfach eines nehmen und nicht so lange über Geld nachdenken", grinst Melissa Anne an, die schon sagen wollte, dass man die paar Kilometer laufen kann. "Genieße es einfach, Anne. Ich liebe dich und Geld spielt keine Rolle. Ich überhäufe dich nicht mit tausenden Euro, aber ich gebe uns ein Leben, eine glückliche Zukunft, ohne Geldsorgen. Ich weiß, du lebst in einem Studentenheim und bist knapp bei Kasse. Ich helfe dir in der Not aus, dass solltest du wissen." Sie haucht der sterblichen Geliebten einen Kuss auf die Wange, welche darauf leicht rot anläuft. "Ich nehme kein Geld an. Mein Leben stemme ich schon irgendwie." Ein wenig schlecht fühlt sich Anne dennoch. Melissas Reichtum. Nutzt sie diesen aus? Sie hat das Gefühl, sie tut dies. Allein dieser Urlaub hier zeugt schon davon. "Jetzt denke nicht zu viel über Geld nach, Liebste. Steig in das Taxi, ich gebe dem Fahrer die Adresse. Ich will, dass wir unseren ersten Urlaub genießen, in vollen Zügen, mit allem, was wir uns geben können und zu geben haben." Anne steigt gespielt schmollend in das Taxi. Der Fahrer scheint ein Herr Mitte vierzig zu sein. Er ist wohl ein Afroamerikaner oder Afrikaner, auf jeden Fall spricht er fließend Englisch und hat weiße Zähne mit einem freundlichen Lächeln. Er nimmt die kleine Notiz aus der Hand Melissas. "Gute Güte, hast du kalte Hände, Mädchen", merkt er vorher noch an. Tja, wenn er wüsste, was Melissa ist. "Die Adresse ist etwa zwanzig Minuten zu Fuß von der Hauptstadt entfernt. Ist glaube ich ein Hof oder eine Farm. Besucht ihr jemanden?" Er scheint neugierig und interessiert. "Ja. Wir besuchen die Eltern meiner Freundin. Sie haben sich für ein Leben als Aussteiger entschieden", antwortet sie mit einem Nicken. "Na dann. Ich packe eure Koffer in den Kofferraum und dann geht es los. Ich rauche nur noch schnell eine. Setzt euch schon einmal hinein, ja?" Melissa nickt wieder und erntet ein lächeln, ehe sie sich in das Taxi setzt, neben ihre Freundin und eine Hand auf ihrem Oberschenkel legt, um diesen zu streicheln. "Aufgeregt?"
"Ein wenig. Eigentlich weiß ich nicht, ob ich mich freuen soll oder nicht. Ich war als Kind oft allein, ich habe mich vernachlässigt gefühlt, im Stich gelassen ab und an. Sie sind beide nett, aber..." Anne seufzt schwer aus. "Ich wünschte, ich hätte einfach mehr Zeit mit ihnen gehabt. Und dann sind sie verschwunden nach Australien. Liv wollte ich nicht allein lassen, sie ist meine beste Freundin und benötigt meine Hilfe. Ich mag das Landleben auch nicht, wie meine Eltern es mögen. Sie scheinen sich danach zu sehen." Melissa hört aufmerksam zu und schaut sie dabei sehr genau an. Annes Mimik wirkt etwas traurig, was auch nicht weiter verwunderlich ist. "Ich verstehe deine Gefühle, Anne. Das Leben ist nicht immer ein wunderschöner Traum. Sieh dir Liv an, sie dir deine Vergangenheit an. Meine Eltern haben mich zeitig verlassen, sie sind beide tot und haben mir Reichtum hinterlassen. Aber all das Geld macht nicht glücklich. Nimm die Dinge, wie sie sind, du kannst die meisten ohnehin nicht ändern. Ich kann das Loch in dir nicht schließen, aber ich werde für dich da sein, mit Herz, Seele und Körper, für alle Zeit." Anne lässt es kurz auf sich wirken und schaut dann Melissa in die Augen. Es verstreichen einige Sekunden, ehe beide einfach ihre Augen langsam schließen, ihre Köpfe leicht schräg halten und ihre Lippen aufeinandertreffen lassen. Der Taxifahrer fährt eine Scheibe zwischen sich und seinen Gästen hoch. Er wollte die beiden frisch verliebten nicht stören, die ihre Münder bereits geöffnet hatten und ihre Zungen miteinander vereinen. Unsterblichkeit und Sterblichkeit vereinen sich zu einem Kuss, der nichts ausdrückt als die Liebe zueinander. Ihr Urlaub hat gerade erst begonnen. Natürlich freuen sich beide auf den Besuch bei den Eltern, aber die Zeit danach wird wohl noch schöner. Sie beide in Sydney, eine Woche lang. Und diese Woche würden sie in etwas magisches verwandeln, dass wussten beide instinktiv. Wie magisch es wird, weiß keiner von den beiden, nur, dass es wunderschön und unvergesslich wird.Geschichte verfasst von BloodyKiri im Auftrag von Laura Heift.
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liebe hält für immer GirlxGirl Wird Überarbeitet
RomanceFür die vier kann das Leben nicht schöner sein. Melissa, die unsterbliche Vampirin ist verliebt und mit Anne zusammen. Damon liebt Liv bedingungslos, trotz ihrer täglichen Einschränkungen. Es scheint, als verstehen sich alle prächtig, alle lieben si...