4 Kapitel

30 2 0
                                    

„Miss. Hören Sie. Ich kann Ihnen nicht einfach ein Zimmer verfrüht geben. Sie haben in exakt seiner Woche bei uns die Suite gemietet. Wir sind voll besetzt, Ma'am.“ James hatte sie vor dem Hotel verabschiedet, nachdem er die beiden hierhergefahren hatte. Anne hatte vor dem Hotel dann fast eine halbe Stunde mit Melissa diskutiert, dass dieses Hotel etwas zu teuer sei, als dass sie einfach so ohne Gegenleistung hier Zeit mit ihr verbringen könnte. Zudem brachte sie das Argument, dass dies doch Geldverschwendung sei und man es sinnvoller investieren könne. Melissa setzte schlussendlich ihren Willen durch. Ihr persönlich war es egal, ob sie alles bezahlt. Ihr Erbe ist so riesig gewesen, dass sie locker ihr ganzes Leben im besten Hotel in Dubai verbringen könnte oder sogar viel mehr. Melissa ist verliebt. So verliebt, dass sie Anne die Welt kaufen würde, was sie aber nicht tun wird, da Geld allein nicht glücklich macht. Nur ein was würde ihr Leben endgültig zauberhaft gestalten: Anne als unsterbliche Vampirin, als ihr Abkömmling, ihre Schöpfung, ihre große, ewige Liebe, ihre Seelenverwandte.
Anne sieht sich um. Der Marmorboden allein ist schon wieder mehr wert als alles, was sie besitzt. Sie kommt sich fehlplatziert vor mit ihrer ausgefransten Jeans mit den weißen Turnschuhen, ihrem weißen Shirt samt dem uralten Rucksack. Ein paar Gäste beäugten sie schief, aber das Personal schien nicht sonderlich beeindruckt, wie sie und Melissa aussahen. Gäste sind nun einmal Gäste und zahlende Gäste sind gute Gäste, die sich auch wohlfühlen wollen. „Gute Güte…“ Melissa knallt etwas entnervt eine goldene Karte auf den Tisch. Es ist keine Kreditkarte, keine Geldkarte, aber was genau es ist, lässt sich von Anne nicht wirklich feststellen. Der Rezeptionist in Anzug und jungem, lockeren Aussehen prüft die Karte und schaut mehrmals zwischen der Karte und Melissa hin und her. „Ehm…“, meint er kurz und zieht ein grüblerisches Gesicht. Das ist doch nicht etwa…? „Verzeihen sie, Miss Clarfield. Ich wusste nicht, dass Sie uns persönlich besuchen. Sie haben einen anderen Namen angegeben im System.“ Er vergleicht Karte und System, prüft einige Daten panisch. Anne schaut verwirrt zu Melissa, die einfach nur grinst. „Ich habe etwas gelogen mit meinem Erbe, Anne. Entschuldige. Meinen Eltern gehörte eine Hotelkette, die sich in den USA, Australien und Amerika sowie England angesiedelt hat. Als sie starben, ging ihr Erbe auf mich über.“ Ihr lächeln verwandelt sich in einen ernsten Blick. „Ich bin nicht stolz darauf, dass ich das alles geerbt habe. Häufig wird mir vorgeworfen, ich habe meine Eltern umgebracht, damit ich mir ein traumhaftes Leben in Saus und Braus geben kann. Diese Menschen haben alle keine Ahnung wie es ist, seine Eltern tot zu sehen, sie sterben zu sehen. Ich habe noch heute die Unfallbilder in meinem Kopf. Sie brennen dort bis heute und haben mein Herz befleckt. Doch du hast diesen Fleck wieder gereinigt. Nimm dies einfach alles einfach, wie es ist.“ Anne hört genau zu und scheint noch etwas schiefer zu schauen. Nicht nur, dass Melissa unsterblich ist, ein Vampir ist und unglaublich heiß ist, ihr gehört auch noch eine ganze verdammte Hotelkette, die so viel Geld einbringt, dass man seine Pflastersteine vor dem Haus vergolden könnte und es würde das Konto nicht interessieren. „Solange wir nicht immer in Luxus leben. Es ist so… unangenehm“, teilt Anne ihr leise mit. „Mach dir mal keinen Kopf. Das ist unser Urlaub. Zu Hause ist nicht alles wie hier. Ich will einfach uns eine komplett schöne Zeit bescheren, von vorn bis hinten. Nicht doppeldeutig denken, Anne.“ Melissa zwinkert mit einem Auge ihr zu und kassiert dafür einen freundschaftlichen Schlag auf den Arm. „Du bist blöd, Melissa.“ Ihre Neckerei wird durch den Rezeptionisten unterbrochen. „Wenn dem so ist, haben wir noch eine luxuriöse Suite für Sie und ihre Begleitung im obersten Stockwerk. Zimmer 412.“ Er dreht sich zu seinem Schlüsselfach und holt den passenden Schlüssel heraus, welchen er Melissa übergibt. „Ihre Koffer werden sofort von unserem Personal nach oben gebracht, Miss Clarfield.“ Melissa schüttelt nur mit dem Kopf. „Nicht nötig, danke. Wir schaffen das auch allein. Aber vielen herzlichen Dank.“ Sie grinst, ist aber wohl darauf bedacht, nicht ihre vampirischen Zähne zu präsentieren, obwohl die Menschen eher so gestrickt sind, dass sie Melissa einen Klatsch für Vampire anhängen würden, anstatt an die Existenz dieser mächtigen Wesen zu glauben. Menschen sind so einfältig und glauben nur an die Wissenschaft. Anne ist da eine riesige Ausnahme, die Melissa schon beim zweiten Date als Vampirin bezeichnete. „Nun… Dann wünsche ich Ihnen beiden einen angenehmen Aufenthalt. Sollten Sie Fragen haben oder sonstige Anliegen, stehe ich Ihnen gerne zur Verfügung.“ Die beiden bedanken sich freundlich, nehmen dann Kurs auf den Fahrstuhl.  Innerhalb des Fahrstuhls ist alles blitzeblank, edel ausgekleidet. Sie fahren hinauf in die elfte Etage. „Ich bringe dich so um“, flüstert Anne scherzhaft. Dieser Urlaub wäre ihr im ganzen Leben nicht gegönnt gewesen. Nicht mit diesen Umständen und nicht mit dieser Frau. Doch jetzt gehören die beiden zusammen, für ein ganzes Leben, so denkt zumindest Anne, die gar nicht daran denkt, dass Melissa sie nicht gehen lassen wird. „Umbringen? Oh Anne.“ Sie lacht kurz und haucht ihr einen Kuss auf die Wange. „Warte nur, bis du unser Zimmer siehst. Aber bitte ramme mir keinen Pflock in mein Herz, ja?“ Melissa lächelt sie schief an, Anne grinst zurück. Sie will gar nicht wissen, welches Zimmer die Eigentümerin einer ganzen Hotelkette für sie beide ausgesucht hatte. Aber trotzdem freut sie sich auf den Urlaub mit Melissa. Ihr gemeinsamer Urlaub und niemand würde sie stören. Keine Liv, kein Damon, kein Professor an der Universität, einfach niemand.

liebe hält für immer GirlxGirl Wird Überarbeitet Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt