Was gibt es schon besseres, als mit dem tollsten Mann der Welt essen zu gehen und dazu noch chinesisch? Liv hatte sich wie üblich mit ihrem Lieblingsessen überschätzt und zu viel gegessen. Damon hat erstaunlich wenig gegessen. Er meinte, er habe generell nicht so viel Hunger. Liv dachte sich nichts dabei, schließlich benebelt dieser Mann ihren klaren Verstand. Anders herum ist es wohl genauso. Statt zu essen, haben sich die beiden einfach schweigend angesehen. Es war der Austausch von so vielen Gefühlen und Botschaften, ohne, dass auch nur ein Wort gesprochen werden musste oder sich viel bewegt werden musste. Beide konnten gegenseitig aus ihren Augen lesen, was sie denken. Liebe.
Das Ende vom Lied des Festmahls der lieben Liv, die sich viel zu sehr mit Nudeln und überbackener Ente übernommen hatte, war, dass sie nach Hause geschoben werden musste. „Mein Magen ist immer noch voll“, flüstert sie Damon zu. Beide sitzen auf der gemütlichen Ledercouch, die logischerweise ein halbes Vermögen gekostet hat. Schließlich gehört sie auch Melissa, die sich nicht viel um Geld schert. „Du hast aber auch viel gegessen. So viel isst du sonst nie.“ Damon grinst einfach nur, während Liv in ihrer Schlafkleidung auf der Couch liegt und der blasse Grabpfleger ihre Füße mit einer ergiebigen Hautlotion massiert. Viel fühlt Liv nicht mehr. Die Lähmung raubt ihr beinah sämtliches Fühlen in den Beinen, aber auch nur beinah. Winzige Impulse von Damon sind spürbar, wenn sie sich darauf konzentriert, sich fokussiert. Ihr Blick ruht auf seinen Händen, die so sorgsam und gefühlvoll sind, wie das Streichen des Windes über die eigene Haut. Seine Hände sind wie er etwas kühl und manchmal fragt sich Liv, ob Melissa und Damon nicht einen gemeinsamen Modeklatsch haben. Blass, kühl. War das nicht mal vor langer Zeit bei den Adeligen modern und galt für Reichtum und einen gehobenen Stand? Wieso kommt sie auf solche Gedanken gerade? „Denkst du nach, Liv? Ich sehe es dir an. Immer, wenn du in deinem Kopf bist, wirst du außerordentlich still. Deine Mimik wird ungewohnt neutral. Ist alles in Ordnung?“ Liv lächelt ihn an, auch, wenn sie immer noch ihren Gedanken nachhängt. „Ich habe nur darüber nachgedacht, wieso du so eine blasse kühle Haut wie Melissa hast. Das ist alles. Ich bin darauf gekommen, dass ihr Adelige sein müsst.“ Damon massiert weiter, scheint sich dazu aber nicht weiter zu äußern. Innerlich aber klopft sein Herz. Wenn er erzählt, was er ist, wird Liv ihn für ein Monster halten oder ein Psychopath, wahrscheinlich sogar beides zur selben Zeit. „Damon? Jetzt bist du nachdenklich. Was ist mit dir?“ Die Mimik der glücklichen Frau verwandelt sich in eine fragende, besorgte Mimik. Hat sie einen Wunden Punkt getroffen? Ist Damon vielleicht sogar schwer krank? „Wenn ich es dir erzählen würde, hältst du mich für absolut bescheuert. Und ich werde nicht zulassen, dass ich dich verliere.“
„Aber Damon“, protestiert Liv ein wenig. Was hat er nur? „Was ist mit dir? Glaubst du, ich verlasse dich, weil du anders bist oder vielleicht sogar krank bist? Selbst wenn du in deiner Vergangenheit drei Menschen getötet hättest, würde ich dich nicht verlassen. Warum sollte ich? Ich bin glücklich mit dir.“ Ihr Arm streckt sich vor, langt jedoch nur bis zu seinem Arm, welchen sie streichelt. Langsam, zärtlich, so voller Gefühl, wie es jeden Tag in ihren Augen geschrieben steht. „Ich bin kein Mensch, Liv.“ Die Antwort kommt wie aus der Pistole geschossen, als wolle er diesen Akt schnell hinter sich bringen und nicht viel Zeit mit dem verbringen, was er eigentlich ist, was Melissa ist und was er getan hat. Er kann sich immer noch nicht selbst verzeihen. Wie könnte er auch? „Kein Mensch? Höre mal, Damon. Ich halte diese Welt nicht wie viele andere für einen wissenschaftlichen Erdball, in dem es nur Beweise gibt und alles andere nicht existieren kann, weil es angeblich wissenschaftlich nicht möglich sei. Natürlich wäre es außergewöhnlich zu hören, was du bist, etwas anderes, aber ich glaube wie Anne an übernatürliches. Werwölfe, Vampire, Wendigos und was es nicht alles gibt. Du kannst es mir erzählen, Damon. Was bist du?“ Er stoppt die Massage und knirscht mit den Zähnen ein paar Sekunden, ehe er mit der Sprache herausrückt. „Ein Vampir“, antwortet er ebenso kurz, wie er schon vorher geantwortet hat. „Wirklich?“ Damon nickt nur auf die Frage von Liv. „Blasse Haut? Spitze Zähne? Blut trinken? Glitzerst du auch?“ Jetzt schaut Damon sie verwundert an. „Glitzern? Wir sind keine Vampire wie aus dieser komischen… ich will es nicht Filmreihe nennen“, meint er nur leise. Er ist nicht unbedingt stolz, vampirisch zu sein, aber dennoch hat auch er seinen Stolz. Glitzern im Tageslicht. Wer kam bitte bei einer Filmproduktion auf so eine absolut bescheuerte Idee, die ihn und sämtliche seiner Art zu Kindergartenfiguren werden lässt? „Brauchst du mein Blut?“
„Bitte was, Liv?“ Damon ist durchaus überrascht. Nicht, weil Liv einfach so ihm ihr Blut anbietet, aber es kommt keine Rückfrage, kein Zweifeln, kein nachstochern, gar nichts. „Ich meine, warum solltest du mir den Scheiß glauben?“ Liv lächelt breit. „Anne und ich sind seit dem Kindergarten befreundet und unzertrennlich. Sie erzählte mir, was Melissa ist, also wurde mir schnell klar, dass du auch ein Vampir sein musst.“ Damon schüttelt den Kopf aus Verwirrung. Hatte sie es die ganze Zeit über gewusst? „Warum hast du nichts gesagt?“
„Ich wollte es aus deinem Mund hören von deinen Lippen, Damon. Du hattest Angst, oder? Anne erzählte mir auch, dass Melissa wahnsinnig panisch wurde, als sie vom Vampirismus erzählte. Wer glaubt einem schon und will mit jemandem zusammen sein, der einen vielleicht mal im Wahn des Blutrausches tötet? Ich will es, mit dir. Anne will es mit Melissa, trotz der Tatsachen. Liebe hält schließlich für immer, nicht wahr? Egal was wir sind, wieso wir so sind und so geworden sind. Wir lieben doch den Menschen oder Vampir, der vor uns sitzt und uns verzaubert, die Augen verdreht. Ist dem nicht so, Damon? Oder liebst du mich auch weniger, weil ich nie wieder laufen kann und für immer im Rollstuhl sitze?“ Diese Frau… Damon wird noch wahnsinnig. Wie kann man nur so herzensgut sein, so verständnisvoll und offen? Selbst für Dinge, die andere für unnatürlich halten oder vor denen sie Angst haben. Er haucht nur ein Einfaches Danke aus, welches an Livs Ohr drängt. Diese kann aber nicht mehr antworten, schon ist sie in einem leidenschaftlichen Kuss gefangen. Damon lies die Frage mit dem Blut trinken unbeantwortet, obwohl er die Antwort darauf kennt. Niemals würde er von Liv Blut trinken. Wie könnte er sich anmaßen, die Frau zu verletzen, die er liebt? Er könnte es niemals. Nie.
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liebe hält für immer GirlxGirl Wird Überarbeitet
RomanceFür die vier kann das Leben nicht schöner sein. Melissa, die unsterbliche Vampirin ist verliebt und mit Anne zusammen. Damon liebt Liv bedingungslos, trotz ihrer täglichen Einschränkungen. Es scheint, als verstehen sich alle prächtig, alle lieben si...